Ausgerechnet der Exportweltmeister Deutschland hat deutlichen Nachholbedarf, wenn es um die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und internationaler Zivilgesellschaft geht. Das zeigen die Zahlen aus einer Sonderauswertung von Stifterverband und Plan International, die erstmals für Deutschland repräsentative Daten zu dieser Fragestellung erhoben hat. Danach arbeiten fast alle Unternehmen in Deutschland (98 Prozent) im Rahmen ihres sozialen Engagements mit gesellschaftlichen Partnern zusammen. Die überwiegende Mehrheit der engagierten Unternehmen in Deutschland bringt sich jedoch vorwiegend auf lokaler (55 Prozent) und regionaler (28 Prozent) Ebene ein. Am häufigsten entscheiden sich die Firmen dabei für eine Kooperation mit lokalen Vereinen. Nur ein kleiner Anteil (9 Prozent) ist auch oder vorwiegend auf europäischer oder internationaler Ebene engagiert. Damit ist klar: Die Debatte um die globalen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen ist in der Breite der deutschen Wirtschaft noch nicht angekommen.
Bei der Kooperation zwischen Unternehmen und internationalen Nichtregierungsorganisationen (NGO) spielt die Größe des Unternehmens keine entscheidende Rolle: Es gibt sowohl Kleinstunternehmen und kleinere Mittelständler, die eine internationale gemeinnützige Organisation unterstützen, wie auch mittelgroße Betriebe, die solche Kooperationen sorgfältig pflegen. Überdurchschnittlich häufig arbeiten nur Großkonzerne mit Standorten in verschiedenen Ländern mit internationalen NGOs zusammen. Besonders ausgeprägt ist die Kooperation von Unternehmen mit internationalen NGOs, wenn es um globale Themen wie Armut, Klimaschutz oder Menschenrechte geht.
„Die von den Vereinten Nationen formulierten 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung können nur durch eine intensive Zusammenarbeit globaler Partnerschaften erreicht werden. Dafür wünschen wir uns ein Umdenken bei den Unternehmen“, sagt Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan International Deutschland. „Gerade größere und international agierende Unternehmen sollten sich zielgerichtet mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen und ihr Engagement möglichst langfristig aufsetzen.“
Basis für die Studie ist der Corporate Citizenship Survey von Stifterverband und Bertelsmann Stiftung, die größte bundesweit repräsentative Befragung zum gesellschaftlichen Engagement von in Deutschland ansässigen Unternehmen.
„Unternehmen stehen in der Verantwortung, sich mit Augenmaß und auf gesellschaftliche Bedarfe ausgerichtet zu engagieren“, sagt Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes. „Engagement für Bildung und Innovation in Deutschland einerseits und das Engagement für die von der Weltgemeinschaft ausgerufenen Entwicklungsziele andererseits gehören zusammen. Viele unserer Mitgliedsunternehmen verfolgen deshalb konkrete Projekte in Deutschland und darüber hinaus“.
Plan International Deutschland e.V. kooperiert bereits seit 2007 mit Unternehmen, die sich für die Arbeit der Kinderhilfsorganisation einsetzen. Derzeit arbeitet Plan mit über 120 Unternehmen zusammen, die die Organisation mit fast 1.000 Patenschaften unterstützen. Die Unternehmen engagieren sich zurzeit in 16 Projekten, davon vier Projekte, die eigens für die Kooperationen ins Leben gerufen wurden.
Die Studie Kooperationen mit internationalen NGOs gibt es hier zum Download: https://www.plan.de/unternehmen/sonderauswertung