Eine junge Familie vor dem Nichts
Frisch verheiratet und voller Hoffnungen auf eine bessere Zukunft hat sich das Paar in der belebten Hauptstadt niedergelassen. Kumar, 20 Jahre alt, fand einen Job als Verkäufer in einem Kleidungsgeschäft. Dieser sichert der kleinen Familie ein kleines, aber ausreichendes Einkommen, um die Miete für ein Zimmer und die Kosten für den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Sieben Monate später kam das erste Kind - ein Junge.
"Die Dinge liefen gut für uns!" sagt die 20-jährige Pramila. "Wir hatten zwar nicht viel, aber wir waren sehr glücklich. Wir haben sogar etwas Geld nach Hause geschickt, um unsere Eltern zu unterstützen."
"Dann, plötzlich, von einem Tag auf den anderen, wurde unser Leben auf den Kopf gestellt", berichtet Kumar. "Als das Erdbeben die Stadt erreichte, befanden wir uns in unserem Zimmer. Wir stürmten heraus, als das ganze Gebäude, das wir mit vielen anderen Bewohnern teilten, heftig zu wackeln begann. Innerhalb weniger Minuten dann der nächste Schock: Das viergeschossige Gebäude stürzte ein. Die Menschen schrien, weinten und rannten auf den Straßen umher."
Als das Beben abklang, griff die Familie nach ihren letzten Habseligkeiten und machte sich auf den Weg zum Militärgelände im Zentrum von Kathmandu. Dieser Standort wurde mit Zelten ausgestattet und dient nun, wie viele andere auch, als vorübergehende Zuflucht für Hunderte von Menschen, die durch das Erbeben ihr Zuhause verloren haben. Auch im Heimatdorf von Pramila und Kumar geschah eine Tragödie: Das Haus ihrer Familie wurde bis auf den Grund vom Erdbeben zerstört.
"Unser Traum von einem besseren Leben in Kathmandu ist geplatzt." sagt Kumar. "Wir haben keinen Ort mehr zum Leben und das Geschäft, in dem ich arbeitete, ist verwüstet. Wir haben kein Einkommen und kein Dach mehr über unserem Kopf."
Untröstlich, betroffen und ohne Besitz, entschließen Pramila und Kumar, Kathmandu zu verlassen und zu ihrem Heimatdorf zurückzukehren. "Wir haben keine andere Wahl. Wir können nicht für immer in einem Zelt leben und wir müssen für unsere Eltern in unserem Heimatdorf sorgen", sagt Pramila. "Das Erdbeben hat nicht nur die Häuser, sondern auch unsere Träume zerstört."