Her body, her choice
Zugang von Mädchen zu ihren Sexuellen und reproduktiven Rechten
Auch heuer veröffentlicht die Kinderrechtsorganisation Plan International zum Welt-Mädchentag einen Bericht, der spezifische Themen beleuchtet, die Mädchen überall auf der Welt betreffen. Zum Welt-Mädchentag 2023 setzt sich der Bericht mit der Situation von Mädchen und jungen Frauen in acht Themenfeldern aus dem Bereich sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte (kurz: SRGR) auseinander – unter anderem Frühverheiratung und frühe Schwangerschaften.
Der Bericht beleuchtet die internationalen Trends für diese Themenbereiche und untersucht, inwieweit sich die Situation von Mädchen und jungen Frauen weltweit sowie vor allem in Ländern mit geringem und mittleren Einkommen in den vergangenen zehn bis 15 Jahren verbessert hat.
Bericht: Her Body, her choice
Globales Engagement von Plan International
Trotz aller Fortschritte können Mädchen aufgrund traditioneller Einstellungen und Praktiken sowie diskriminierender Normen und Gesetze noch immer nicht überall gleichberechtigt am politischen und gesellschaftlichen Leben teilhaben. Plan International engagiert sich weltweit für die Rechte von Kindern, insbesondere von Mädchen und jungen Frauen – hier finden Sie einige Beispiele im Arbeitsbereich SRGR:
Im Dorf des 19-jährigen Shagiar aus Indonesien ist die Anzahl der Kinderheiraten hoch. „Fälle von Kinderheirat kommen hier schon seit langem vor, sodass diese Praxis von der Gemeinschaft als normal angesehen wird“, sagt er. In Indonesien werden 16 Prozent der Mädchen vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet, wobei die Quote in ländlichen Gebieten tendenziell höher ist. Mädchen, die früh heiraten, sind einem erhöhten Risiko von Gewalt durch ihre Partner und deren Familien ausgesetzt. Je größer der Altersunterschied zwischen Mädchen und ihren Ehemännern ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Gewalt erfahren.
Über ein Kinder- und Jugendschutzprojekt von Plan International lernte er die Kinderrechte kennen und übernahm die ehrenamtliche Leitung der Gruppe in seiner Gemeinde. „Unsere Aktivitäten konzentrieren sich auf den Schutz von Kindern. Wir helfen ihnen, frei von jeglicher Form von Gewalt aufzuwachsen und alle ihre Rechte wahrzunehmen“, erläutert Shagiar. Die Aktivitäten des Komitees gliedern sich in die drei Bereiche Prävention, Fallmanagement und Interessenvertretung. Zu den Präventionsaktivitäten gehören Diskussionen in der Gemeinde und die Sensibilisierung für die schädlichen Folgen von Kinderheirat.
Im westafrikanischen Niger fehlt es Mädchen und jungen Frauen häufig an Informationen über SRGR. Das nimmt ihnen die Möglichkeit, freie Entscheidungen über ihren Körper zu treffen. Das Land hat eine der höchsten Raten an Teenagerschwangerschaften weltweit: 20 Prozent der Mütter bekommen ihr Kind, bevor sie 20 Jahre alt sind. Wegen der Sorge, ihre Töchter könnten früh und unehelich schwanger werden, entscheiden sich viele Eltern dazu, sie schon in jungen Jahren zu verheiraten. „Hier ist es ein Tabu, über sexuelle und reproduktive Gesundheit zu sprechen“, berichtet die 18-jährige Barahatou. „Ohne Wissen fällt es uns schwer, unsere Rechte zu verstehen.“
Das Projekt „Break Free!“ (etwa: Befreie dich!) von Plan International arbeitet mit Jugendlichen zusammen, um sie darin zu unterstützen, freie und informierte Entscheidungen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit zu treffen und so Teenagerschwangerschaften sowie Kinder-, Früh- und Zwangsehen zu bekämpfen. In den Trainings lernen die Mädchen etwas über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte, über die Gleichstellung der Geschlechter und über ihre Möglichkeiten, sich für andere einzusetzen. Sie werden auch ermutigt, das Gelernte mit ihren Freund:innen zu teilen.
Paraguay hat eine der höchsten Schwangerschaftsraten von Teenagern in Nord- und Südamerika. Grund hierfür sind tief verwurzelte historische und kulturelle Normen. Die 16-jährige Sany (Name geändert) ist seit einem Monat Mutter, der Vater ihres Kindes kam nach der Geburt nur einmal vorbei. Sany hat nie Informationen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte erhalten. Seit sie Mutter ist, kann sie nicht mehr zur Schule gehen. „Mir fehlten noch zwei Jahre in der weiterführenden Schule“, sagt sie.
Um junge Menschen wie Sany zu unterstützen, setzt sich Plan International in Paraguay dafür ein, dass sie Zugang zu jugendgerechten Gesundheitsdiensten haben und an Gesprächen und Aktivitäten teilnehmen können, in denen sie in einer sicheren Umgebung Fragen zur sexuellen Gesundheit und ihren Rechten stellen können. Das Projekt setzt sich auch für eine umfassende Sexualerziehung und die Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt ein. Mädchen und junge Frauen werden ausgebildet, um über das Thema zu informieren und so die Geschlechtergerechtigkeit in den Gemeinden zu fördern.
Die 21-jährige Useaking aus Cox’s Bazar in Bangladesch hatte Träume für ihr Leben. Doch es kam anders – weil ihr der Zugang zu Informationen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte fehlte. Als kleines Mädchen hoffte Useaking, dass sie später einmal studieren würde. Mit 15 brach sie die Schule jedoch ab: wegen ihrer Periode. Als Useaking in die Pubertät kam, war sie auf die Veränderungen in ihrem Körper nicht vorbereitet und hatte Schwierigkeiten, mit ihrer Menstruation umzugehen. „Ich musste tagelang zu Hause bleiben“, erzählt sie. „Von Binden hatte ich noch nie etwas gehört.“
Useaking lernte mehr über ihre sexuelle Gesundheit, als sie sich einer Gruppe junger Frauen in ihrer Gemeinde anschloss, die von Plan International geleitet wurde. Auch über psychische Gesundheit und sexuelle Gewalt wird in der Gruppe, die im Rahmen eines Projekts von Plan International gegründet wurde, aufgeklärt. „Ich bringe meiner jüngeren Schwester die Bedeutung von SRGR bei, damit sie nicht mit den gleichen Problemen konfrontiert wird wie ich“, sagt Useaking, die früh geheiratet hat und bereits Mutter von zwei Kindern ist. Mädchen in ihrer Gemeinde klärt sie deshalb auch über Frühverheiratung auf.
Etwa zwei Millionen Mädchen und Frauen sind weltweit jedes Jahr von weiblicher Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation/Female Genital Cutting, kurz FGM/C) betroffen. Die meisten leben in Afrika und im Mittleren Osten. Der westafrikanische Staat Mali gehört zu den Ländern mit der höchsten Rate, acht von zehn Mädchen und Frauen sind hier beschnitten. Auch Sanaba. Sie ist heute 24 Jahre alt. „Es geschah, als ich zehn Jahre alt war. Ich hatte furchtbare Schmerzen, und es hat sehr stark geblutet”, erzählt sie.
Plan International ist seit vielen Jaren in Ägypten, Äthiopien, Burkina Faso, Guinea, Guinea-Bissau, Mali und Sierra Leone gegen FGM/C aktiv. Um nachhaltige Erfolge zu erzielen, wird das Thema in zahlreichen Projekten integriert. Das Ziel ist es, die Menschen davon zu überzeugen, sich von der Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung abzukehren. Es werden etwa Aufklärungsveranstaltungen durchgeführt oder auch Lobbyarbeit auf politischer Ebene betrieben.
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Bis 2030 droht fast 100 Millionen Mädchen eine Zwangsheirat
Unser Bericht um Welt-Mädchentag zeigt: Das UN-Nachhaltigkeitsziel (auch Sustainable Development Goal, SDG) Nummer 5 „Geschlechtergerechtigkeit“ ist nicht auf Kurs. SDG 5 hat zum Ziel, dass alle Frauen und Mädchen weltweit selbstbestimmt und gleichberechtigt leben. Zwar hat sich die Situation in den letzten Jahren teilweise verbessert. Doch diese kleinen Schritte reichen nicht aus.
In unserem Online-Magazin spricht Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland, im Audio-Interview darüber, was eine Frühverheiratung für junge Mädchen bedeutet, über den Zugang zu Verhütungsmitteln und die umfassende Aufklärung über Sexualität. Außerdem stellt sie unsere Forderung an die deutsche Außen- und Entwicklungspolitik.
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