Schulbesuch in Entwicklungsländern
Bildung ist der Schlüssel für den Weg aus der Armut. Viele Kinder in den Programmländern von Plan International lernen erst spät lesen und schreiben. Wir setzen uns dafür ein, allen Mädchen und Jungen in den Projektgebieten den Zugang zu einer Grundbildung zu ermöglichen.
Kindern den Schulbesuch ermöglichen
Unsere Bildungsarbeit ist vielfältig und richtet sich nach den individuellen Gegebenheiten im jeweiligen Gebiet. Dieses kann in einem Programmland bedeuten, dass wir mit dem Schulbau beginnen, bevor wir uns um die Unterrichtsqualität und die Schulverwaltung kümmern.
In einem anderen Land bestehen bereits genügend Schulgebäude, dafür mangelt es an ausgebildeten Lehrkräften. Der Blick auf die Kinderrechte und auf die jeweiligen Bedürfnisse eines Programmlandes ist der Grund dafür, dass sich unsere Arbeit von Land zu Land unterscheidet. Unser Ziel ist klar, doch Entwicklung und Alphabetisierung brauchen Zeit.
Immer mehr Länder haben in den letzten Jahrzehnten die Schulpflicht für die ersten sechs Schuljahre eingeführt. Dennoch sind in vielen Plan-Projektgebieten die Bedingungen nicht ausreichend für einen qualifizierten Unterricht. So sind zum Beispiel die vorhandenen Schulen teilweise überlaufen. In einem Raum werden manchmal mehrere Klassen gleichzeitig unterrichtet. Dann sitzen über 100 Kinder in einer Klasse dicht gedrängt auf wenigen Bänken. In einigen Schulen sind gar keine Möbel vorhanden und die Kinder lernen auf dem Boden. Der Unterricht findet manchmal auch im Freien statt.
Gerade in den ländlichen Gebieten verfügen die Lehrkräfte selten über eine qualifizierte Ausbildung, sondern nur über den Abschluss der weiterführenden Schule. Ihr Gehalt ist gering. Dadurch sind sie gezwungen, eine zusätzliche Arbeit aufzunehmen und lassen deshalb den Unterricht ausfallen. Trotzdem genießen sie hohes Ansehen und gelten in den Gemeinden als Respektspersonen, auch weil sie lesen und schreiben können.
In den meisten Schulen mangelt es an Unterrichtsmaterialien, mit denen die Lehrer:innen arbeiten könnten. Die vorhandenen Bücher und Hefte sind veraltet und stark abgenutzt. Die Lehrkräfte sind oft nicht mit modernen Unterrichtsmethoden vertraut. Frontalunterricht ist keine Seltenheit.
In den meisten afrikanischen Schulen wird der Unterricht in Englisch oder Französisch abgehalten.
Zu Hause sprechen die Kinder jedoch eine lokale Sprache. Die Amtssprache wird oft erst in der Schule erlernt und gesprochen – für die Kinder ist sie somit zunächst eine Fremdsprache. In Lateinamerika besteht die gleiche Problematik bei Kindern indigener Völker mit der Unterrichtssprache Spanisch.
Bei Verfehlungen im Unterricht kommt es auch zu körperlichen Bestrafungen. Obwohl dies eine grobe Kinderrechtsverletzung darstellt, ist dies in vielen Ländern verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert. In den letzten Jahren gibt es vermehrt Bestrebungen, die Körperstrafe der Kinder in den Schulen zu verbieten, was von Plan International dringend gefordert wird.
Aktuelle Bildungsmaßnahmen von Plan International
- Wir unterstützen die Gemeinden bei der Renovierung oder dem Neubau von Schulen
- Tische, Bänke und Tafeln werden gekauft und Unterrichtsmaterialien entwickelt und verteilt
- Schulbrunnen und nach Geschlecht getrennte Latrinen (Toiletten) werden gebaut. Eigens gegründete Komitees achten auf deren Instandhaltung und organiseren Hygiene-Trainings für Schüler:innen und Lehrkräfte
- mit modernen Unterrichtsmethoden wie dem aktiven Unterricht wird das Lernniveau verbessert
- wir fördern Fortbildungen für Lehrer:innen und schulen die Lehrkräfte zu Kinderrechten
- wir unterstützen Schüler:innen bei der Gründung von Kinderrechtegruppen
- gemeinsam mit den Ministerien arbeiten wir an der Verbesserung der Lehrpläne und setzen uns für die Inklusion von Kindern mit Behinderungen ein
Ja, ich möchte Kindern helfen!
Arbeit statt Schule: die Situation der Kinder zu Hause
Die meisten Kinder in unseren Programmländern sind in die tägliche Hausarbeit der Familie eingebunden. Gerade Mädchen haben viele Aufgaben: Reinigung des Hauses, Wasserholen und Essenszubereitung. Jungen hüten das Vieh. All dies erledigen die Kinder vor und nach der Schule. Einige brechen die Schule ab und arbeiten ausschließlich zu Hause mit, wenn die doppelte Belastung für sie zu viel wird. Auch stehen einige Eltern der Schulbildung ihrer Kinder skeptisch gegenüber. Das Bewusstsein für eine Schulbildung kann gerade dann fehlen, wenn sie selbst nie eine Schule besucht haben.
Die oft sehr langen Schulwege sind gefahrvoll, insbesondere für Mädchen. Wenn ein Kind zur Schule geht, fehlt aber auch eine Arbeitskraft und Aufsicht für kleinere Geschwister im Haus, während die Eltern arbeiten. Manchmal können Familien es sich nicht leisten, all ihre Kinder zur Schule zu schicken. So werden - traditionell begründet - eher Mädchen zu Hause gelassen.
Grundschulen erheben meist keine Schulgebühren, jedoch kostet der Schulbesuch der Kinder trotzdem viel Geld. Es müssen Materialien, Schuluniformen oder der Schulbus bezahlt werden. Arbeiten die Eltern als Erntehelfer:innen, verlassen sie für einige Monate im Jahr die Gemeinde, um anderswo zu arbeiten. Die Kinder ziehen meist mit den Eltern und gehen in dieser Zeit nicht zur Schule.
So ermöglicht Plan International den Schulbesuch
Wir sorgen in unseren Programmgebieten für den Bau von Schulen mit kindgerechter Ausstattung und tragen dazu bei, dass Schulbücher und weitere Materialien für den Unterricht bereitstehen. Auch organisieren wir auf dem Schulgelände den Bau von nach Geschlechtern getrennten Sanitäranlagen und bilden Leher:innen in kindgerechten Unterrichtsmethoden weiter.
Inklusion ist uns bei unserer Projektarbeit wichtig. In Ägypten beispielsweise setzen wir uns für inklusive Vorschulen ein, bieten Kurse zur Unterstützung der Eltern an und bilden Lehrer:innen in inklusiven Lehrmethoden fort.
Um allen Kindern in unseren Programmgebieten den Schulbesuch zu ermöglichen, leisten wir von Plan International Überzeugungsarbeit bei den Eltern, um die Notwendigkeit der Schulbildung ihrer Kinder, insbesondere die der Mädchen, zu vermitteln.
Wir engagieren uns für besondere Bildungsmaßnahmen, beispielsweise Schreibkurse für ältere Kinder oder Erwachsene sowie außerschulischen oder praxisbezogenen Unterricht. Mit diesen Maßnahmen verändern wir die Einstellungen der Familien langfristig und erreichen so, dass sie ihre Kinder dauerhaft zur Schule schicken.