Sexuelle und reproduktive Gesundheit & Rechte
Wenn wir die sexuellen und reproduktiven Rechte von Jugendlichen stärken, verringert sich die geschlechtsbasierte Gewalt und der Gesundheitszustand der Jugendlichen verbessert sich deutlich – davon sind wir überzeugt. Viele junge Leute kennen diese Rechte aber nicht. Sie brauchen dringend Zugang zu diesen wichtigen Informationen, damit sie selbstbestimmt fundierte Entscheidungen treffen können.
Alle Menschen haben das Recht auf ein gesundes und selbstbestimmtes Leben frei von Zwang, Gewalt, Diskriminierung und Missbrauch. Es ist eines der Menschenrechte, die von den Vereinten Nationen festgehalten wurden. Die Menschen haben auch das Recht, über den eigenen Körper zu bestimmen und unabhängig Entscheidungen über Fortpflanzung und Sexualität zu treffen.
Viele junge Menschen, vor allem Mädchen, können diese Rechte jedoch nicht ausüben. Wenn wir dafür sorgen, dass junge Menschen gut über ihren Körper Bescheid wissen und ihre Rechte schützen, verringern wir Gewalt, die aufgrund von Unterschieden zwischen Jungs und Mädchen passieren. Außerdem verbessert sich die Gesundheit der Jugendlichen.
SRGR – Ein Überblick
Der Fachbegriff sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) beschreibt das uneingeschränkte körperliche und seelische Wohlbefinden in Bezug auf alle Bereiche der Sexualität und Fortpflanzung des Menschen.
Er wird häufig von Organisationen verwendet, die ihre Arbeit auf internationalen Menschenrechtsstandards aufbauen und beschreibt eine Kombination von vier Bereichen: sexuelle Gesundheit, sexuelle Rechte, reproduktive Gesundheit und reproduktive Rechte.
Jugendgerechte Gesundheitsdienste
Kern unserer Arbeit für mehr sexuelle Gesundheit und reproduktive Rechte ist, mit jungen Leuten und ihren Gemeinden zusammenzuarbeiten. Dabei legen wir einen Schwerpunkt darauf, mit ihnen gemeinsame Aufklärungsinitiativen zu starten, sowohl in Schulen als auch außerhalb. Wir unterstützen Jugendorganisationen, die sich für eine bessere sexuelle und reproduktive Gesundheit einsetzen und beziehen sie in die Planungen zur Verbesserung der Gesundheitssituation mit ein.
Junge Leute stehen oft vor diversen Hindernissen, bevor sie Beratung zur reproduktiven Gesundheit in Anspruch nehmen können. Das hängt häufig davon ab, wie viele Dienste es für diese Beratung gibt und welche Qualität sie haben. Manchmal ist der Zugang zu Dienstleistungen und Verhütungsmitteln gesetzlich beschränkt.
Ein weiteres Hindernis für Jugendliche kann eine Bestimmung sein, dass sie nur mit Zustimmung von Dritten Dienste der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in Anspruch nehmen können.
Die Gemeinschaft einbinden
Plan International arbeitet mit Eltern, Betreuer:innen und der Gemeinschaft zusammen, um ein sicheres Umfeld für junge Menschen und ihre Gesundheit zu schaffen.
Wir hören den Jugendlichen zu und arbeiten mit ihnen zusammen, um Gesundheitsdienste auf den lokalen Kontext anzupassen. Wir bieten jungen Menschen umfassende Sexualaufklärung in und außerhalb von Schulen an, um ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen zu stärken.
Mit unseren Programmen helfen wir jungen Menschen, auf Gesundheitsdienste zuzugreifen, die ihrem Alter entsprechen sind. Außerdem unterstützen wir sie dabei, Informationen über sexuelle und reproduktive Rechte sowie moderne Verhütungsmethoden und übertragbare Infektionen zu erhalten und HIV- und Schwangerschaftstests durchzuführen.
Inklusion von LGBTQIA+
Alle Kinder haben, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, einen Anspruch auf gleichen und sicheren Zugang zu Gesundheitsdiensten. Denn alle haben reproduktive Rechte.
Junge Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer, intersexuell, agender oder fragend (LGBTQIA+) identifizieren, gehören jedoch zu den am stärksten marginalisierten und ausgegrenzten Mitgliedern der Gesellschaft. Sie sind besonders gefährdet und werden häufiger Opfer von Stigmatisierung, Gewalt und Diskriminierung.
Wir fordern echte Gleichberechtigung für alle Geschlechter: Gleiche Rechte, gleiche Chancen, gleiche Möglichkeiten ‒ weltweit.
Frühe Schwangerschaften
Frühe Schwangerschaften sind ein weltweites Problem, das jedoch am häufigsten in ärmeren Gemeinschaften auftritt. Insbesondere Mädchen und junge Frauen stehen unter erheblichem Druck, früh zu heiraten und eine Familie zu gründen.
Wir klären junge Familien und Frauen in Entwicklungsländern über die Folgen einer frühen Schwangerschaft auf, fördern Gleichberechtigung und sind unterstützend in der Familienplanung tätig.
21 Millionen Schwangerschaften pro Jahr
verzeichnet die WHO in Ländern des globalen Südens bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Davon ist etwa die Hälfte ungeplant.
Menstruation
Für Milliarden Menschen weltweit ist die Menstruation eine monatliche Realität. Trotzdem wird das Thema noch immer von Mythen, Stigmatisierung und Scham begleitet.
In Nepal beispielsweise werden Frauen, die ihre Periode haben, aus dem Haus verbannt und dürfen in dieser Zeit keine anderen Menschen und kein Wasser berühren. In vielen Ländern können junge Menschen mit niemandem über ihre Periode sprechen, weil sie sich zu sehr schämen. Und das, obwohl die Menstruation auch zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit dazugehört.
Vor allem für junge Menschen in ärmeren Ländern sind die Auswirkungen gravierend:
- In Indien brechen 20 Prozent der Mädchen die Schule ab, sobald sie ihre Periode haben..
- Vor allem in Krisen- und Konfliktregionen behelfen sich viele mit alten Lappen, Blättern oder anderen Notlösungen. Das Risiko von Infektionen ist dadurch sehr hoch, besonders in Gebieten, in denen es kein sauberes Wasser gibt.
Plan International setzt sich für die Verbesserung der Menstruationsgesundheit ein, indem wir als Organisation an drei wichtigen Grundvoraussetzungen arbeiten:
- Wir stellen Informationen rund um sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte bereit und fördern die Aufklärung und den Dialog, um das Tabu zu bekämpfen. Wir arbeiten mit Jugendlichen, Eltern, Gemeinden und Lehrer:innen zusammen, um jungen Menschen zu helfen, für sich selbst einzutreten und gesellschaftliche Normen in Frage zu stellen.
- Wir setzen uns für den Zugang zu Menstruationsprodukten ein. In Uganda haben wir zum Beispiel Mädchen dabei geholfen, waschbare Binden herzustellen. In Krisensituationen verteilen wir Menstruations-Sets mit Binden, Seife und anderen Hygieneartikeln.
- Wir verbessern die Infrastruktur, indem wir den Zugang zu sicheren Toiletten an Schulen gewährleisten und für eine bessere Wasser- und Sanitärversorgung sorgen.
Schutz vor HIV
Jugendliche, vor allem Mädchen und junge Frauen, haben ein höheres Risiko, sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV zu bekommen. Deswegen haben wir Maßnahmen zur Vorbeugung von HIV und Aids in viele unserer Gesundheitsprojekte eingebaut.
Beispielhafte Maßnahmen zum Schutz vor HIV und Aids:
Um das Risiko einer HIV-Übertragung von Schwangeren auf ihre Kinder zu reduzieren, unterstützen wir das von der WHO empfohlene PMTCT-Programm (Prevention of Mother to Child Transmission / Verhinderung der Übertragung von der Mutter auf das Kind).
Mit diesem Programm bekommen Frauen, die HIV haben, während der Schwangerschaft eine Behandlung und nach der Geburt medizinische Hilfe.
Schädliche Praktiken beenden
Frühe Heirat, weibliche Genitalverstümmelung (FGM) und sexualisierte Gewalt sind Verletzungen der sexuellen Gesundheitsrechte von Kindern und Jugendlichen. Diese haben schwerwiegende und negative Auswirkungen auf das körperliche Wohlergehen, das Selbstwertgefühl und die Entwicklung der Betroffenen.
Wir von Plan International mobilisieren Eltern, Gemeindevorstehende, Regierungsbehörden und organisierte Kinder- und Jugendgruppen, um die schädlichen Praktiken zu identifizieren, analysieren, verstehen und zu beenden. Außerdem klären wir über reproduktive Gesundheit auf und zeigen, welche Rechte Jugendliche in diesem Bereich haben.
Zusammen setzen wir uns dafür ein, gesetzliche Rahmenbedingungen zu verbessern und sicherzustellen, dass diese effektiv umgesetzt werden. Das Schlüsselelement unseres Ansatzes ist, jungen Menschen in diesem Prozess eine Stimme zu geben und sie aktiv daran zu beteiligen – insbesondere Mädchen – damit sie genügend Selbstvertrauen entwickeln, um ihre Rechte für ein selbstbestimmtes und erfüllendes Leben einzufordern.
Sexuelle Gesundheit - unsere Projekte
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