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Luciana (17) war aufgeregt bevor sie ihren Posten als Dorfvorsteherin antrat. © Plan International
23.10.2017 - von Lilli Gretemeier

Takeover in Timor-Leste: Ein Tag als Dorfvorsteherin

Durch das außerordentliche Engagement der Plan-Büros in den Programmländern weltweit konnten global mehr als 1000 Führungspositionen für einen Tag von Mädchen übernommen werden: So viele Takeover-Aktionen zum Welt-Mädchentag gab es noch nie. Luciana (17) erzählt hier von ihrem Takeover in Timor-Leste.


Mädchen auf der ganzen Welt erhoben ihre Stimmen für Gerechtigkeit und Gleichheit, indem sie rund um den Welt-Mädchentag mehr als 1000 bedeutende Positionen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik übernommen haben. Das zweite Jahr in Folge haben hunderte Führungspersönlichkeiten und Entscheidungsträger weltweit ihre Posten für einen Tag für die Mädchen geräumt. An Orten, an denen Mädchen und Frauen sonst selten gesehen oder gehört werden, konnten sie nun weltweit Handlungsbedarf fordern, um Lösungen zu finden, die sicherstellen, dass alle Mädchen lernen, leiten, entscheiden und sich entfalten können.

In Timor-Leste haben fünf Mädchen, die die Rolle von Dorfvorstehern übernommen. Die 17-jährige Luciana war eine von ihnen und erzählt uns von ihren Erfahrungen:

Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals die Chance haben werde, den Dorfoberhäuptern meine Meinung dazu zu sagen, wie manche Dinge ablaufen sollten. Und da stand ich nun − am Anfang ein bisschen zittrig − vor einem ausschließlich männlichen Publikum und sprach über die Rechte der am meisten benachteiligten Menschen in unseren Gemeinden: Mädchen.

 

Ängste überwinden

Ich muss zugeben, ich bekam ziemliche Angst, als wir an dem Versammlungsort ankamen. Es war keine Frau zu sehen. Zum Glück waren zwei Freundinnen und die Mitarbeiter von Plan International dabei, um mich zu unterstützen. Als ich zu ihnen geguckt habe, fühlte ich mich sofort erleichtert.

Als ich dann offiziell den Posten des Dorfvorstehers übernahm, musste ich vor der Menge stehen und wie ein Oberhaupt wirken. Ich wusste, dass ich überzeugend sein muss und zeigen muss, dass ich entschlossen war, um meine Botschaft rüberzubringen zu können. Plan International hatte zuvor in meiner Gemeinde ein Führungstraining organisiert und ich habe mich sehr bemüht, alles zu erinnern, was ich gelernt habe.

Ich fing an zu sprechen und die Männer hörten mir zu. Sie beantworteten meine Fragen und haben meine Anliegen ernst genommen: Das fühlte sich so gut an!

 

Mädchen sichtbar machen

Als ich die Dorfoberhäupter aufforderte, konkrete Beispiele dafür zu nennen, wie sie Frauen und Mädchen in Entscheidungsprozesse in ihren Gemeinden einbeziehen, zögerten sie. Ich glaube, sie wussten, dass sie mehr tun müssen.

Das größte Problem für die Mädchen in unserem Land ist, dass wir oft ignoriert werden. Nie werden wir gefragt, was wir brauchen und unsere Probleme werden nicht erst genommen. Da alle Führungspersönlichkeiten männlich sind, konzentrieren sie sich erstrangig auf die Belange von Jungen und Männern, vielleicht, weil sie diese besser verstehen.

Wäre ich irgendwann wirklich Dorfvorsteherin, würde ich sicherstellen, dass den Bedürfnissen von Mädchen und Frauen Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich würde dafür sorgen, dass ihre Stimmen gehört werden und alles tun, damit sie sich wertgeschätzt fühlen.

Natürlich weiß ich, dass es kein leichter Job ist, Dorfvorsteher zu sein. Schon an dem einen Tag, an dem ich Dorfchefin war, habe ich gemerkt, wie hart das sein muss! Du musst an allen Aktivitäten teilnehmen, die von den Gemeinden organisiert werden und überall im Dorf hinreisen. Aber ich glaube, ich wäre gut darin.

 

Eine bessere Zukunft für Mädchen sicherstellen

Für einen Tag Dorfchefin zu sein war unglaublich. Aber das Beste an dem Tag war, den Posten wieder an den Dorfvorsteher zurückzugeben und ihn zu fragen, ob er sich zu der Unterstützung von Geschlechtergerechtigkeit in seinem Dorf verpflichtet: Er hat zugestimmt und die Verpflichtungserklärung unterschrieben, die ich zusammen mit den anderen Mädchen vorbereitet hatte! Diese Erklärung verspricht Schulungen zu Geschlechtergerechtigkeit für Lehrer, medizinisches Personal, Polizisten und andere Beamte zu unterstützen, die von den „Champions of Change“ durchgeführt werden − einer Gruppe Jugendlicher, die von Plan International ausgebildet wurden.

Wir werden in die Gemeinden gehen und ihnen beibringen, wie man besser auf die Bedürfnisse von Mädchen reagiert. Wenn wir jeden in der Gemeinde involvieren, können wir unsere Dörfer und unser Land sicherer machen und gleiche Chancen für Mädchen bieten.

Niemals werde ich den Tag vergessen, an dem ich mit 17 Jahren Dorfvorsteherin war. Ich hoffe, dass ich, wenn ich älter bin, auf diesen Tag zurückblicken werde und den Fortschritt sehen werde, den wir gemacht haben − in meinem Dorfvorsteherbüro!

 

Lucianas Beitrag erschien zunächst auf Englisch. Den englischen Text finden Sie hier.