Angesichts der großen Unterschiede beim Zugang zu Corona-Impfstoffen, fordert Plan International Deutschland eine weltweit gerechte Verteilung der Vakzine. „Alle Menschen haben das gleiche Recht, sich vor dieser Krankheit zu schützen“, sagt Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung der Kinderrechtsorganisation. „Es reicht nicht, die Pandemie nur in einkommensstarken Ländern zu bekämpfen und im Rest der Welt nicht. So wird das Virus zu einem Dauer-Boomerang.“ Zudem seien es gerade Mädchen und junge Frauen, die am meisten unter den Auswirkungen der Krise zu leiden hätten, so Kathrin Hartkopf weiter.
In den wohlhabenden Nationen laufen die Impfkampagnen derzeit im großen Stil, während Länder mit geringerem Einkommen von neuen, verheerenden Infektionswellen heimgesucht werden. Indien, Indonesien und Nepal verzeichnen Rekordzahlen bei den Neuinfektionen und den Todeszahlen. Afrika leidet unter der dritten Welle. Dabei verstärkt die Pandemie massiv Hungerkrisen. In den kommenden Monaten werden schätzungsweise 142 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sein. So stehen Burkina Faso, der Nordosten Nigerias, Südsudan und Jemen am Rande einer Hungersnot.
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Ein Blick auf die Impfstoff-Verteilung zeigt das Dilemma auf: Im April meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass mehr als 87 Prozent der Impfstoffdosen an Länder mit hohem oder mittlerem Einkommen gegangen sind. Länder mit niedrigem Einkommen haben demnach nur 0,2 Prozent erhalten. Die Folgen sind nicht nur in den betroffenen Ländern spürbar, sondern weltweit: Wenn sich das Virus in ungeimpften Bevölkerungsgruppen ausbreitet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass neue Varianten neue Krisen auf der ganzen Welt auslösen. Niemand ist sicher, bis alle sicher sind. Kathrin Hartkopf: „Es handelt sich um eine globale Krise, die global bekämpft werden muss. Aus diesem Grund unterstützen wir die Forderung der WHO und der USA, die Patente auf Corona-Impfstoffe aufzuheben, als einen großen Schritt zur Sicherstellung eines gerechten Zugangs.“
Die Lockdowns führen neben einer weltweiten Rezession, steigenden Lebensmittelpreisen und sinkenden Einkommen auch zu einer globalen Bildungskrise. Die Unesco hat festgestellt, dass 168 Millionen Kinder wegen der pandemiebedingten Schließungen bereits ein Jahr lang keine Schule besucht haben. Mit jedem Tag, der vergeht, fallen diese Kinder weiter zurück, und die Schwächsten zahlen den höchsten Preis. Die UN-Bildungsorganisation schätzt, dass durch die Schulschließungen weltweit elf Millionen Mädchen zusätzlich nicht mehr an die Schulen zurückkehren könnten, mit verheerenden Auswirkungen auf ihre Zukunft. Das Risiko von Gewalt, Kinderheirat, weiblicher Genitalverstümmelung und früher und ungeplanter Schwangerschaft hat sich für Mädchen und junge Frauen erhöht.
Plan International unternimmt weltweit zahlreiche Maßnahmen, um den Auswirkungen der Pandemie entgegenzutreten. So hat die Kinderrechtsorganisation in Indien vier Sauerstofferzeugungsanlagen errichtet sowie 230 Geräte zur Sauerstoffanreicherung beschafft. Nahezu 260.000 Menschen wurden dort mit Corona-Aufklärungskampagnen erreicht. Plan nutzt sein bestehendes Netzwerk in den Programmländern Mittelamerikas, Afrikas und Asiens zur Information der Bevölkerung, um so zur Akzeptanz der Impfstoffe beizutragen. Plan-Mitarbeitende tragen dazu bei, die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen, indem sie Wasser, sanitäre Anlagen oder Hygieneartikel beschaffen und verteilen. Zudem setzen sie sich bei der Verteilung der Impfstoffe für einen gleichberechtigten Zugang zu den Gesundheitszentren ein und dafür, dass im öffentlichen Gesundheitswesen tätige Personen und andere gefährdete Gruppen vorrangig Zugang zu Impfstoffen erhalten.
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