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Wenn ihre Familie nichts zu essen hat, kann Elena nicht zur Schule. Stattdessen muss sie Geld verdienen. © Plan International / Lidia Langa
Wenn ihre Familie nichts zu essen hat, kann Elena nicht zur Schule. Stattdessen muss sie Geld verdienen. © Plan International / Lidia Langa
06.11.2021 - von Sarah Koch

Hungerkrise in Mosambik lässt Kinder die Schule abbrechen

Die anhaltende Nahrungsmittelkrise in Mosambik hat die südlichen Provinzen des Landes vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Als das trockene Ackerland keine Ernte mehr hervorgebracht hat, mussten viele Kinder ihren Familien bei der Beschaffung von Lebensmitteln helfen, anstatt zur Schule zu gehen und ihre Hausaufgaben zu machen. So hat die Bildung für Tausende von Grundschulkindern in den von der Dürre betroffenen Gebieten keine Priorität mehr.

Die zwölfjährige Elena lebt in einem kleinen Dorf im Panda-Distrikt in Mosambik. Sie hat seit einem Jahr nicht regelmäßig die Schule besucht. Stattdessen arbeitet sie, um die Familie finanziell zu unterstützen, damit sie sich Lebensmittel leisten können. Elena ist eines von vielen Kindern, deren Leben von der Nahrungsmittelkrise bestimmt wird, und die sich nicht auf die Schule konzentrieren können, sondern Einkommen generieren müssen.

„Ich gehe nur zur Schule, wenn es zu Hause genug zu essen gibt. Ansonsten muss ich etwas tun, um Geld zu verdienen, damit meine Mutter Lebensmittel kaufen kann. Im Moment verkaufe ich Stroh, mit dem Hütten abgedeckt werden, aber ich habe auch schon andere Sachen verkauft, wie zum Beispiel Cashewkerne. Jetzt, wo die Schulen wegen der Corona-Krise sowieso geschlossen sind, konzentriere ich mich nur auf das Verkaufen, damit ich Geld für Essen bekomme“, sagt Elena.


Elena und ihre Familie überleben oft mit nur einer Mahlzeit am Tag. Im Extremfall stillen sie ihren Hunger mit Tee, um länger ohne Essen auszukommen. „Manchmal, wenn es an einem Tag nicht genug zu essen gibt, machen wir Tee aus Maniok-Blättern. Dadurch fühle ich mich satt und habe die Energie, Wasser zu holen oder die Waren zu tragen, die ich an dem Tag verkaufen will. Aber manchmal kriege ich davon Bauchschmerzen. Deshalb gebe ich mir lieber mehr Mühe beim Verkaufen, damit wir richtiges Essen haben“, erzählt Elena.

Auch Georgina, Mutter von fünf Kindern, hat Schwierigkeiten, Nahrung für ihre Familie zu beschaffen. Eigentlich baut die Familie auf ihrem Land Reis und Bohnen an, womit sie sich selbst versorgen kann, aber die Böden sind ausgetrocknet und die Ernte ist ausgeblieben. Jetzt ist sie darauf angewiesen, wilde Tiere zu fangen, um ihre Kinder mit wenigstens einer Mahlzeit am Tag zu versorgen. Georgina hat beschlossen, dass ihre Kinder nicht mehr zur Schule gehen, damit sie die wenige Energie, die sie haben, nicht für den langen Schulweg verschwenden – und damit sie bei der Nahrungssuche helfen können. „Mein Mann und mein ältester Sohn, der elf Jahre alt ist, gehen auf die Jagd nach Affen oder Kaninchen. Wenn sie welche fangen, ist das für uns sieben die Mahlzeit für den Tag“, erklärt Georgina.
 

Plan International leistet Nothilfe in Gemeinden, in denen Menschen wie Elena und Georgina mit extremer Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sind. Familien mit Kindern im Grundschulalter werden mit fünf Kilogramm Sojamehl versorgt, um die kurzfristigen Auswirkungen, aber auch langfristige Folgen der Krise wie ein Anstieg von Kinderarbeit abzuschwächen. Es wird befürchtet, dass viele Kinder, die aufgrund der Hungerkrise die Schule abbrechen müssen, nicht wieder zum Unterricht zurückkehren, wenn die Schulen nach der Corona-Pandemie wieder öffnen. Insbesondere Mädchen sind davon betroffen, da sie in Krisen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, früh verheiratet und schwanger zu werden. Die zur Verfügung gestellten Lebensmittel sollen die Familien entlasten und es nicht mehr notwendig machen, die Kinder mitarbeiten zu lassen, anstatt sie in die Schule zu schicken – mit Erfolg.

Bisher wurden über 5.000 Kinder und ihre Familien durch das Ernährungsprogramm im Panda-Distrikt erreicht, wo der ausbleibende Regen die Nahrungsmittelknappheit in eine Krise verwandelt hat. „Ich wusste nicht, dass es so ein Programm im Panda-Distrikt gibt. Ich freue mich, dass meine Geschwister und ich davon profitieren und uns endlich wieder auf’s Lernen konzentrieren können. Jetzt ist erstmal wieder genug Essen da, sodass ich nicht mehr so viel arbeiten muss“, sagt Elena. Auch Georgina berichtet: „Alle meine Kinder gehen haben jetzt wieder genügend Zeit für Schulaufgaben. Meine Tochter kann mir danach sogar noch beim Wassertragen helfen, weil sie wieder die Kraft dafür hat.“