Süßkartoffeln für die Zukunftsplanung
Hölzerne Rundhütten mit strohbedeckten Dächern sind oben in der eindrucksvollen Bergwelt von Timor-Leste verbreitet. Ein traditioneller Baustil, der seine Wurzeln im melanesischen Archipel weiter östlich hat und bis heute zwei Drittel aller Gebäude in dem südostasiatischen Land prägt. Vor einem stehen jetzt Felismina und Felismino, ein ergrautes Ehepaar, und hält zur Begrüßung einen Tais in den Händen. Die handgewebten Schals in bunten Farben dienen als Geschenk und drücken Anerkennung gegenüber Besuchern aus.
„Wir haben die Hoffnung, dass mit der neuen Kooperative für uns das Leben besser wird“, sagt der 72-jährige Felismino, der so etwas wie der Vorsteher des Dorfes Kibra ist. Eine Siedlung auf rund 2.000 Metern Höhe, die eben noch vom Tatamailau, dem höchsten Berg des Zwergstaates, überschattet wurde. Binnen Minuten ziehen dicke Wolken heran, es wird dunkel und kalt. Die umliegenden Bäume und Felder, die Rundhütten – sie werden von den nassen Klauen des Himmels verschluckt und machen plausibel, weshalb die Idee einer landwirtschaftlichen Zusammenarbeit hier oben Sinn macht. Im November 2018 ging es damit los. Mit Unterstützung von Plan International machen jetzt zehn Personen mit in der Kooperative. Die jüngste ist acht Jahre alt und mit ihrer Mutter dabei, der älteste 28 Jahre.
„Zusammen können wir es schaffen und uns Gewächshäuser bauen“, schildert Bürgermeister Felismino die Träume der Familien inmitten der eigenwilligen Naturschönheit. Die Gewächshäuser, die vieles besser und die Einnahmen erhöhen sollen, sind einfache Konstruktionen, für die die Menschen Bambusrohr aus der Umgebung abschneiden und zu kleinen Gerüsten auf ihren Feldern zusammenstecken. Die robusten Klarsichtfolien aber, die über die Halme gespannt werden, um die Wärme der Sonne darunter aufzustauen, kosten für hiesige Verhältnisse ein kleines Vermögen.
Alle Familien hier oben leben von der Subsistenzwirtschaft. Mit etwas Glück bleiben einige wenige US-Dollar, der die offizielle Währung des südostasiatischen Landes darstellt, als Ersparnis übrig. „Eine Familie allein könnte kaum den Bau der einfachen Gewächshäuser stemmen“, erklärt Romaldo da Custo von Plan International Timor-Leste. „Doch zusammen als Kooperative und mit unserem Mikrofinanzprojekt ist dies sehr wohl möglich.“
Beispielsweise in Aileu 36 Kilometer weiter nördlich. Hier profitieren bereits die 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kooperative Hrer von höheren Einnahmen. Alle zahlten zunächst eine Minimalsumme in eine Gemeinschaftskasse, aus der dann die Folien, Naturdünger und andere Bestandteile für nachhaltige Landwirtschaft finanziert wurden. Mit jedem extra verdienten US-Dollar konnte man sich gemeinsam mehr leisten.
Inzwischen springen kleine Gewinne für alle heraus. Dabei hat sich ihr Kooperativen-Projekt so weit zu einem verlässlichen Produzenten entwickelt, dass ein großer Supermarkt in der Hauptstadt Dili die gesamte Ernte zu festen Preisen direkt vom Feld und aus den Gewächshäusern aufkauft. Brokkoli, Blumenkohl, verschiedene Sorten Süßkartoffeln – alles findet Abnehmer. „Viele Timoresen bedenken ihre Zukunft nicht“, gibt Projektteilnehmerin Eleonora Soares zu bedenken. „Aber in unserer Mikrofinanzgruppe wird genau das thematisiert.“ Es sind kleine Schritte für etwas Wohlstand, die allein schon wegen der herausfordernden Topografie Zeit und Mühe kosten.