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Families Angst vor Nachbeben sind immer Präsent ©Plansleep outside - post 12 May Earthquake
Angst vor Nachbeben sind immer Präsent ©Plan
13.05.2015 - von Janina Schümann

Emotionale Hilfe für die Kinder

Dr. Unni Krishnan, Katastrophenschutz-Experte bei Plan International, war zwei Wochen zur Koordniation der Nothilfe vor Ort.

 

"Die Ereignisse des erneuten Erdbebens in Nepal erinnern uns mit Schrecken an das große Erdbeben vor einigen Tagen.


Vor allem kleine Kinder sind traumatisiert. Diese Auswirkungen auf den Geist sind oft nicht sichtbar, deswegen sollten die emotionalen Bedürfnisse der Kinder bei den Hilfsmaßnahmen an erster Stelle stehen.

Ich bin gerade aus Nepal zurückgekehrt. Ich habe dort die Nothilfe von Plan International die ersten zwei Wochen nach dem Erdbeben vom 25. April koordiniert. Während ich in den Nothilfe-Camps unterwegs war, fragten mich die Kinder schwierige Fragen: "Wird es ein weiteres großes Erdbeben geben?". "Wann ist es wahrscheinlich, dass es eintrifft?“

Diese ängstlichen Fragen sind nicht ungewöhnlich in Katastrophensituationen. Die Wissenschaft um Erdbeben ist jung und die Vorhersagen stützen sich auf Spekulationen. So konnte ich ihnen keine klare Antwort geben. Ich sagte ihnen, dass die entscheidende Frage nicht sei, ob ein weiteres Erdbeben eintreffen wird, sondern wie gut sie vorbereitet sind. Nicht jeder war überzeugt.

Die Überlebenden durchleben Nachbeben und Erschütterungen - für einige ist es ein fortlaufender Alptraum. Jedes Nachbeben testet ihre Widerstandsfähigkeit. Schock, Angst und Alpträume sind normale Reaktionen auf diese Ausnahmesituationen. Ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,3 ist ein Monster. Wenn so ein Erdbeben Tage nach einem verheerenden Erdbeben eintrifft, dann betrifft dieses nicht nur die Häuser und das Leben der Menschen - auch deren Fähigkeit, erneut mit diesem Schock zurecht zu kommen, wird auf eine harte Probe gestellt.

Unmittelbar nach dem Erdbeben erlebte Nepal die Großzügigkeit und Solidarität der Welt: Die Nothilfe kommt im Land an. Doch da die humanitären Helfer mit den grundlegenden Bedürfnissen wie Nahrung und Unterkunft genug zu tun haben, könnten sie die nicht sichtbaren Bedürfnisse der Überlebenden vergessen - zum Beispiel die psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung, besonders für Kinder.

Neben den Todesopfern sind viele der Überlebenden verletzt. Oft sind es die Beine, die Wirbelsäule oder die Hüftknochen, die verwundet werden und dann zu Behinderungen führen. Menschen, die ihre Mobilität verlieren, sind noch anfälliger für diese psychologischen Auswirkungen.

Katastrophen führen zu bitteren Erinnerungen. Das psychische Leiden manifestiert sich sofort und bleibt für eine lange Zeit. Dabei handelt es sich um eine normale Reaktion auf eine Krise. Wenn du eine Katastrophe durchlebst, gibt es eine Grenze, was dein Geist ertragen kann.

Einen Ort für Kinder zu erschaffen, an dem sie spielen können und Unterricht bekommen, ist ein guter Weg, um die psychologische Betreuung zu sichern. Hilfsorganisationen, wie Plan International, errichten diese kinderfreundlichen Bereiche, damit die Kinder ihre Gefühle und Emotionen ausdrücken und diese durch Betreuung, Unterstützung und Schutz verarbeiten können. In einigen Orte in Nepal gibt es Fälle von Menschenhandel. Katastrophen beeinträchtigen gerade hier den Schutz der Kinder. Die Kinderschutzzonen bieten eine sichere Zuflucht, wo die Kinder sie selbst sein können und wieder ein Gefühl der Normalität erlangen.

Eine große Zahl der Schulen ist zerstört. Die Eltern erzählen uns, dass sie unbedingt wollen, dass ihre Kinder in die Schulen zurückgehen. Die Regierung will ihr Bestes geben, um sicherzustellen, dass die Schulen zum frühestmöglichen Zeitpunkt wieder öffnen. Die Bildung muss wohl erst einmal in Übergangsklassenzimmern beginnen. Auch die Lehrer benötigen eine emotionale erste Hilfe und Training, um mit den schwierigen und ängstlichen Fragen der Kinder umgehen zu können.

Spiele und Freizeitaktivitäten sind der Schlüssel für Kinder. Plan International setzt Clowns von „Clowns ohne Grenzen“ ein, um Kindern die Möglichkeit zu geben, sich zu entspannen und Spaß zu haben. Psychiater alleine können das Trauma jedoch nicht stoppen. Einen Zugang zur Versorgung und zur Behandlung der psychischen Gesundheit zu verschaffen ist schwierig - dies gilt für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und die Katastrophenopfer. Nur eine umfassende Versorgung kann das sichern. Der Ansatz der Heilung der Katastrophenopfer beinhaltet die Erfassung der Bedürfnisse, der Gefühle, der Ängste und der Sehnsüchte der Menschen. Es erfordert zum einen den frühen Start und zum anderen einen langandauernden Prozess.