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Jazmine (23) setzt sich als heutige Gemeindevorsitzende zum Beispiel für den Ausbau der elektrischen Infrastruktur in ihrer Gemeinde ein. ©Rebeca Martinez/Plan International.
Jazmine (23) setzt sich als heutige Gemeindevorsitzende zum Beispiel für den Ausbau der elektrischen Infrastruktur in ihrer Gemeinde ein. ©Rebeca Martinez/Plan International.
18.05.2021 - von Rebeca Martinez

Von der Teenager-Mutter zur Gemeindevorsitzenden

Die heute 23-jährige Jazmina aus Ecuador kam durch eine Notsituation mit Plan International in Kontakt: Nach einem Erdbeben half sie freiwillig in einer der Notunterkünfte mit und blieb Plan danach treu. Durch Workshops lernte sie, sich für sich und ihre Mitmenschen einzusetzen. Mittlerweile ist sie selbst Vorsitzende ihrer Gemeinde und trägt so zu nachhaltigen Verbesserungen im Leben aller bei.

“Schwierige Zeiten können auch zu Chancen werden,” sagt die heute 23jährige Jazmina. Eine Lebensweisheit, die die junge Frau aus eigener Erfahrung kennt. Aufgewachsen an Ecuadors Küstenregion klingt ihre Kindheit zunächst nach einem idyllischen Erwachsenwerden – einer sorglosen Jugend am Strand. Doch Jazmina hat schon früh Verantwortung übernehmen müssen. Als eine der ältesten Töchter kümmerte sie sich um ihre jüngeren Geschwister und den Haushalt, wenn ihre Mutter arbeiten musste. Bis sie mit 17 Jahren selbst schwanger wurde.

Als große Schwester fiel es Jazmine als Jugendliche immer schwerer, neben der Hausarbeit auch ihre Hausaufgaben stemmen zu können. Sie begann, die Schulaufgaben hintenanzustellen und fehlte oft im Unterricht. „Früher war ich eine der besten Schüler:innen, auch wenn ich meine Hausaufgaben in der Regel nachts erledigen musste, nachdem ich meine Geschwister ins Bett gebracht hatte,“ erzählt Jazmine.

Als sie 17 Jahre alt war wurde Jazmine schwanger. Sie zog zu ihrem Freund und brach die Schule ab. „Ich bin nicht zurück zum Unterricht gegangen, weil ich mich geschämt habe. Ich hatte Angst davor, was die anderen über mich sagen würden. Heute bereue ich das,“ sagt sie.

Sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes 2016 erschütterte ein Erdbeben Jazmines Heimatregion Manabi. „Wenn ich zurückschaue, kommt mir alles, was an dem Tag passiert ist, einfach nur surreal vor. Eine Wand wäre fast auf mich und meinen Sohn gestürzt. Wir sind gerade noch so aus dem Haus herausgekommen.

Plan International leistete nach dem Erdbeben humanitäre Hilfe, bei der Jazmine sich als freiwillige Helferin beteiligte und in einer der 23 Notunterkünften mitarbeitete, die von der Katastrophe betroffenen Kindern einen sicheren Raum zur Verarbeitung des Erlebten bot.

Nach dem Ende des Programms entschied sich Jazmine, weiter an den regulären Aktivitäten von Plan International in ihrer Gemeinde teilzunehmen. Sie besuchte Workshops zur Aufklärung über Kinder- und Frauenrechte und nahm an einem Programm zum Aufbau von Führungqualifikationen teil. 2019 nahm sie mithilfe eines von Plan International finanzierten Stipendiums ihre Bildung wieder auf und schloss die Schule als Klassenbeste ab.

Das „One Scholarship, One Future“-Programm, an dem Jazmine teilnahm, zielt darauf ab, Jugendliche und junge Erwachsene dabei zu unterstützen, ihre Schule abzuschließen und ermutigt Eltern dazu, eine aktive Rolle in der Zukunfts- und Karriereplanung ihrer Kinder einzunehmen.

Jazmine hat dank des Programms eine führende Rolle in ihrer Gemeinde eingenommen. „Meine Mitarbeit bei Plan International hat mir geholfen, meine Stimme zu erheben und mich für das, was mir wichtig ist, einzusetzen. Ich habe gelernt, wie ich selbstbewusst auftreten und meine Rechte einfordern kann,“ sagt sie.

Einer ihrer bisher größten Erfolge als heutige Gemeindevorsitzende ist der Ausbau der elektrischen Infrastruktur, sodass inzwischen 90 Prozent ihrer Gemeinde mit öffentlich finanzierten Straßenlaternen ausgestattet sind. Mädchen und Frauen hatten berichtet, dass sie sich wegen der fehlenden Beleuchtung nachts nicht sicher fühlten. Nur indem ihre Stimmen im Gemeindetreffen Gehör fanden, konnte das Problem erkannt und Maßnahmen getroffen werden.

Aber Jazmine hat noch viel mehr vor. Sie möchte sich weiter dafür einsetzen, dass sich Kinder und junge Erwachsene in ihrer Gemeinde bewusstwerden, was sie alles erreichen können, wenn sie zusammenarbeiten: „Kämpft für eure Träume, schließt eure Schule ab und bildet euch immer weiter. Nur so können wir gemeinsam Gutes für uns und für unsere Gemeinschaft bewirken.“