Veränderungen in Bezug auf Geschlechterfragen anzustoßen – das haben sich Mädchen und junge Frauen wie Fatoumata in Mali vorgenommen. „Für mich ist es wichtig, dass ich etwas bewirken kann“, sagt die 17-Jährige. In Trainings haben sie und weitere Teilnehmerinnen die benötigten Führungsqualitäten kennengelernt, um mit Selbstvertrauen als Vorbilder für Gleichaltrige zu dienen und ihnen Ratschläge zu geben. Ziel ist, das Bewusstsein für Gleichberechtigung in den Gemeinden des westafrikanischen Landes zu schärfen.
„Heute bin ich an meine alte Schule gekommen, um mit den Kindern über wichtige Themen zu sprechen, die sie betreffen.“
Mädchen und junge Frauen in Mali sind überproportional häufig von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen, stehen vor enormen Herausforderungen und Hindernissen bei der Organisation ihres zukünftigen Lebens. Indem junge Frauen aus verschiedenen Regionen zusammenarbeiten, können sie einen sicheren Raum schaffen und sich frei äußern – darunter Fatoumata: „Heute bin ich an meine alte Schule gekommen, um mit den Kindern über wichtige Themen zu sprechen, die sie betreffen“, sagt die junge Frau, die in ihrem Leben etwas bewirken möchte. „Mein Ziel ist es, Buchhalterin zu werden und eine Führungsrolle in meiner Gemeinde zu übernehmen.“
Auf ihrem Weg bekommt die angehende Führungskraft Unterstützung über die globale Initiative „She leads – Sie führt“. Dabei handelt es sich um ein auf fünf Jahre angelegtes Programm unter der Leitung der Kinderrechtsorganisation Plan International, das Mädchen und junge Frauen befähigt, sich in ihren Ländern für Veränderungen einzusetzen. Langfristig sollen die Projektteilnehmerinnen dazu befähigt werden, auf internationaler Ebene zu arbeiten, um weitergehende politische Veränderungen in Bezug auf die Beteiligung von Mädchen und jungen Frauen voranzutreiben. Dazu sollen globale Kanäle aktiviert werden, um eine nachhaltige Interessenvertretung für sie zu schaffen.
„Die Gefahren von Frühehe, weiblicher Genitalverstümmelung und sexuell übertragbaren Krankheiten waren Thema.“
In Mali werden Mädchen und junge Frauen in wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und bildungspolitischen Bereichen diskriminiert. Daher nutzen sie die Gelegenheit, sich an Gruppen zu beteiligen, die dem entgegentreten. Mädchen und junge Frauen aus ländlichen sowie städtischen Gebieten der Regionen Ségou, Mopti und Timbuktu haben sich für die Schulungen zusammengefunden. Die 16- bis 24-Jährigen erlernen dabei Fähigkeiten in den Bereichen Mentorinnenschaft sowie Führungsqualitäten und Handlungskompetenz. „Unsere Gruppe besteht aus 20 jungen Frauen. Seit ihrem Start 2021 haben wir an mehreren Schulungen teilgenommen, etwa zu den Gefahren von Frühehe, weiblicher Genitalverstümmelung und sexuell übertragbaren Krankheiten“, erzählt Fatoumata.
Das Ziel des Projekts, die Gleichberechtigung und die Stellung der Frau in der Gesellschaft zu fördern, beginnt Früchte zu tragen. In vielen Gemeinden hat die Zahl der Teilnehmerinnen zugenommen, die bei Gemeindeversammlungen, runden Tischen und/oder Dorfräten dabei sind – und dabei Themen ansprechen, die bisher tabu waren. Dadurch wurden wichtige Entscheidungen getroffen, die Mädchen und Frauen dabei helfen, ihren Alltag sicher gestalten zu können.
„Die Mädchen nehmen an allen Sitzungen im Rathaus teil.“
Im Bezirk Ségou berichtet ein Bürgermeister, dass es früher sehr selten war, dass Mädchen überhaupt an Diskussionen in einer Gemeinde teilnahmen und über die sie betreffenden Themen sprachen, aber dass sich dies allmählich ändere: „Die Mädchen fühlen sich jetzt wohler, wenn sie an Foren teilnehmen, und nehmen zum Beispiel an allen Sitzungen im Rathaus teil“, sagt Bürgermeister Moussa Tangara. „Sie haben einen Aktionsplan ausgearbeitet, der zum Teil in unseren Gemeindeentwicklungsplan eingeflossen ist.“
Die Gemeinde von Bürgermeister Tangara ging sogar noch einen Schritt weiter: Das Dorf investiere in die Mädchen, indem es ihnen ein Kontingent an Ackerland zuweise, auf dem sie Gemüseanbau betreiben und ein eigenes Einkommen verdienen könnten, so der Dorfvorsteher. „Die jungen Frauen setzen sich in politischen Foren für eine Vertretung auch auf Gemeindeebene ein. Sie zeigen echten Enthusiasmus für die Gemeindeentwicklung und setzen sich Tag für Tag durch.“ Seit dem Projektbeginn im Oktober 2021 in Mali wurden insgesamt 16 Gruppen gegründet, die 320 Mädchen und junge Frauen umfassen.
Die Gymnasiastin Fatoumata berichtet, dass sie Mädchen und junge Menschen in ihrer Gemeinde weiterhin unterstützen und Wege finden möchte, um Teenagern bei der Bewältigung von Herausforderungen zu helfen. „Ich möchte einen Verein gründen, der sich der Jugendlichen annimmt.“
Fatoumatas Geschichte wurde mit Matrial aus dem Plan-Büro in Mali aufgeschrieben.