Bedrohungen, Beleidigungen und Belästigungen auf der Straße – jede vierte Frau, die in einer deutschen Großstadt lebt, hat schon sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum erlebt. Das ergab eine Umfrage der Kinderrechtsorganisation Plan International in mehreren deutschen Städten. Vor allem in der Dunkelheit befürchten Mädchen und Frauen, Opfer von Übergriffen zu werden. In Deutschland ebenso wie weltweit. Weil hier großer Handlungsbedarf besteht, beteiligt sich Plan International an den „16 Days of Activism“. Die globalen Aktionstage starten zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November. Zum Auftakt der Kampagne führt Plan International Deutschland am Vorabend in Hamburg einen sogenannten „Safety Walk“ durch. Bei diesem Rundgang werden gemeinsam mit interessierten Teilnehmer:innen Orte aufgesucht, die in Plans digitaler Umfrage „Safe in the City?“ als sehr kritisch bezeichnet wurden.
„Sich zu jeder Tageszeit sicher und angstfrei bewegen zu können, das ist für die meisten Mädchen und Frauen auf dieser Welt keine Selbstverständlichkeit“, sagt Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. „Fast 80 Prozent der Mädchen und Frauen fühlen sich in ihrer Stadt nicht sicher. Und zwar unabhängig davon, ob sie in einer deutschen Großstadt leben oder in einer anderen Metropole dieser Welt. Das haben Umfragen gezeigt, die wir in den letzten Jahren in mehreren unserer Projektländer zum Sicherheitsgefühl von Mädchen und Frauen durchgeführt haben. Ob in Berlin oder Hamburg, Delhi, Lima, Kairo, Kampala, Madrid oder Sydney – die Ergebnisse sind fast deckungsgleich.“
Dass auch in Deutschland noch viel zu tun ist, damit sich Menschen – vor allem Mädchen und Frauen – auch zu später Stunde in der Öffentlichkeit sicher fühlen, bestätigen die Ergebnisse der aktuellen Dunkelfeldstudie des Bundeskriminalamts (BKA) „Sicherheit und Kriminaltität in Deutschland“. Frauen haben demnach weitaus mehr Angst vor Übergriffen als Männer, besonders, wenn sie nachts allein unterwegs sind, zum Beispiel bei der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs: die Differenz zwischen Frauen und Männern beträgt hier rund 33 Prozent.
„Eine hundertprozentige Sicherheit ist leider nicht möglich“, so Kathrin Hartkopf. „Was wir jedoch ändern können, ist der Umgang mit Situationen, die für Mädchen und Frauen bedrohlich oder übergriffig sind. Mit Aktionen wie unseren Safety Walks in den Metropolen dieser Welt wollen wir dafür sensibilisieren, wie beängstigend etwa ein nächtlicher Nachhauseweg sein kann, und was im akuten Fall möglich ist, eine solche Situation für die Betroffenen zu entschärfen. Auch ermutigen wir die Jugendlichen in unseren Safer Cities-Programmen, sich bei den zuständigen Behörden Gehör zu verschaffen, zum Beispiel mit Vorschlägen im Bereich Stadt- und Verkehrsplanung.“
Um den Lebensraum Großstadt für Mädchen und Frauen sicherer zu machen, hat Plan International 2014 gemeinsam mit UN-Habitat das „Urban Programme – Safer Cities for Girls“ ins Leben gerufen. Das Programm wurde bereits in zwölf Ländern umgesetzt und wird aktuell in Ägypten und in Vietnam durchgeführt. Im Rahmen der „16 Days of Activism against Gender-Based Violence“ startet Plan International gemeinsam mit anderen Menschenrechtsorganisationen eine globale Social Media-Kampagne gegen Gewalt an Frauen. Zudem veröffentlicht Plan International am 29. November den Report „Violence in the City“. Darin berichten junge Menschen im Alter von 15 bis 29 Jahren aus sechs Metropolen in Äthiopien, Kenia, Uganda und Simbabwe über ihre Erfahrungen mit Gewalt.