41.000 Mädchen auf der Welt werden jeden Tag gegen ihren Willen verheiratet. Sie werden meist noch im Teenageralter schwanger, müssen die Schule abbrechen und haben später keine Chance auf ein eigenes Einkommen. Frühverheiratung ist ein Problem, unter dem vor allem Mädchen leiden. Sie müssen deshalb besonders geschützt werden, um ihre Rechte wahrnehmen zu können und die Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben zu haben. Doch Mädchen sind bisher so gut wie unsichtbar - zumindest in der internationalen Gesetzgebung.
Plan International hat in der Studie „Girls‘ Rights are Human Rights“ mehr als 1300 Dokumente aus dem Zeitraum von 1930 bis 2017 analysiert, um Lücken und Trends in Bezug auf Mädchen und ihre Rechte sichtbar zu machen. Das Ergebnis ist alarmierend: Der Großteil der politischen Dokumente und Rechtskonventionen ist entweder geschlechts- oder altersneutral verfasst. Mädchen werden meist unter übergeordneten Kategorien wie „Kinder“, „Erwachsene“, „Jugendliche“ oder „Frauen“ zusammengefasst. Plan fordert deshalb, dass Mädchen eigenständig betrachtet und benannt werden müssen und nicht länger in übergeordneten Kategorien wie Frauen- oder Kinderrechten untergehen dürfen.
„Es sollte selbstverständlich sein, dass Mädchen genau die gleichen Rechte haben, wie alle anderen Menschen auch. Aber die Gesellschaft achtet Mädchenrechte nicht genauso wie die Rechte anderer“, sagte die 16-jährige Riman bei der Veröffentlichung der Studie in Genf. Sie selbst ist vor zwei Jahren mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet und lebt jetzt in Hamburg. In ihrer Rede vor internationalen Vertretern aus Regierung, Politik und Entwicklungszusammenarbeit schilderte sie, wie Mädchen aus ihrem direkten Umfeld mit 13 oder 14 Jahren verheiratet oder schwanger wurden. „Das macht mich traurig, denn ich denke, das Leben dieser Mädchen ist damit schon zerstört.“
Um den Blick auf dieses Thema zu lenken und Veränderungsprozesse anzustoßen, hat Plan International jetzt eine Datenbank ins Leben gerufen, auf der über 1400 internationale Dokumente und Gesetzestexte hinterlegt sind: <link https: www.girlsrightsplatform.org external-link-new-window>Die „Girls‘ Rights Platform“ - die Plattform für Mädchenrechte. Hier erhalten Anwältinnen, Aktivisten, Politikerinnen, Wissenschaftler oder Mitarbeiter von Hilfsorganisationen Zugang zu Informationen und Hintergrundwissen rund um die Rechte von Mädchen. Aber auch Interessierte aus der Zivilgesellschaft finden darin eine Art Nachschlagewerk. Denn um nachhaltig etwas zu verändern, reicht es nicht aus, nur auf das Thema aufmerksam zu machen, wie Riman aus Syrien betont: „Die Regierungen müssen sicherstellen, dass die Rechte von Mädchen geschützt und nicht eingeschränkt werden. Dafür braucht es in vielen Ländern auch neue Gesetze.“
Was genau sind eigentlich Mädchenrechte? Theoretisch sind sie sowohl Teil der Menschen- als auch der Frauenrechte. In der Praxis sieht das jedoch anders aus: Mädchen werden in internationalen Gesetzestexten so gut wie nie explizit erwähnt. Stattdessen gehen ihre Bedürfnisse und die Schwierigkeiten, mit denen sie ihrem alltäglichen Leben konfrontiert sind, in der Masse unter. Mit gravierenden Folgen - denn gerade Mädchen werden aufgrund ihres Alters und ihres Geschlechts gleich doppelt diskriminiert und sind deshalb im vielen Bereichen des Lebens benachteiligt, darunter Bildung, Gesundheit, Beruf oder Familienleben. Deshalb sind wir von Plan der Überzeugung, dass die Rechte von Mädchen in internationalen Dokumenten und Gesetzestexten explizit erwähnt werden müssen. Außerdem sollte das Amt einer Sonderberichterstatterin oder eines -berichterstatters für die Rechte von Mädchen eingeführt werden.