Wissen schützt im Katastrophenfall

Foto: Carlos Aguirre

Das Wetterphänomen El Niño sorgte in diesem Jahr bereits für schwere Regenfälle, etwa in den Küstenregionen Ecuadors. Mehrere Gemeinden stärken ihre Widerstandskraft gegen Naturkatastrophen – allen voran die Kinder und Jugendlichen.

Dass es im Winter und Frühjahr regnet, ist in Ecuador üblich. Dass der Wasserstand dadurch so hoch ansteigt, Häuser, Eigentum und Ernten weggespült werden, ist dagegen nicht normal. Doch das Wetterphänomen El Niño hat die Regenfälle in diesem Jahr verstärkt und schwere Überschwemmungen ausgelöst – insbesondere in den Küstenregionen des Landes. Das Wissen über die Risikoprävention vor Ort ist jedoch begrenzt. Viele Menschen wissen nicht, was sie tun sollen, wenn eine Katastrophe eintritt. Das setzt sie einem noch größeren Risiko aus. 

Ein Bagger steht im Matsch und versucht, die Schlammlawine, die durch Überschwemmung ausgelöst wurde, zu beseitigen
Mit Maschinen wird versucht, die Schlammlawinen zu beseitigen und Straßen wieder begehbar zu machen Carlos Aguirre
Häuer stehen im Wasser
In der Region Manabí wurden Häuser überflutet Phillip Groman

Hilfe zur Selbsthilfe durch Schulungen und Evakuierungspläne

Plan International hilft gefährdeten Gemeinden in den Provinzen Guayas und Manabí sich besser auf Notfälle vorzubereiten. Zusammen mit der Z Zurich Foundation hat die Kinderrechtsorganisation ein Projekt zum Aufbau von katastrophenresistenten Gemeinden gestartet. Ein Fokus in der Projektarbeit ist, Kinder und Jugendliche im Bereich des Katastrophenrisikomanagements zu schulen. Die 16-jährige Brithany ist eine von ihnen. Sie lebt in der Küstenprovinz Manabí und hat bereits stärkere Überschwemmungen miterlebt: „Das Wasser blockiert die Straßen, so dass wir nicht zur Schule und zur Arbeit gehen können“, berichtet sie. „Wir haben auch Probleme, sauberes Wasser zu finden und Zugang zu medizinischer Versorgung zu bekommen. Das hat Auswirkungen auf mich, meine Familie, meine ganze Gemeinde.“

Zu den Aktivitäten des Projekts gehören auch die Versorgung mit sicherem Wasser durch Workshops zur Wasserreinigung, die Vorbereitung von Gemeinden auf schwere Regenfälle und die Sensibilisierung für das El-Niño-Phänomen. Dazu gehören die Entwicklung von Risikomanagementplänen für die Gemeinden, die Festlegung von Evakuierungsrouten und überschwemmungssicheren Zonen, die Beseitigung von Infektionsquellen für durch Wasser übertragene Krankheiten und die Koordinierung von Maßnahmen zur Flutbekämpfung mit den Behörden.

Zwei Jugendliche sitzen mit drei Kindern an kleinen Plastiktischen
Brithany (16, oben) gibt Kindern einen Workshop zur Katastrophenvorsorge Plan International

Jugendliche als Multiplikator:innen

Das Wissen, das sich Brithany in den Schulungen angeeignet hat, gibt die Jugendliche weiter. Sie veranstaltet Workshops in Schulen, um jüngeren Kindern beizubringen, wie sie sich in Notfällen schützen können. „Außerdem haben wir eine Arbeitsgruppe gebildet, um die Risiken unserer Gemeinde zu erfassen“, so die 16-Jährige. 

Extreme Wetterereignisse werden in Zukunft weiter zunehmen. Umso wichtiger ist es, dass wir nachhaltige, widerstandsfähige Gemeinschaften aufbauen, die klimabedingten Katastrophen standhalten, sich davon erholen und neu gedeihen können. Indem wir Kinder und Jugendliche widerstandsfähig machen, stellen wir sicher, dass sie wissen, wie sie überleben und auf die zunehmenden Klimarisiken und -gefahren reagieren können. 

Dereck (8) lebt in der Provinz Guayas und hat durch ein Theaterstück für Kinder einiges gelernt: „Das Stück hat mir sehr geholfen, von den Risiken und Gefahren in meinem Dorf zu erfahren, und darüber, was ich tun kann, um mich vor ihnen zu schützen“, sagt er. „Das sind die Aktivitäten, die wir als Kinder am meisten mögen: Wir können lernen und gleichzeitig Spaß haben.“

Der Nothilfe-Fonds

Weltweit nimmt die Zahl der Krisen zu: Naturkatastrophen, Hunger, Krankheiten und bewaffnete Konflikte bedrohen Gesundheit, Lebensgrundlagen und die Zukunft von Millionen Menschen. Gerade Kinder sind in unübersichtlichen Situationen der Not oft diejenigen, die am wenigsten Beachtung finden. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, betroffene Kinder und ihre Familien zu unterstützen.

Jetzt unterstützen
Mehrere Personen in blauen Plan-Westen laufen über eine sandige Straße
Amparo (35) begeht mit weiteren Personen aus dem Plan-Projekt die Straßen ihrer Gemeinde Plan International
Eine überschwemmte Plantage, einige Pflanzen sind umgeknickt und liegen im Wasser
Diese Plantage wurde von den Regenmassen überflutet Phillip Groman

Im Einsatz für die ganze Gemeinde

Guayaquil ist die Hauptstadt der Provinz Guayas und hat einen der wichtigsten Häfen Ecuadors. Amparo (35) arbeitet hier als Gemeindeleiterin. „Dort, wo ich wohne, sind die Straßen beschädigt und es gibt keinen Zugang zu Wasser in den Häusern. Um die Tanks, die das Wasser bringen, auch auf die Hügel zu bekommen, müssen wir Briefe an die Stadtverwaltung schicken und mehrere Wochen warten, bis das Problem gelöst ist.“ Bei einem Treffen mit Plan International erfährt Amparo vom Projekt für katastrophenresistente Gemeinden. „Ich wusste, dass ich durch meine Teilnahme daran meiner Gemeinde helfen könnte“, so die 35-Jährige. 

Sie richtet ihr Haus für Projektgespräche und -treffen ein, baut sogar Stühle aus recycelten Reifen, damit alle einen Platz zum Sitzen haben. „Wir organisierten Aufräumaktionen, zu denen alle mit Macheten und Besen kamen. Ich fühle mich sehr motiviert, einen Beitrag zu diesem Projekt zu leisten, damit es auf lange Sicht nachhaltig ist und allen Familien zugutekommt.“

Brithany, Dereck und Amparo sind nur drei der vielen Menschen aus verschiedenen Teilen von Manabí und Guayas, die durch das Katastrophenschutzprojekt erreicht wurden. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass gefährdete Gemeinschaften besser auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet sind und eine nachhaltige Zukunft für alle schaffen.

Der Artikel wurde mit Material aus dem ecuadorianischen Plan-Büro erstellt.

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