Schutzprojekt für Geflüchtete aus Venezuela
Mehr als 5,5 Millionen Venezolaner:innen haben ihr Land verlassen, um in Kolumbien, Peru und Ecuador ein neues Leben zu beginnen. 25 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche. Auf den Fluchtruten und in den Aufnahmeländern erleben sie Gewalt und Diskriminierung. Das Plan-Projekt „Sichere Wege“ unterstützt Geflüchtete mit rechtlicher Orientierung, Lebensmitteln, Bargeldgutscheinen und Hygienesets – vor allem Kinder und junge Frauen bekommen Hilfe. Außerdem bietet Plan mehr als 10.000 Menschen rechtliche Orientierung an, denn häufig haben die Geflüchteten keine gültigen Papiere oder wissen nach Übergriffen nicht, wo sie Hilfe erhalten können. Insgesamt werden 58.000 Venezolaner:innen über dieses Projekt unterstützt. Im Fokus des Projekts stehen Mädchen, denn einer Studie von Plan International zufolge fühlt sich jedes zweite venezolanische Mädchen auf der Straße unsicher. Jedes fünfte Mädchen und 13 Prozent der Jugendlichen insgesamt sind demnach schon einmal Zeugen von Gewalt, sexuellem Missbrauch oder verbaler Aggression gegen Gleichaltrige geworden.
Yohanis, eine 16-jährige Venezolanerin, die in Peru lebt, berichtet von einem solchen Erlebnis: "Ein Arbeiter bot meiner Mutter Geld an, damit er mit mir ausgeht. Er dachte, ich sei eine, ich weiß nicht, eine Prepago (eine Sexarbeiterin) oder so etwas in der Art. Meine Mutter sagte ihm, sie würde ihn anzeigen.“
Plan International hat 2020 mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes das Projekt „sichere Wege“ entwickelt, das noch bis Ende 2022 in Kolumbien, Ecuador und Peru durchgeführt wird. Ziel ist es, die von der venezolanischen Migrationskrise betroffenen Kinder und Jugendlichen vor Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung und Ausbeutung zu schützen. Das Projekt arbeitet in drei Schlüsselbereichen: Bereitstellen von Informationen für Familien, wie sie Übergriffen vorbeugen oder darauf reagieren können, Stärkung von Gemeindestrukturen sowie Betreuung von Geflüchteten, die Opfer von Übergriffen und geschlechtsspezifischer Gewalt geworden sind.
Eine der wichtigsten Maßnahmen des Projektes sind Schutzräume für venezolanische Kinder und Jugendliche, die in Grenzgebieten eingerichtet wurden. Plan International verfügt über solche Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in Cúcuta, Kolumbien, in Tulcán und Huaquillas in Ecuador sowie in Tumbes in Peru.
In diesen sicheren Räumen finden Kinder und Jugendliche einen geschützten Ort, wo sie spielen, lernen und sich von den Herausforderungen ihres Alltags erholen können. Sie erhalten dort Informationen über sichere Migrationsrouten und erfahren, wie sie sich vor geschlechtsspezifischer Gewalt schützen und mit Krisensituationen umgehen können.
Über das Projekt "sichere Wege“ wurde auch eine Allianz mit dem Interamerikanischen Kinderinstitut (IIN) der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) gegründet, um mögliche Schwachstellen zu ermitteln, die in den drei Ländern bei der Betreuung und Bearbeitung von Übergriffen auf venezolanische Kinder und Jugendliche bestehen.