Gewinnen kann man nicht allein – auch nicht gegen den Klimawandel

Foto: Shreeram KC

Der Klimawandel hat unmittelbare Auswirkungen auf das Leben in Mosambik. Wie kann man sich davor schützen? Vor allem für die jungen Generationen ist dieses Thema unumgänglich.

„Uns fehlt es an fast allem, um auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren“, erzählt Danubio. Was der 36-jährige Grundschullehrer meint, sind vor allem materielle Ressourcen wie zum Beispiel Katastrophensets mit Hämmern, Nägeln, Draht, Sägen und Seilen. Denn an einem fehlt es ihm nicht: dem Willen und der Überzeugung, dass er etwas verändern kann.

Danubio lebt in der Provinz Inhambane, im Südosten Mosambiks. Mit einer Entfernung von gerade mal drei Kilometern zur Küste, bekommt seine Gemeinde im Distrikt Jangamo häufig die Launen des Ozeans und der Winde zu spüren. Doch der Klimawandel bedeutet für sie Gefahren einer anderen Größenordnung. Zwischen Überschwemmungen, Zyklonen und Dürreperioden: Die Extreme wechseln sich ab. Jedes Jahr sind schätzungsweise 200.000 Menschen und 350 Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen von Überschwemmungen betroffen, so die GFDRR (Globale Fazilität zur Verringerung und Bewältigung von Katastrophen). Gleichzeitig wird das Land im Durchschnitt jedes Jahr von einem Wirbelsturm heimgesucht – die Schäden an Häusern und Infrastrukturen sind erheblich.

2016 zog das Wetterphänomen El Niño im südlichen Teil Afrikas die schlimmste Dürre seit 35 Jahren nach sich – auch Mosambik wurde stark getroffen. Schätzungen zufolge werden ab 2050 jedes Jahr drei Millionen Menschen von Dürre betroffen sein. Zuletzt traf Zyklon Freddy 2023 mehr als eine Million Menschen in Mosambik schwer. Zudem finden Extremwetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme nicht selten im selben Jahr statt – sich auf diese Katastrophen vorzubereiten, ist nicht nur enorm viel Arbeit, sondern vor allem dringend notwendig. 

gelber Sandweg durch grüne Landschaft unter blauem Himmel
So schön die Landschaft hier auch leuchtet, große Teile der Provinz Inhambane sind starken Klimawandelrisiken ausgesetzt Hartmut Schwarzbach

Zwischen Klimafragen und Schutzmaßnahmen

Es braucht Lösungsansätze, Pläne, um sich vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Es braucht Klimaresilienz, weiß auch Danubio. „Starke Winde und tropische Stürme bedrohen diesen Teil der Provinz Inhambane. Jedes Mal, wenn sie vorkommen, werden die Herausforderungen für die Gemeinden größer, was sich auch auf die Schulen auswirkt“, erklärt er. Deshalb ist er Teil eines Ausschusses für Katastrophenmanagement. Hier kommen Schüler:innen, Lehrkräfte, Gemeindemitglieder und Eltern regelmäßig zusammen, um über Klimafragen zu diskutieren. Als eines von 20 Klima-Projekten von Plan International in dem Distrikt stellt auch dieses die Risiko- und Katastrophenverringerung in den Mittelpunkt, darunter fällt zum Beispiel das Entwickeln von Notfallplänen aber auch die generelle Sensibilisierung für Klimathemen.

„Jedes Mal werden die Herausforderungen für die Gemeinden größer.“

Danubio (36), Grundschullehrer und Klimaaktivist
Mann im blauen Hemd spricht im Sitzen
Wissen teilen: Danubio will seine Schüler:innen auf die schwerwiegenden Folgen des Klimawandels vorbereiten Shreeram KC

„Die Hauptrolle, die wir Lehrkräfte in der Schule und in der Gemeinde dabei spielen, ist, das Bewusstsein zu schärfen und die Menschen zu informieren, damit sie vorbeugend handeln und sich schützen können.“ Als eine treibende Kraft in diesen Ausschüssen setzt sich Danubio für ebendiese Sensibilisierung und das Weitergeben von Wissen ein. Auf der Agenda stehen Themen wie Frühwarnsysteme, Risikokartierung und Notfallplanung. Ganz praktisch bedeutet das: Wie können Haus und Grundstück aber auch die Straßen wetterfest gemacht werden, wie können sich die Bewohner:innen vor Katastrophen schützen, wie kann sich im Notfall kontaktiert werden, welche Wege sind sicher? „Durch unsere Sensibilisierungsmaßnahmen wissen die Gemeinden zum Beispiel bereits, dass sie die Dächer ihrer Häuser verstärken, Kokospalmen, die zu nah an ihren Häusern stehen, entfernen müssen und natürliche Wasserläufe nicht verstopft werden dürfen. Bei starkem Wind wissen sie, dass sie Fenster und Türen schließen und dann die Eingänge mit Brettern verstärken müssen.“

Einmal im Monat trifft sich der Ausschuss, um über Klimafragen und Schutzmaßnahmen zu debattieren. Danubio achtet darauf, dass die Stimmen aller Beteiligten gehört werden. Denn die Folgen des Klimawandels treffen nicht alle gleich, sondern verstärken geschlechtsspezifische Gewalt. Danubio ist dieser Unterschied bewusst. „Im Zusammenhang mit Klimakatastrophen sind Mädchen und Frauen häufig mehrfachen Risiken ausgesetzt. Deshalb müssen sie einbezogen und ihre Ansichten und Bedürfnisse gehört werden.“

Klimawandel an der Schule

An seiner Schule übernimmt Danubio eine Schlüsselrolle, was das Thema Klimarisiko- und Katastrophenmanagement angeht. „Wir arbeiten mit Plan International zusammen, um mit den Schulkindern Vorträge und Aufklärungsveranstaltungen zu verschiedenen Themen zu organisieren“, berichtet er. Als Leiter der Katastrophenvorsorge kümmert er sich darum, die Ziele des Schulausschusses in die Tat umzusetzen. Für viele Kinder ist der Unterricht oft das erste Mal, dass sie mit dem Thema Klimaresilienz in Berührung kommen. Für Danubio bleibt dabei vor allem eine Botschaft wichtig: Niemand kann allein gegen den Klimawandel kämpfen, wir brauchen uns gegenseitig. 

Mann in grauem Hemd schaut ernst in die Kamera
Es bleibt noch viel zu tun. Danubio weiß, woran es mangelt: Unterstützung und Materialien Shreeram KC
Auto auf asphaltierter Straße durch grüne Landschaft unter blauem Himmel
Wenn gerade keine Dürre herrscht oder Überschwemmungen hereinbrechen, sehen weite Teile der Landschaft im Südosten des Landes so aus Hartmut Schwarzbach

Den Schüler:innen bringt er das spielerisch näher, nämlich durch Sport. Sie haben zwei Fußballteams gegründet, die gegeneinander antreten: Zyklon gegen Erosion. Die Namen haben sich die Kinder selbst ausgedacht. „Wenn zum Beispiel am Ende eines Spiels die Mannschaft Zyklon gewinnt, setzen wir uns zusammen und besprechen dieses Thema“, erklärt Danubio.

Während der Gespräche flechtet Danubio geschickt Lektionen über das Leben ein. „Wenn sich zum Beispiel ein Kind darüber beschwert, dass ein anderes Kind ihm den Ball nicht zugespielt hat und sie deshalb ein Tor kassiert haben, versuchen wir, das Gespräch so zu lenken, dass es zeigt, dass Fußball ein Mannschaftssport ist, genau wie das Leben. Eine Person allein gewinnt oder verliert kein ganzes Spiel. Wir brauchen einander, um die Spiele zu gewinnen, und so ist es auch mit dem Klimawandel.“

Klimakatastrophen verstärken geschlechtsspezifische Gewalt.

Gruppe junger Menschen sitzt auf Stühlen im Halbkreis zusammen
Köpfe zusammenstecken: Im Ausschuss arbeiten Schüler:innen, Lehrkräfte, Gemeindemitglieder und Eltern gemeinsam zu Katastrophenmanagement Shreeram KC

Aber mit Fußball allein ist es nicht getan. Zwar kommen die Schüler:innen der fünften und sechsten Klasse schon in Berührung mit Themen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, doch das reiche nicht. Für die Zukunft wünscht sich Danubio, dass die Themen Klimawandel und Katastrophenresilienz in den Lehrplan aufgenommen werden. Außerdem müsste mehr in die Lehrerausbildung zu diesem Thema investiert werden. „Wir Lehrkräfte brauchen mehr Schulungen und Fortbildungen zu diesem Thema, damit wir gut gerüstet sind, um den Kindern mehr Wissen zu vermitteln. Wir müssen uns alle mehr anstrengen, um unsere Gemeinden widerstandsfähiger gegen extreme Wetterereignisse zu machen“, erzählt der 36-Jährige.

„Ich gebe mein Wissen weiter, aber ich lerne auch von den Erfahrungen anderer.“

Danubio (36), weiß um die Wichtigkeit von Klimaresilienz

Ohne Unterstützung geht es nicht 

Die To-do-Liste für den Katastrophenschutz ist lang. „Wir müssen den Menschen helfen, ihr Zuhause sicherer zu machen. Oft sind unsere Maßnahmen zur Verstärkung von Häusern und Klassenzimmerdächern nicht wirksam, weil wir die Werkzeuge nicht haben“, sagt der 36-jährige Mosambikaner. Trotz der Unterstützung von Plan International fehlt es immer noch an vielem. „Diese Schule hat von Plan International einige Materialien wie Megaphone, Schaufeln und Sägen erhalten. Aber wir brauchen mehr Ausrüstung, um die Dächer zu verstärken, wenn schwere Winde oder Wirbelstürme kommen.“ 

Aufgeben ist hingegen keine Option für Danubio. „Was mich motiviert, weiterzumachen, ist meine Überzeugung, dass ich mein Wissen weitergeben und anderen Menschen helfen kann, besser auf Klimaereignisse zu reagieren“, sagt Danubio. „Ich gebe mein Wissen weiter, aber ich lerne auch von den Erfahrungen anderer.“

 

Dieser Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Mosambik erstellt.

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