Wie in jeder Krise sind es auch bei den syrischen Familien oft die Kinder und Frauen, welche die Hauptlast bei mangelnder Versorgung und Hygiene sowie fehlendem Schutz und Bildungsangebot zu tragen haben. Erschwerend führt der voranschreitende Zusammenbruch der syrischen Wirtschaft zu einer Schwächung der Gemeinschaften insgesamt. Diejenigen, die noch im Land sind – oftmals als Binnenvertriebene – leben in Armut. 82,5 Prozent der syrischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze und der Hunger ist allgegenwärtig. Diese Entwicklung – insbesondere in den Aufnahmeländern Jordanien und Libanon – macht eine weitergehende Unterstützung für die Menschen in der Region dringlich.
Zehn Jahre Bürgerkrieg in Syrien
Kinder- und Menschenrechte umsetzen
Die meisten der 5,5 Millionen geflüchteten Menschen aus Syrien haben sich in Ägypten, Irak, Jordanien, Libanon und der Türkei in Sicherheit gebracht. Libanon und Jordanien weisen mit 1,5 Millionen beziehungsweise 1,3 Millionen Geflüchteten aus Syrien den weltweit höchsten Pro-Kopf-Anteil auf. Plan International unterstützt in beiden Ländern rund 38.000 Mädchen, Jungen und deren Familien. Bei unserer Programmarbeit geht es um den Schutz vor Kinderheirat und Kinderarbeit, die Förderung von Gleichstellung von Mädchen und Jungen, die Stärkung der Zivilgesellschaft sowie die Unterstützung von Jugendnetzwerken. Kinder und Jugendliche sollen in die Lage versetzt werden, Kinderrechtsverletzungen zu erkennen und selbst für ihre Rechte einzustehen. Aber auch hierzulande sind die Plan-Teams diesbezüglich im Einsatz.
Obwohl syrische Mädchen und Frauen in ihrem Heimatland sowie in den Nachbarländern am schwersten von der Krise betroffen sind, zählen sie zur am wenigsten geschützten Gruppe. Der andauernde Konflikt sowie die humanitäre Krise und Vertreibung der Menschen haben gravierende Auswirkungen insbesondere auf die Sicherheit von Mädchen und Frauen. Sie sind einem zunehmenden Risiko von sexueller, geschlechtsspezifischer sowie häuslicher Gewalt ausgesetzt.
Covid-19 verschärft die Situation
Eine kürzlich von Plan International durchgeführte regionale Analyse ergab, dass sich diese Situation durch die Corona-Pandemie seit 2020 noch verschärft hat. Demnach ist der Schutz von syrischen Mädchen und Frauen nirgendwo gewährleistet, weil es konkret an sicheren Räumlichkeiten für sie mangelt, aber auch an rechtlichen Rahmenbedingungen. Bildungs- und Schutzeinrichtungen wie Schulen und Jugendzentren wurden während der Corona-Pandemie geschlossen. Nach UN-Angaben gehen 2,5 Millionen schulpflichtige syrische Kinder nicht zum Unterricht und weitere 1,6 Millionen sind gefährdet, die Schule abzubrechen oder eine Ausbildung zu verpassen.
Früh- und Zwangsheirat sind weitere Gefahren für das Leben vieler junger Mädchen inner- und außerhalb Syriens. Auch bei syrischen Geflüchteten in Jordanien und im Libanon ist die Rate der Früh- und Zwangsverheiratung gestiegen. Denn Konflikte und Katastrophen verstärken die bereits bestehende Armut, Ungleichheit zwischen den Geschlechtern sowie den Mangel an Bildung – allesamt Hauptursachen für eine Kinderheirat.
Wege zum Frieden
Wir von Plan International fordern, dass lokale Frauen- und Jugendgruppen in Syrien mehr Unterstützung bekommen, damit sie sich aktiv für den Schutz und die Wahrung ihrer Rechte einsetzen können. Diese Gruppen sollten zudem in die lokalen und nationalen Friedensbemühungen sowie zum Wiederaufbau des Landes eingebunden werden. Nicht zuletzt sollten Corona-Impfstoffe in ganz Syrien an alle Menschen gerecht verteilt werden.
Interviews aus dem jordanischen Geflüchtetencamp Azraq
In Jordanien beherbergt das Geflüchtetencamp Azraq mittlerweile mehr als 35.000 Geflüchtete aus Syrien. Seit 2016 unterstützt Plan International einige der am meisten gefährdeten syrischen Mädchen und Frauen, sowohl in Jordanien als auch im Libanon. Dazu gehören psychosoziale Unterstützung, Betreuung von Eltern und Kleinkindern sowie Programme zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit.
Aber wie sieht das Leben für junge Mädchen in Azraq aus, was beschäftigt sie und was sind ihre Träume? Wir haben mit Shayma’a und Fatima darüber gesprochen.