Informieren
  1. Welt-Mädchentag
  2. Plan Post Online
"Die Gesellschaft achtet Mädchenrechte nicht genauso wie die Rechte anderer Menschen", sagt die 16-jährige Riman aus Hamburg, die zum offiziellen Start der Plattform für Mädchenrechte in Genf eine Rede hielt. © Plan International
"Die Gesellschaft achtet Mädchenrechte nicht genauso wie die Rechte anderer Menschen", sagt die 16-jährige Riman aus Hamburg, die zum offiziellen Start der Plattform für Mädchenrechte in Genf eine Rede hielt. © Plan International
07.02.2018 - von Janina Schümann

Riman - Why do girls rights matter?

Die 16-jährige Riman hält heute eine Rede bei der Veröffentlichung der Studie „Girls‘ Rights are Human Rights“ in Genf. Sie selbst ist vor zwei Jahren mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet und lebt jetzt in Hamburg. In ihrer Rede vor internationalen Vertretern aus Regierung, Politik und Entwicklungszusammenarbeit schilderte sie, wie Mädchen ihr volles Potenzial entfalten können.


Liebe Damen und Herren,

mein Name ist Riman. Ich bin 16 Jahre alt. Ich komme aus Syrien und floh wegen dem Krieg Ende des Jahres 2015 nach Deutschland. Dort lebe ich nun mit meinen Eltern und gehe zur Schule. Ich freue mich sehr, heute hier zu sein und für Mädchen auf der ganzen Welt zu sprechen.

Ich möchte Ihnen von einigen Dingen erzählen, die ich erlebt und gesehen habe. Ich bin nur ein Mädchen von so vielen auf der Welt. Aber ich bin heute hier, um Ihnen aufzuzeigen, warum es so wichtig ist, uns zuzuhören und unsere Rechte zu stärken.

Zu Beginn möchte ich über Bildung sprechen. Es gibt so viele Mädchen, die in der Schule oder in der Universität lernen wollen, aber es nicht dürfen. Ihre Familien nehmen sie aus der Schule und die Mädchen müssen ihre Bildung abbrechen.

Es ist also wichtig, dass die Schule für Mädchen ein sicherer Ort ist. Und die Familien sollten offener sein und ihrer Tochter helfen, ihre Träume zu erfüllen. Ich denke, der Mut eines Mädchens hängt vor allem davon ab, ob ihre Familie sie unterstützt.

Ein anderes sehr großes Problem für Mädchen ist die Heirat als Kind. Ich selbst habe erlebt, wie Mädchen in meinem Umfeld mit 13 oder 14 Jahren heiraten mussten. Auch habe ich Mädchen gesehen, die selbst schon Kinder haben. Wenn ich das sehe, macht es mich traurig und ich denke, das Leben von diesem Mädchen ist schon zerstört.

Mädchen unter 18 Jahren sind zu jung, um zu heiraten und Kinder zu haben. Das Mädchen, das als Kind heiratet, wird Probleme haben. Manche Eltern verheiraten ihre Töchter, weil sie dann Geld bekommen. Manchmal ist das Mädchen ist ganz jung und der Mann schon sehr alt. Auch werden die Mädchen nicht nach ihrer Meinung gefragt.

Für manche Gesellschaften und Familien liegt der Wert einer Frau nur darin, Ehefrau zu sein und ihrem Mann zu gehrochen. Uns Mädchen wird beigebracht zu allem, was der Mann uns sagt, immer Ja zu antworten. Selbst, wenn er etwas will, was sie nicht will, muss sie es trotzdem machen.

Wir wissen, dass Gewalt gegen Mädchen ein weit verbreitetes Unrecht ist. Besonders sexualisierte Gewalt gegen Mädchen ist ein großes Problem. Wie oft werden Mädchen vergewaltigt und sie werden nicht davor geschützt! Die Mädchen trauen sich noch nicht mal, darüber zu reden, wenn sie solche Gewalt erleben mussten. Das liegt auch daran, dass sie dann oft in der Gesellschaft schlecht angesehen werden. Dieses Denken müssen wir verändern.

Ich selbst musste vor dem Krieg in ein anderes Land fliehen, deshalb möchte sie auch erinnern: Mädchen sind in Kriegen und Krisen besonders gefährdet. Deshalb brauchen Mädchen dann besonderen Schutz vor Gewalt. Wenn Familien mit Mädchen fliehen müssen, machen sich ihre Eltern viele Sorgen. Manche zwingen dann ihre Töchter zu heiraten, damit jemand anderes die Verantwortung für sie trägt. Vor dem Krieg gab es das auch, aber durch den Krieg ist es schlimmer geworden und betrifft noch mehr Mädchen.

Nachdem ich über Bildung und Sicherheit vor Gewalt gesprochen habe, möchte ich sagen, dass Mädchen vor allem auch die Freiheit brauchen, Entscheidungen für ihr Leben selbst zu treffen. Mädchen können nicht frei entscheiden, so wie Jungs das dürfen. Ich wünsche mir für alle Mädchen ein besseres Leben. Und ich wünsche mir, dass jedes Mädchen für ihre Träume kämpfen kann.

Warum sind Mädchenrechte so wichtig? Weil es selbstverständlich sein sollte, dass sie Rechte haben wie alle anderen Menschen auch. Aber die Gesellschaft achtet Mädchenrechte nicht, wie die Rechte anderer. Deshalb müssen wir besonders auf ihre Rechte schauen.

Daran haben auch Politiker und Entscheidungsträger einen großen Teil, denn sie müssen etwas unternehmen. Die Regierungen müssen sicherstellen, dass die Rechte von Mädchen geschützt und nicht eingeschränkt werden. Sie müssen die Probleme von Mädchen mehr in den Fokus nehmen. Dafür braucht es in vielen Ländern auch neue Gesetze.

Vor allem sollen Regierungen und andere Entscheidungsträger Mädchen einbeziehen. Sie sollen Mädchen fragen, was sie für Unterstützung brauchen. Zusätzlich muss es in jedem Land Organisationen und Vereine geben, die sich speziell um Mädchenrechte kümmern und an die Mädchen sich wenden können, wenn sie Probleme haben.

Ich wünsche mir, dass jedes Mädchen darin unterstützt wird, ihr Ziel zu erreichen. Sie soll in der Lage sein, selbst zu entscheiden, welchen Weg sie nimmt.

Zum Ende möchte ich folgendes betonen: In der Gesellschaft werden Mädchen als schwache Wesen gesehen. Von ihnen wird nichts Großes erwartet. Aber Mädchen haben sehr viel Potenzial. Sie können viel mehr tun, als die Gesellschaft denkt. Sie bekommen nur nicht die Möglichkeiten dazu.

Wir müssen die Rechte des Mädchens stärken, auch damit sie sich äußern kann und die Möglichkeit hat zu zeigen, was sie alles für die Gesellschaft tun kann. Mädchen können so viel dazu beitragen, Probleme zu lösen, die sie selbst und andere betreffen. Daher geht es hier letztendlich um alle Menschen.

Wenn sie Mädchen helfen, ihre Rechte zu bekommen, helfen sie nicht nur den Mädchen selbst, sondern der ganzen Gesellschaft. Ein gestärktes und ermutigtes Mädchen ist in der Lage, für sich und für andere viel zu erreichen.

Sie, die heute hier sind und mir zugehört haben, von Ihnen wünsche ich mir eins: Dass sie sich überlegen, wie Sie Mädchen unterstützen können, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.