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Nahaufnahme von zwei Händen, die hinter dem Rücken zusammengefaltet sind
10.10.2023

Fast 100 Millionen Mädchen droht Zwangsheirat

Hamburg, 10.10.2023 – 

Nirgendwo auf der Welt haben Mädchen und junge Frauen uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit über ihren Körper, ihre Sexualität und ihre Familienplanung. Der neue Bericht von Plan International Deutschland „Her Body, Her Choice - Zugang von Mädchen zu ihren sexuellen und reproduktiven Rechten weltweit“ anlässlich des Welt-Mädchentags zeigt, dass nur gut die Hälfte aller Mädchen und Frauen auf der Welt autonom über ihren eigenen Körper entscheiden kann. „Das hat gravierende Konsequenzen. Allein im Jahr 2022 wurden zwölf Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet,“ so Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. „Wird diese Entwicklung nicht gestoppt, droht rund 100 Millionen Mädchen weltweit bis 2030 die Zwangsheirat,“ erklärt Hartkopf. 

Es bleiben nur noch wenige Jahre, um die Gleichstellung der Geschlechter, das Nachhaltigkeitsziel 5, zu erlangen. Bisher sind aber erst gut 15 Prozent erreicht. Wenn nicht deutlich mehr Mittel und Anstrengungen für das wichtige Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte aufgebracht werden, droht das Ziel klar zu scheitern, auf Kosten aller Mädchen weltweit.

Sollte die jetzige Entwicklung anhalten, wird es jüngsten UN-Schätzungen zufolge noch 300 Jahre dauern, bis Frühverheiratungen abgeschafft sindKrisen, Katastrophen und Folgen von Klimawandel führen mancherorts sogar zu Rückschritten. In Ländern mit einem geringen und mittleren Einkommen leben derzeit mehr als eine Milliarde Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren, doch nur jede dritte Frau dort hat Zugang zu modernen Verhütungsmitteln. Besonders für junge Frauen sind die Folgen gravierend: Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt gehören zu den häufigsten Todesursachen für Mädchen, weil ihre Körper dafür noch nicht ausgereift sind. Allein in den Ländern südlich der Sahara, eine der ärmsten Regionen der Welt, gab es 2021 unter den 15- bis 19-Jährigen 6,1 Millionen Geburten. 

Frühverheiratungen bedeuten das abrupte Ende einer Kindheit und sorgen für viel psychisches Leid und häufig auch Gewalterfahrungen. Sie haben auch zur Folge, dass Mädchen das Recht auf Bildung und Berufsperspektiven und somit ein selbstbestimmtes Leben genommen werden. Viele der betroffenen Mädchen kommen sogar nie mehr aus der Armutsspirale heraus. Wenn unverheiratete Mädchen und junge Frauen ein sicheres Verhütungsmittel haben wollen, erleben sie oft Scham, Stigmatisierung und Ablehnung. 

Es gibt aber auch einige Lichtblicke: Die Geburtenrate bei Mädchen und jungen Frauen weltweit sinkt seit Jahren. Waren es bei der Gruppe der 15- bis 19-Jährigen im Jahr 2000 noch mehr als 64 Geburten pro 1.000 Frauen, sind es mittlerweile noch gut 41. Außerdem infizierten sich 2022 weniger Mädchen und junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren mit HIV als noch vor einem Jahrzehnt. In den Ländern der südlichen Sahara, wo sich mit großem Abstand die meisten Mädchen infizieren, gingen die Zahlen innerhalb von zwölf Jahren (2010-2022) immerhin um 53 Prozent zurück. Weltweit stieg auch der Anteil der Schulen mit nach Geschlecht getrennten Sanitäranlagen von 56 Prozent im Jahr 2010 auf 78 Prozent im Jahr 2019.  Das ist positiv, denn sichere Toiletten sind die Voraussetzung dafür, dass Mädchen zum Beispiel auch während ihrer Menstruation zur Schule gehen können und weniger Gefahr laufen, Opfer von sexualisierten Übergriffen zu werden. 

Der Zugang zu sexuellen und reproduktiven Rechten ist vor allem für Mädchen ein Schlüssel, wenn Geschlechtergerechtigkeit bis 2030 erreicht werden soll. Plan International fordert deshalb, dass in der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik bei allen Strategien und Maßnahmen zur Stärkung dieses Bereiches ein expliziter Fokus auf Mädchen und junge Frauen gelegt wird. Mika Jartwig, Mitglied im Jugendbeirat von Plan International Deutschland: „Junge Menschen müssen aktiv bei diesem Thema mitreden und eigene Entscheidungen treffen können, vor allem eben Mädchen und junge Frauen. Außerdem müssen sie entsprechende Unterstützung erhalten, da ihnen oft der Zugang zu Bildung, und zu guter Aufklärung fehlt und sie zudem durch etablierte Rollenbilder daran gehindert werden, überhaupt mitreden und entscheiden zu können.“

Der Bericht „Her Body, Her Choice - Zugang von Mädchen zu ihren sexuellen und reproduktiven Rechten weltweit“ steht auf der Webseite von Plan International Deutschland als Download zur Verfügung


Weitere Informationen: 

Plan International Deutschland e.V., Kommunikation, Bramfelder Str. 70, 22305 Hamburg

  • Alexandra Tschacher, Teamlead Media Relations, Tel. 040 60 77 16 - 285, presse@plan.de
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