Sambia wird seit Ende 2023 von einer folgenschweren Dürre heimgesucht – die schlimmste seit 30 Jahren. Schon im Februar 2024 erklärte Präsident Hakainde Hichilema die Dürre zum nationalen Katastrophenfall. Das Klimaphänomen El Niño hat damit kritische Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Wasser- und Energieversorgung sowie die Ernährungssicherheit. Etwa die Hälfte der Bevölkerung des Landes im südlichen Afrika sind nach Angaben der Regierung betroffen. Unter ihnen sind auch Thresa, Mercy, Exilda, Mary, Janet und Taonga.
Die 13-jährige Thresa aus dem zentral gelegenen Chisamba Distrikt erzählt, dass sie jeden Tag hungrig zur Schule geht. Konzentrieren kann sie sich im Unterricht kaum. „Ich gehe zur Schule und komme zurück, ohne etwas gegessen zu haben. Ich bekomme nur einmal am Tag um 14 Uhr etwas zu essen. Wenn ich abends ins Bett gehe, ist das die einzige Mahlzeit, die ich hatte. Wenn sich die Lage nicht bessert, könnten wir alle verhungern.“
Thresa lebt mit ihren drei Geschwistern zusammen. Ihre Eltern starben, als sie fünf war. Seitdem übernimmt die älteste Schwester Mercy die Rolle als Versorgerin, damals was diese 16 Jahre alt. „Wegen der Dürre ist es sehr schwer, an Lebensmittel zu kommen“, sagt die heute 24-jährige Mercy. Sie arbeitet in der Landwirtschaft, doch seit der Regen ausbleibt, gibt es hier kaum Arbeit. „Wenn wir kein Geld haben, um Lebensmittel zu kaufen, müssen wir bei den Nachbarn betteln. Wir haben Angst, zu verhungern.“
„Wir haben Angst, zu verhungern.“
„Vor der Dürre war das Leben gut: Es gab Regen, Wasser und wir haben Gemüse im Garten angepflanzt, das Leben war damals besser als jetzt“, erzählt Thresa. Heute reicht das Wasser nicht mehr.
Mercy und Thresa sind keineswegs die einzigen, die sich in einer solchen Notlage befinden. Viele Familien sind auf die Landwirtschaft angewiesen, leben von einer Mahlzeit am Tag. Denn wie die meisten Katastrophen trifft auch diese Dürre die Menschen in Sambia unterschiedlich hart. Besonders stark betroffen sind Menschen, die ohnehin gefährdet oder benachteiligt sind. So zum Beispiel alleinstehende Frauen und Waisenkinder.
Im gleichen Distrikt wohnt auch die 14-jährige Exilda. Sie und ihre zwölfköpfige Familie kennen Hunger zu gut. In ihrer Region hat es im letzten Jahr kaum geregnet, weshalb ihr Dorf große Mengen an Ernten verloren hat. „Die Lebensmittel sind knapp geworden“, erklärt sie. „Es gibt so viel Hunger in meinem Dorf.“ Vor der Dürre hat die Familie dreimal am Tag gegessen. Sie bauten Mais, Süßkartoffeln und anderes Gemüse an, verkauften, was sie übrig hatten auf dem örtlichen Markt. Jetzt essen sie nur einmal am Tag.
Ohne eine Mahlzeit im Bauch sitzt Exilda dann im Unterricht. „Ich kann mich in der Schule nicht darauf konzentrieren, was gesagt wird. Ich kann erst essen, wenn ich nach Hause komme, und das ist die einzige Mahlzeit bis zum nächsten Tag“, erzählt Exilda. Wenn es ihrem Vater gelingt, trotz der Dürre Arbeit auf den umliegenden Farmen zu finden, muss Exilda ihm häufig auf dem Feld helfen, um Geld zu verdienen. Zur Schule kann sie dann nicht. Ihr Traum ist es, eines Tages Polizistin zu werden. Doch momentan versucht sie, mit einer Mahlzeit pro Tag zu überleben und befürchtet, die Schule abbrechen zu müssen.
„Die Dürre hat alles vernichtet, sodass wir jetzt nur noch einmal am Tag essen können.“
Ähnlich geht es Janet. Sie geht in die fünfte Klasse – ebenfalls hungrig. „Ich esse erst, wenn ich um 13 Uhr zurückkomme. Es ist schwierig, mit leerem Magen zur Schule zu gehen, denn auch dort bekommen wir nichts zu essen“, erklärt die 13-Jährige, die mit ihrer Familie im zentralen Distrikt Chisamba lebt. „Ich fühle mich als Mutter sehr schlecht, weil ich ihr nichts geben kann“, gesteht Mary, dreifache Mutter. Sie steht zum ersten Mal in ihrem Leben einer derartigen Katastrophe gegenüber. „In der Vergangenheit habe ich noch nie eine solche Dürre erlebt. Wir wissen nicht, warum wir nicht genug Regen haben. Wir machen uns Sorgen um die Kinder, wie wir sie ernähren können und was wir ihnen zu essen geben, damit sie sich gut entwickeln. Sie könnten an dieser Dürre sterben, wenn wir nicht genug zu essen bekommen.“
Viele sind hier in der gleichen, ungewissen Lage: Konfrontiert mit Dürre und Hunger, abhängig von der Landwirtschaft. Ohne genügend Wasser bringt auch das größte Feld keine Erträge. „Wir haben etwas Mais gepflanzt, konnten aber nichts ernten. Wegen des ausbleibenden Regens ist alles eingegangen. Wir haben auch einen kleinen Garten, in dem wir etwas Gemüse angepflanzt haben, aber auch hier sind die Pflanzen eingegangen. Die Dürre hat alles vernichtet, sodass wir jetzt nur noch einmal am Tag essen können.“
Aus der Not heraus schneidet Mary hohe Gräser, um sie zu verkaufen. Meist bringt es ihr aber nur ein oder zwei Dollar pro Tag ein. Diese unregelmäßige Arbeit bedeutet jedoch, dass sie ihren Kindern nur eine Mahlzeit pro Tag geben kann – normalerweise Nshima, Maisbrei.
Die Dürre bringt auch andere Gefahren mit sich. Häufig haben Mädchen die Aufgabe, für die Familie Wasser zu holen. Versiegende Wasserquellen und -vorräte führen jedoch dazu, dass sie weitere Wege auf sich nehmen müssen. So wie die 16-jährige Taonga aus dem Mambwe Distrikt im Osten des Landes. „Jeden Tag wache ich um drei Uhr morgens auf und benutze das Licht des Handys meiner Mutter, um zum Brunnen zu gehen. Er ist etwa drei Kilometer von meinem Haus entfernt. An einem Schultag muss ich zwei- oder dreimal am Tag gehen. Am Wochenende gehe ich mindestens fünfmal.“ Vor der Dürre gab es noch einen näheren Brunnen, doch der ist inzwischen versiegt. Taonga befürchtet, dass auch der neue Brunnen bald austrocknen wird.
„Manchmal wachen wir zitternd vor Hunger auf“, erklärt sie. Und dennoch ist für sie die Angst, von wilden Tieren oder Männern angegriffen zu werden, größer als der Hunger. „Wenn ich frühmorgens Wasser aus dem Brunnen hole, habe ich Angst, dass mich ein Löwe tötet oder mich jemand angreift. Diese Angst ist immer da. Manchmal kommt meine Schwester mit mir, dann gehen wir zusammen mit der kleinen Taschenlampe, aber allein habe ich Angst.“
„Meine größte Angst ist, dass ich vergewaltigt werden könnte.“
Taonga spürt diese Angst schon von klein auf, seit der fünften Klasse bekommt sie mit, was jungen Frauen passieren kann. Denn sie kennt viele Mädchen, die auf ebendiesen Wegen sexuell missbraucht und daraufhin schwanger geworden sind. „Meine größte Angst ist, dass ich auf dem Weg zur Schule oder beim morgendlichen Wasserholen vergewaltigt werden könnte. Wenn ich in dieser Phase meines Lebens schwanger werden würde, würde das meine Zukunft ruinieren. Wenn ich mir eine Krankheit einfange, riskiere ich mein eigenes Leben.“ Ihr Traum, Krankenschwester zu werden, würde mit einer Schwangerschaft schnell enden.
Plan International unterstützt die am stärksten gefährdeten Familien in Sambia, so auch Thresa, Mercy, Exilda, Mary, Janet und Taonga. In insgesamt acht Distrikten – darunter Chisamba, Kapiri Mposhi, Chadiza, Vumbi, Mambwe, Gwembe, Kalomo und Sinazongwe – arbeitet Plan eng mit der Regierung, humanitären Partnerorganisationen und Gemeindegruppen zusammen. Diese Kooperation deckt die Bereiche Lebensmittelsicherheit, Existenzsicherung, Sicherheit, sanitäre Versorgung und finanzielle Leistungen ab. In einem weiteren Plan-Projekt in Sambia stemmen sich die Menschen gegen die Folgen des Klimawandels. In speziellen Gewächshäusern sprießt das Gemüse und hilft, die Ernährung in den Gemeinden zu sichern.
Diese Geschichte von Thresa, Mercy, Exilda, Mary, Janet und Taonga wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Sambia erstellt.