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Monalisa, 15, aus Bangladesch konnte ihre eigene Ehe verhindern, nachdem sie an einem Projekt von Plan teilgenommen hat.
Monalisa, 15, aus Bangladesch konnte ihre eigene Ehe verhindern, nachdem sie an einem Projekt von Plan teilgenommen hat.

Zwangsheirat jetzt stoppen

Nach Angaben von UNICEF wurden 650 Millionen der heute lebenden Frauen weltweit vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Ein Drittel von ihnen waren bereits mit 15 Jahren verheiratet. Kinder-, Früh- und Zwangsheirat ist auf allen Kontinenten verbreitet, besonders aber in Afrika südlich der Sahara und in Südasien. Rund ein Drittel aller Frauen und Mädchen, die als Kind verheiratet wurden, leben in Indien.

Was bedeutet Zwangsheirat?

Was bedeutet Zwangsheirat?

Mit Einschränkungen definiert die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 ein Kind als einen Menschen unter 18 Jahren. Diese Definition wird inzwischen für viele internationale Abkommen genutzt und auch von Plan International vertreten.

Unter „Kinderheirat“ wird eine Ehe verstanden, in der mindestens eine:r der Eheleute noch keine 18 Jahre alt ist. In einigen Ländern tritt die Volljährigkeit formal vor dem vollendeten 18. Lebensjahr ein. Deswegen wird der Begriff „frühe Heirat“ verwendet.

Unter Zwangsheirat verstehen wir eine Ehe, zu der eine:r oder beide Eheleute, unabhängig vom Alter, keine volle und freie Zustimmung geben.

In vielen Ländern sind Mädchen von Zwangsehe betroffen, sobald sich ihr Körper entwickelt und sie ihre Menstruation bekommen. Zu diesem Zeitpunkt gelten sie als heiratsfähige Frauen.

Nicht nur Mädchen, auch Jungen werden früh verheiratet. Allerdings ist der Anteil der Mädchen erheblich höher. UNICEF geht davon aus, dass 115 Millionen Jungen und Männer vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet waren.

Die Vereinten Nationen bezeichnen die Zwangsheirat als eine "moderne Form der Sklaverei". Durch sie verlieren die Betroffenen vor der Volljährigkeit ihre Kindheit. So stellt die Zwangsheirat eine gravierende Kinderrechtsverletzung dar. Die betroffenen Mädchen sind gezwungen, die Schule vorzeitig zu verlassen und in ein Leben mit wenigen beruflichen oder persönlichen Perspektiven zu starten. Gleichzeitig steigt das Risiko für sie, in einer Zwangsehe Opfer von Gewalt oder Missbrauch zu werden.

Wo gibt es Kinderheirat?

Überall auf der Welt werden Minderjährige Opfer von Zwangsverheiratung. Das passiert besonders häufig in Ländern, in denen Kinder in Bezug auf Bildung und Wahrnehmung ihrer Rechte benachteiligt sind.

Den höchsten Anteil an Frauen, die vor ihrem 18. Geburtstag in einer Ehe leben, gibt es in Südasien. Dort sind es 44 Prozent, die früh verheiratet werden. Auch in Afrika gibt es viele Kinder, die von Zwangsheirat betroffen sind. Der Anteil variiert je nach Region. In der Region Subsahara Afrika werden 18 Prozent der Frauen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, im mittleren Osten und Nordafrika sind es 5 Prozent.

Innerhalb der Länder, in denen frühe Heirat praktiziert wird, gibt es teilweise erhebliche Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Gebieten: So werden in Äthiopien beispielsweise in der nördlichen Provinz Amhara 56 Prozent der Mädchen früh verheiratet, während es in der Hauptstadt Addis Abeba 12 Prozent sind.

Des Weiteren gibt es einen großen Unterschied zwischen den ärmsten und reichsten Familien eines Landes. So waren in Indien viermal mehr 20- bis 24- jährige Frauen aus den ärmsten Haushalten bereits mit 18 verheiratet als bei den Frauen aus den reichsten Haushalten.

Die Weltkarte verdeutlicht, in welchen Ländern wie viele Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden.

Video: Frühverheiratung in Mosambik verhindern

In diesem Video erzählt Angelina aus Mosambik, wie das Champions of Change-Projekt dabei hilft, Frühverheiratung in ihrer Gemeinde zu verhindern.

Warum werden Kinder zwangsverheiratet?

Gründe für Zwangsehen sind häufig innerhalb der Gesellschaft zu finden. Tradition und gesellschaftliche Zwänge, frühe Schwangerschaft und Armut sind die häufigsten Gründe, um eine arrangierte Heirat von Minderjährigen zu begründen.

Rolle der Gesellschaft

Rolle der Gesellschaft

Generell sind Kinder-, Früh-, und Zwangsehen ein Zeichen von Geschlechterdiskriminierung und dem Festhalten an traditionellen Rollenbildern. Mädchen wird weniger Wert als Jungen zugesprochen und ein Hauptgrund für die Frühverheiratung ist der Gedanke, dass ein Mädchen keine „Schande“ über die Familie bringen soll.

Eine Studie von Plan International in Westafrika ergab, dass Mädchen verheiratet werden, wenn sie nicht mehr in die Schule gehen. Wenn das Mädchen dann bereits pubertiert, wird sie als erwachsen angesehen und die Familie sieht die „Gefahr“, dass sie sexuelle Kontakte hat. Dies würde in patriarchalisch geprägten Gesellschaften jedoch außerhalb der Ehe eine Schande für die Familie bedeuten, erst recht, wenn das Mädchen schwanger wird. Um die Familie davor zu „schützen“, wird sie verheiratet.

„Wenn ein Mädchen seine Periode bekommt und ihr Körper entwickelt ist, ist sie erwachsen und bereit zu heiraten. Ein Junge muss ein paar Jahre warten, weil er die Reife langsamer erreicht als ein Mädchen.“ Village Chief, Mali 

Mädchen werden zudem erst von der Gemeinschaft als erwachsene Frauen anerkannt, wenn sie verheiratet sind und Kinder haben. Dieser gesellschaftliche Druck wird auch durch bereits verheiratete Gleichaltrige erzeugt. Eine große Rolle spielen dabei auch traditionelle Rollenbilder, die die in Westafrika sehr populären Filme aus Nigeria transportieren.

Auch in Lateinamerika versuchen die Mädchen häufig durch Ehe und Mutterschaft die Anerkennung als Erwachsene zu erreichen. Es kann aber auch sein, dass sie aufgrund gesellschaftlicher Zwänge wegen einer Schwangerschaft heiraten müssen.

Die Ehe versetzt eine junge Frau in einen anderen gesellschaftlichen Status. Insbesondere wenn sie schwanger ist und/oder Kinder hat, bekommt sie zudem mehr gesellschaftliche Anerkennung als vorher. In Indien sowie vielerorts in Südostasien erwarten viele Familien von ihren Töchtern, dass sie die traditionelle Rolle der Ehefrau und Mutter übernehmen. Ihre Aufgaben beschränken sich auf den Haushalt und die Erziehung der Kinder. Daher wird eine Grundbildung für die Töchter als ausreichend angesehen und erwartet, dass die Mädchen die Schule nach sechs bis acht Jahren verlassen.

Armut
Armut führt häufiger zur Zwangsehe

Armut ist ein wichtiger Grund für Zwangsverheiratungen. Aber die Tatsache, dass größtenteils Mädchen gegen ihren Willen verheiratet werden und nicht Jungen, zeigt, dass sich Kinderehen nicht nur durch Armut erklären lassen, sondern verschiedene strukturelle Gründe haben.

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Armut führt häufiger zur Zwangsehe

„Wenn du eine große Familie mit vielen Mädchen hast und du hast nichts zu essen […] und dann kommt ein reicher Mann und sagt dir, dass er eine deiner Töchter möchte. Was soll man dann tun? Sagst du nein zu ihm und schaust deinen Kindern beim Sterben zu oder willigst du ein und er nimmt deine Tochter mit und passt auf sie auf und du bekommst auch noch Geld?“ (Mutter in Niger)

Katastrophen verstärken das Risiko einer Kinderheirat
Katastrophen verstärken Kinderehen

Die Länder mit dem höchsten Anteil an Kinderheiraten gelten als fragil. 17 der 20 Länder mit den höchsten  Raten haben in den letzten Jahren Krisen wie Konflikte oder Katastrophen erlebt.

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Katastrophen verstärken Kinderehen

Wenn Kinderheirat schon vorher gesellschaftlich akzeptiert war, haben solche Krisen diese Tendenz noch verstärkt. In Flüchtlings- und Vertriebenengemeinden sind Mädchen und Frauen besonders gefährdet, Opfer von geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt zu werden.

Junge Frauen
Junge Frauen kaum beteiligt

In vielen Gesellschaften entscheiden der Vater und andere männliche Familienmitglieder, wen die Tochter heiratet. In Teilen Südostasiens ist es oft die Mutter, die die Hauptrolle bei der Heiratsvermittlung spielt.

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Junge Frauen kaum beteiligt

Die Mitsprachemöglichkeit der Tochter ist, wenn überhaupt vorhanden, meist sehr gering.

„Die Mädchen wollen nicht heiraten, aber ihre Eltern zwingen sie aus wirtschaftlichen Gründen dazu, ältere Männer zu heiraten. Das Mädchen ist vielleicht 14 Jahre alt und ihre Eltern verheiraten es mit jemandem, der 25 oder 30 Jahre alt ist und Land besitzt oder ein Auto oder einen Job hat.“ (Mädchen in Ecuador)

Was sind die Folgen einer Zwangsehe?

Zwangsverheiratung gleichzeitig Ursache und Konsequenz von mangelnder Bildung

Zwangsverheiratung: Ursache und Konsequenz von mangelnder Bildung
Der Bildungsgrad hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie früh Mädchen heiraten. So hat gut die Hälfte der 20- bis 24-jährigen vor ihrem 18. Geburtstag verheirateten Frauen in Lateinamerika keine oder nur Grundschulbildung. Der Anteil der als Kind verheirateten Frauen mit Sekundarschulbildung oder einem höheren Abschluss lag hingegen bei 18 Prozent.

Auch wenn ein Mädchen vorher zur Schule ging, nach der Zwangsverheiratung ist es sehr unwahrscheinlich, dass es seine Bildung fortsetzen kann. Die häuslichen Aufgaben nehmen einen sehr großen Teil des Tages in Anspruch. Meist folgt auf die Heirat eine Schwangerschaft, gerade auch weil es die Gesellschaft erwartet.

Frühe Schwangerschaft

Frühe Schwangerschaft
Gerade junge Mädchen sind trotz Pubertät körperlich nicht ausreichend auf eine Schwangerschaft vorbereitet. Dies kann zu Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt führen – eine der weltweit häufigsten Todesursachen von Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Ihr Becken zum Beispiel ist noch viel zu schmal. Dies kann dazu führen, dass die Geburt sehr lange dauert und das Baby nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Auch das Risiko für die Babys, untergewichtig oder zu früh zur Welt zu kommen, ist bei jugendlichen Müttern groß. Die Sterblichkeitsrate dieser Babys ist 50 Prozent höher als bei Neugeborenen von Müttern zwischen 20 und 30 Jahren.

“Wir wissen nicht, wie wir es verhindern können, schwanger zu werden. Niemand spricht mit uns darüber.“ (Mädchen in Paraguay)

Gewalt in der Ehe

Gewalt in der Ehe
Abgesehen von den gesundheitlichen Folgen einer Schwangerschaft müssen sich viele junge Ehefrauen den Schwiegermüttern und eventuellen Erstfrauen unterordnen. Sie werden beispielsweise herumkommandiert und müssen schwere Hausarbeit verrichten, ihr Leben lang. Das führt zu Konflikten, die häufig darin münden, dass die Ehemänner die jungen Mädchen schlagen, weil es sonst so aussehen könnte, als hätten sie ihre Frauen „nicht im Griff“.

So wird Gewalt oftmals angewendet, um das Mädchen zu kontrollieren und das Machtverhältnis in der Ehe zu demonstrieren. Eine Befragung in Nicaragua ergab, dass früh verheiratete Mädchen mehr Gewalt in der Ehe erfahren als Frauen, die bei ihrer Heirat über 18 Jahre alt waren. Dies gilt auch für einige Länder in Südasien und Afrika südlich der Sahara.

Ja, ich möchte Kindern helfen!


Was macht Plan International?

Wir unterstützen Jugendliche und ihre Organisationen bei ihrer Arbeit zur Abschaffung von früher Heirat und zur Geschlechtergleichstellung. Dabei bringen wir sie mit Entscheidungsträger:innen zusammen, um politische und gesellschaftliche Änderungen zu bewirken. Auf diese Weise konnten wir schon in einigen Ländern dazu beitragen, Kinderheirat per Gesetz zu verbieten.

Bildung gewährleisten

Wir tragen dazu bei, dass Schulen für Kinder und Jugendliche erreichbar sind und ihnen die hochwertige Bildung und Förderung bieten, die sie brauchen. Eltern versetzen wir in die Lage, auf die Mitarbeit ihrer Kinder weitestgehend verzichten zu können, so dass die Kinder Zeit haben zu lernen. Um die Schulwege für Mädchen so sicher wie möglich zu machen, werden weiter entfernt liegende Schulen mit sicheren Schlafsälen für Mädchen ausgestattet. So sorgen wir für besseren Schutz.

Enge Zusammenarbeit mit Mädchen und Jungen

Wir arbeiten mit Jungen und Mädchen zum Thema Gleichberechtigung und ihrem Rollenverständnis. Geschlechterrollen werden hinterfragt und geschlechtsspezifische Gewalt abgebaut. Zusätzlich gibt es Programme, die speziell die Gewalt an Schulen – sowohl zwischen den Schüler:innen als auch zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen – reduzieren sollen.

Prävention

In unseren Nothilfeprojekten arbeiten wir zusammen mit Gemeinden an der Prävention von Kinderhandel, Zwangsverheiratung und geschlechtsbasierter Gewalt. Dabei haben wir spezielle Angebote für Überlebende sexueller Gewalt. In Konfliktgebieten sowie nach Katastrophen, ermöglichen wir Mädchen in unseren Projekten, ihre Schulbildung fortzusetzen. Außerdem können sie Dienste für sexuelle Gesundheit in Anspruch nehmen. Mädchen und jungen Frauen bieten wir Schutz und sorgen für eine bessere Ernährung

Medien für Aufklärung

Wir nutzen Medien wie Radio, Fernsehen, Internet und soziale Medien, um mit Programmen und Spots auf die Themen Zwangsheirat und Kinderrechte aufzuklären und ein gesellschaftliches Umdenken in Gang zu setzen.

Berufsausbildung für alle ermöglichen

Jugendlichen ermöglichen wir eine Berufsausbildung. Hier arbeiten wir teilweise eng mit der lokalen Wirtschaft zusammen. Insbesondere für Mädchen ist es wichtig, positive Vorbilder zu haben. So muss der Anteil der Lehrerinnen erhöht werden, aber auch der Anteil der Mitarbeiterinnen von Plan und unserer lokalen Partnerorganisationen, die beispielsweise mit dem Motorrad entlegende Gemeinden besuchen.

Für bereits verheiratete Mädchen bieten wir Möglichkeiten, weiter eine Schule zu besuchen, eine Ausbildung zu machen oder an Einkommen schaffenden Maßnahmen teilzunehmen. Wir leisten Aufklärungsarbeit bei den betroffenen Frauen, in den Familien und Gemeinden und zeigen auf, wie sehr der Wohlstand und die Gesundheit der Familien vom Bildungsstand der Mütter abhängt.

Ja, ich möchte Kindern helfen!

Wir möchten Kindern eine Kindheit ermöglichen. Helfen Sie uns dabei, indem Sie eine Patenschaft übernehmen. © Plan
Wie Plan International arbeitet

Plan International ist eine religiös und weltanschaulich unabhängige Hilfsorganisation, die sich weltweit für die Chancen und Rechte der Kinder engagiert: effizient, transparent, intelligent. Seit mehr als 80 Jahren arbeiten wir daran, dass Mädchen und Jungen ein Leben frei von Armut, Gewalt und Unrecht führen können. Dabei binden wir Kinder und Jugendliche in über 70 Ländern aktiv in die Gestaltung der Zukunft ein.

Kinder schützen und ihre Rechts stärken
Kinderschutz: Wir helfen Kindern weltweit

Als globale Kinderrechtsorganisation sind wir dem Schutz von Kindern und Jugendlichen verpflichtet. Sie sollen in einer geschützten Umgebung aufwachsen, um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können. Die Kinderrechte gehören zu unseren grundlegenden Prinzipien. Sie werden sowohl in unseren Projektgebieten als auch innerhalb unserer Organisation geachtet und gefördert.

Junge Menschen wie Sabina und Sarita fordern Maßnahmen, damit Mädchen und Frauen über die Risiken und Gefahren des Menschenhandels Bescheid wissen.
Kinderhandel stoppen

Jährlich werden schätzungsweise mehr als eine Million Kinder Opfer von Kinderhandel. Diese Art der modernen Sklaverei wollen wir abschaffen, indem wir gezielt benachteiligte Kinder und deren Familien unterstützen. Wir arbeiten gemeinsam mit den Programmgemeinden vor Ort daran, dass Kinder ihre Rechte wahrnehmen können und auch die Familien durch Einkommen schaffende Maßnahmen unterstützt werden.