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Über dem Viktoria See braut sich ein Unwetter zusammen. © Plan / Marc Tornow
06.12.2016 - von Marc Tornow

Die kleine Regenzeit

Als Pressereferent unterstütze ich drei Wochen lang die Kommunikationsarbeit von Plan International im Regionalbüro in Nairobi – und berichte aus Ost-Afrika. Lest hier Teil 1, Teil 2 und Teil 3.


Eingerahmt von den Großen Seen und dem Rift Valley, Afrikas großem Grabenbruch, stauen sich die Wolken an über 5.000 Meter hohen Bergen. Aus einem brillanten Hochsommertag wird unter dem Äquator und einer erbarmungslos brennenden Sonne rasch ein tropischer Wolkenbruch. Zwischen Kampala, Kigali und Nairobi ein ähnliches Bild: Land unter.

Die Szenerie wirkt surreal: Nadelbäume, wie man sie aus mitteleuropäischen Bergregionen kennt, wiegen sich einträchtig mit Palmen, Mangobäumen oder dem mächtigen Baobab – dem Affenbrotbaum – im Wind. Von irgendwoher ruft ein Muezzin, aus der entgegengesetzten Richtung ist ein stimmgewaltiger Gospelchor zu hören. Die Luft scheint zu stehen und ist drückend heiß, „viel zu heiß für diese Jahreszeit“ – beklagen insbesondere die Bauern in der Region und hoffen auch deswegen auf Unterstützung für dürreresistentes Saatgut.

Doch für‘s Erste kommt es ganz anders. Unvermittelt wirbelt roter Sand von den vielen unbefestigten Wegen auf. Papierfetzen und Plastiktüten tanzen mit den Böen über Felder und durch Wohngebiete. Frauen in bunten Gewändern wenden ihre Gesichter ab, weg von der an Fahrt gewinnenden Staubwalze – es kracht. Taghell schlagen Blitze in der Nachbarschaft ein und der Himmel öffnet seine Schleusen. Binnen Minuten ergießen sich Sturzbäche über die Fußwege, und ganze Straßenzüge werden zu sprudelnden Flüssen. Es ist Regenzeit in Ostafrika – und es soll sich nur um „die kleine“ handeln. Die ausgetrockneten Böden können die plötzlichen Fluten kaum fassen.