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Hilfsorganisationen sichern das Überleben von 52.000 burundischen Flüchtlingen im Camp Mahama in Ruanda. © Plan International
13.12.2016 - von Marc Tornow

Ein Leben am Abgrund

Als Pressereferent unterstütze ich drei Wochen lang die Kommunikationsarbeit von Plan International im Regionalbüro in Nairobi – und berichte aus Ost-Afrika. Lest hier Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5 und Teil 6 meiner Reise.


Einer Regierungskrise folgte der wirtschaftliche Niedergang Burundis; die Auswirkungen des Klimawandels sorgten überdies für Ernteausfälle. Hunderttausende Menschen flohen in benachbarte Länder, zum Beispiel nach Ruanda, und sind dort abhängig von internationalen Hilfsorganisationen. Wir von Plan International sorgen für den Schutz der Mädchen und Jungen.

Knapp vier Stunden rollt der Wagen aus der ruandischen Hauptstadt Kigali in das Flüchtlingslager Mahama. Durch eine üppig grüne Hügellandschaft führt die gut ausgebaute Landstraße. Wenig deutet in dieser scheinbaren Idylle daraufhin, dass mit dem Wetterphänomen El Niño erst eine Dürreperiode und dann ungewöhnlich heftige Regenfälle über den Ostteil Afrikas hereinbrachen. „Mit über 30 Grad ist es noch immer viel zu warm für diese Jahreszeit“, bemängeln die Bauern in Uganda, Kenia und Ruanda. Den Farmern aus Burundi ergeht es nicht anders.

Zu ihrer prekären Versorgungslage kommt seit Mitte 2015 noch eine politische Instabilität hinzu. Regierung und Opposition in Burundi werfen sich gegenseitig Wahlmanipulationen vor, seit sich der alte und neue Präsident trotz einer gesetzlichen Begrenzung eine dritte Amtszeit sicherte. Gewalttätige Zusammenstöße zwischen seinen Unterstützern und den Anhängern der Opposition waren die Folge. Hunderte Menschen wurden getötet oder verschwanden spurlos.

Hinter einer Bergkuppe im Osten Ruandas öffnet sich ein weites Tal und in ihm tauchen jetzt Zehntausende provisorischer Unterkünfte auf. 52.000 Burundier haben allein hier im Lager Mahama in Zelten und einfachen Häusern Zuflucht gefunden. „Es fehlt uns an Strom und fließendem Wasser, aber wir leben“, sagen die Flüchtlinge, die im Schatten einer von Plan International gebauten Schule von ihrem Exodus, Gewalt, Hunger und Vergewaltigungen berichten.

 

Insgesamt flohen 81.000 Burundier vor den Verhältnissen in ihrer Heimat in das benachbarte Ruanda, sie retteten ihr nacktes Leben – und harren nun aus in einer Region, die rostrot ist von sandigen Staub. „Fällt Regen, verwandelt sich Mahama erst in einen schlammigen Morast und wird schließlich geteilt von einem reißenden Fluss“, sagt Annastacia Olembo, Expertin für Kinderschutz bei Plan International. Das Leben und Überleben der Flüchtlinge scheint wie an einem seidenen Faden zu hängen, eingerichtet haben sie sich am Rande eines Abgrunds zwischen Tod und Vertreibung.

Ein Stück Normalität wollen Annastacia Olembo und ihr Team vom Kinderhilfswerk den Mädchen und Jungen in Mahama vermitteln. In einem Umfeld, das so lebensfeindlich ist, sollen sie endlich wieder Sicherheit erfahren – geschützt spielen, lernen und ihre Freunde treffen können. Plan International hat zwei Kindergärten errichtet und ausgestattet. Erzieherinnen kümmern sich in diesen sogenannten „Child Friendly Spaces“ um die oft traumatisierten Kleinen, während draußen Kurse für Judo und Karate angeboten sowie Fußballmannschaften aufgestellt werden und gegeneinander antreten. Den Teamgeist wollen die Experten für Kinder- und Katastrophenschutz mit den sportlichen Aktivitäten fördern.

Für mehr Sicherheit sorgt auch ihre Elternschule, in der Mütter und Väter ihre Ehekrisen bewältigen. „Wir von Plan International helfen ihnen dabei, Konflikte, die ihre Ursache in der Flucht und Vertreibung haben, zu beenden“, sagt Kinderschutzexpertin Annastacia Olembo. „Die Leute haben in Burundi alles verloren – nun sollen ihre Kinder nicht auch noch den Verlust der eigenen Familie erleiden müssen.