Kinderstube in den Wolken

Zweieinhalb Stunden Fahrt für 36 Kilometer sind wahrlich kein Pappenstiel. Im Schritttempo rollt der Allradwagen bergan. „Das ist nichts im Vergleich zur Regenzeit“, sagt Romaldo da Custo, der für Plan International die Patenschaften in Timor-Leste koordiniert, und nun wieder in einen anderen Gang kuppelt. Geschickt weicht er einer metertiefen Furche aus, die sich mit dem Monsunregen wie die meisten Wege in eine schlammige Falle für Fahrzeuge verwandeln wird.

Ringsum pittoreske Berge, die Ausläufer des sogenannten Bandabogens. Es sind Felsformationen vulkanischen Ursprungs, die schon gleich hinter der übersichtlichen Hauptstadt Dili steil emporschnellen. Jenseits der Küste werden die Verhältnisse rauer und die Lebensbedingungen herausfordernder. Die Dörfer im Inneren des Inselstaates bleiben nur schwer zugänglich.

„Wir sind froh, dass sich jemand um uns kümmert“, sagt Tomas da Silva, Bürgermeister der Gemeinde Gourema, die schließlich fast ganz oben am Hang auftaucht. Die Wolken ziehen ab und die Aussicht auf das Tal mit der Kreisstadt Maubisse ist atemberaubend. Von dem Kinderhort, den Plan International in luftiger Höhe gebaut hat und samt Ausstattung finanziert, profitieren 24 Vorschulkinder. Mitten in einer von Moosen grün gefärbten Felslandschaft.

Während ihre Eltern arbeiten, können die Mädchen und Jungen geschützt spielen und malen. Es gibt Bücher und Bauklötze, Stifte und Papier. Zwei Gruppen toben hier unter einem Dach: die Drei- bis Vierjährigen und die Fünf- bis Sechsjährigen. Für sie ist nicht nur ein Kindergärtner zuständig, es gibt auch Mittagessen und eine medizinische Vorsorge. ECCD-Center für frühkindliche Bildung nennt sich der Kindergarten. Zum Abschied von der Kinderstube in den Wolken winken die Kleinen; der Allradwagen tastet sich langsam wieder bergab.