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María_Interview_Erdbeben_Ecuador
Maria erlebte das Erdbeben hautnah. © Plan
04.07.2016 - von Janina Schümann

"Ich dachte, die Welt geht unter"

Bei dem Erdbeben, das am 16. April die Westküste des nördlichen Ecuadors mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala erschütterte, kamen mehr als 500 Menschen ums Leben. In einem Interview hat Maria uns erzählt, wie sie das Erdbeben in Ecuador erlebt hat und welche Auswirkungen es auf ihr jetziges Leben hat. Mit ihren 12 Jahren besucht sie die neunte Klasse, doch im Moment ist der Besuch der Schulen noch nicht wieder möglich. Zusammen mit ihrer Familie wohnt sie in Pasaje, im Kanton Rocafuerte.


Wie hast Du das Erdbeben erlebt und wo warst du, als es eintraf?

Ich war unterhalb des Hauses einer Nachbarin mit meiner Schwester und der Tochter unserer Nachbarin. Das Mädchen sagte mir, dass sie Angst hat zu sterben und dass sie hinaufsteigen will, wo ihre Mutter ist. Ich habe ihr gesagt, dass wir nicht hinaufgehen und dass wir alle von hier weg müssen. Als das Haus zusammenstürzte, schob ich sie heraus, damit das Haus uns nicht zerdrückt. Ich bin dann nach draußen zu meiner Großmutter gegangen, die bereits die Treppen hinabgestiegen und dabei ausgerutscht ist. Ich habe sie aufgehoben und behandelt. Da ist eine Wand auf mich gestürzt und ich bin in ein Fenster aus Eisen und Glas gefallen. Ich hatte das Gefühl: Das ist das Ende der Welt! Ich schürfte mir das Bein auf und hatte Blutergüsse am ganzen Körper und am Kopf. Auch meine Nachbarin und meine Schwester haben sich den Rücken aufgeschürft und sich verletzt.

Wie erging es dir und deiner Familie in der Nacht und am Tag nach dem Erdbeben?

Wir sind auf einen Hügel hinauf gegangen aus Angst, dass es sich wiederholen könnte. Am nächsten Tag sind wir zur Gemeinde Valdez gegangen, wo die Frau von einem meiner Onkel lebt.

Welche Auswirkungen hatte das Erdbeben auf eure Gemeinde und euer Zuhause?

Hier in unserer Gegend sind mehr als 20 Häuser zerstört wurden. Auch unser Haus ist komplett zerstört, es ist zwecklos, dort kann niemand mehr leben. Eine Frau, die hier lebt, ist in Portovieja ums Leben gekommen, weil die Wände über ihr eingestürzt sind.

Wann ist Hilfe von außen angekommen?

Uns wurden unverzüglich Nahrungsmittel und Wasser gebracht. Dann kam zwei Wochen lang keine Hilfe mehr. Das Essen wurde knapp, weil es zu viele Menschen in der Unterkunft gab, die versorgt werden mussten.

Würdest Du sagen, dass dein Leben sich verändert hat?

Ja, es hat sich geändert. Ich habe sehr große Angst, nochmal ein Erdbeben zu erleben. Früher hatten wir unser eigenes Haus. Jetzt ist alles anders. Wir wohnen nun in einem sehr kleinen Zelt. Am Tag es ist sehr heiß und in der Nacht sehr kalt. Wir brauchen mehr Lebensmittel und Zelte. Auch die Schule ist zerstört und wir können seit dem Erdbeben nicht mehr zum Unterricht gehen.

Wie geht es Dir und deiner Familie heute?

Uns geht es ein schon bisschen besser. Meine Großmutter hat sich um mich gekümmert und ein Auge auf mich gehabt. Aber es ist so viel passiert und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.