Viele Mädchen und junge Frauen weltweit haben nicht die Möglichkeit, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Die globale Pandemie hat die Situation vielerorts um einiges verschärft. Auch in diesem Jahr hat Plan International den Welt-Mädchentag zum Anlass genommen, auf die anhaltende Geschlechterungleichheit aufmerksam zu machen. 2020 stand der Welt-Mädchentag komplett im Zeichen des digitalen Austausches. Aufgrund der Corona-Lage konnten viele Aktionen nicht in gewohntem Rahmen stattfinden und wurden stattdessen online durchgeführt.
Der Welt-Mädchentag 2020
"Free to be Online?" Report macht auf Digitale Gewalt aufmerksam
Viele Aspekte unseres Lebens finden online und auf Social Media-Plattformen statt, in diesem Jahr besonders. Doch wie im analogen Leben treffen Mädchen und Frauen im Internet auf Diskriminierung und geschlechtsspezifische Gewalt. Um auf die ungleiche Behandlung von Mädchen und Frauen auf diesen Plattformen hinzuweisen, hat Plan International dieses Jahr den Report „Free to be Online? – Erfahrungen von Mädchen und jungen Frauen mit digitaler Gewalt“ veröffentlicht.
Für den Bericht wurden 14.000 Mädchen und Frauen zwischen 15 und 24 Jahren in 22 Ländern befragt. Demnach erleben 58 Prozent der befragten Mädchen und jungen Frauen Bedrohungen, Beleidigungen und Diskriminierungen in den sozialen Medien. In Deutschland sind es sogar 70 Prozent. Die Folgen wiegen schwer: 13 Prozent der Betroffenen weltweit nutzen die sozialen Medien weniger, 13 Prozent hören auf, eigene Inhalte zu verfassen, und 8 Prozent melden sich sogar ganz ab. Mit anderen Worten: Mädchen und Frauen werden durch Belästigung zum Schweigen gebracht und aus öffentlichen Räumen verdrängt.
Mädchen und Frauen dürfen im Angesicht dieser Belästigung nicht alleine bleiben, es muss dafür gesorgt werden, dass sie sich frei äußern und ihre Umwelt aktiv mitgestalten können. Deshalb haben junge Frauen einen offenen Brief mit Forderungen nach wirksamen Maßnahmen für besseren Schutz im Netz an die Betreiber.innen der Digital-Plattformen verfasst - unterschreiben auch Sie und unterstützen Sie das Anliegen der Mädchen und Frauen weltweit! In den ersten Tagen nach Erscheinen des Briefes haben weltweit mehr als 50.000 Menschen unterzeichnet.
Girls Get Equal Live Summit
Die Themen des Reports standen auch im Fokus des ersten komplett digitalen Girls Get Equal Live Summit von Plan. Im Rahmen des Summits befassten sich Aktivist:innen, Teilnehmer:innen aus der ganzen Welt und Vertreter:innen aus der Politik und mit Online-Gewalt und ihren Folgen Es gab Panel-Diskussionen, Vorträge und Workshops, und um möglichst viele Interessierte einzubeziehen wurde der Summit auf Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch gehalten.
Plan International-CEO Anne-Birgitte Albrectsen präsentierte die Fakten des „Free to be Online?“-Berichts. In einer Panel-Diskussion teilten die Aktivist:innen Deisy aus Kolumbien, Sessi aus Benin und Hannah aus Deutschland die ihre Erfahrungen, ihre Forderungen und ihre Solidarität mit Zuschauenden aus 20 Ländern in Europa, Asien, Afrika und Amerika. Am zweiten Summit-Tag diskutierten Aktivist:innen und Vertreter:innen aus der Politik, wie Mädchen und junge Frauen gleichberechtigten Zugang zum Internet und zu Social Media-Plattformen bekommen können und sich dort vor Belästigung und Bedrohung schützen können.
Zeichen setzen für Gleichberechtigung
Der Welt-Mädchentag wurde auch in diesem Jahr wieder von zahlreichen unserer Kooperationspartner:innen unterstützt. Beim Tiefkühlprodukthersteller FRoSTA etwa haben drei weibliche Auszubildende für einen Tag Führungspositionen eingenommen, und im Betrieb wurde ein sichtbares Zeichen für Gleichberechtigung gesetzt: in der Produktion wurden pinke Masken und Hauben getragen, es gab pinkes Essen in der Kantine, und das firmeneigene Kühlhaus wurde in kräftigem Magenta beleuchtet.
Auch weltweit gab es wieder so genannte Takeover-Aktionen, auch wenn sie aufgrund der Pandemie vergleichsweise seltener waren und online oder unter Einhaltung der gebotenen Sicherheitsmaßnahmen stattfanden: Mädchen übernahmen für einen Tag Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um an Orten der Macht und des Einflusses sichtbar zu werden und sich für Belange Gehör zu verschaffen, die sonst selten gesehen oder gehört werden.
Natürlich wurde es auch in diesem Jahr am 11. Oktober in Deutschland pink: zahlreiche Gebäude und Wahrzeichen wurden am Abend pink beleuchtet – rund 60 Objekte in 30 Städten. Fotos hiervon und von anderen Aktionen können Sie sich in der Bildergalerie anschauen: