Die 25-jährige Keshu klingt wehmütig, wenn sie von ihrem alten Leben erzählt: Von der Zeit vor der Dürre in Äthiopien, die ihre Familie in den Hunger trieb. „Ich habe meinen Mann und alle unsere Tiere durch die Dürre verloren. Er war unterwegs, um Feuerholz für den Verkauf zu sammeln, als er tödlich verunglückte.“
Die anhaltende Dürre, die Äthiopien seit 2020 heimsucht, hat dazu geführt, dass die meisten Haushalte im Norden, Süden und Südosten des Landes mit extremer Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen haben. Rund 13 Millionen Menschen in Äthiopien, darunter vier Millionen Binnenvertriebene, sind derzeit dringend auf humanitäre Nahrungsmittelhilfe angewiesen. (Lesen Sie auch: “Der größte Feind für Mädchen ist die Dürre”)
Nach dem Tod ihres Mannes blieb Keshu alleine mit vier Kindern zurück. Da sie keine andere Wahl hatte, zog sie in ein Binnengeflüchtetencamp in Borena, einem Gebiet in der Region Oromia, in der Hoffnung, dort Zugang zu Nahrung, Wasser und Unterkunft zu erhalten. Doch das Leben im Lager ist hart, es gibt kaum Zugang zu Ressourcen und grundlegenden Dienstleistungen.
„Ich bin vor zwei Jahren in dieses Lager gekommen, aber ich konnte mich nicht um alle meine Kinder kümmern, also musste ich zwei von ihnen in die Obhut einer anderen Familie geben“, sagt Keshu. „Ich versuche, Feuerholz zu sammeln und es zu verkaufen, um Essen kaufen zu können. Seit gestern haben wir nichts mehr gegessen. Mein Baby weint seit heute Morgen, weil es Hunger hat.“
„Mein Baby weint seit heute Morgen, weil es Hunger hat.“
Keshu hat enorme Schwierigkeiten, ihre Familie zu ernähren. Da sie selbst stark unterernährt ist, ist ihre Muttermilch fast versiegt. Wann immer sie versucht, ihren zweijährigen Sohn Gudata zu füttern, wird sie ohnmächtig. „Wenn er Muttermilch bekommt, ist er ruhig, aber sobald ich aufhöre zu stillen, fängt er wieder an zu weinen.“
Ihr ältester Sohn, der achtjährige Wako, kann wegen des Hungers nicht mehr in die Schule gehen. „Ich habe nichts, was ich ihm geben könnte. Er kann nicht lernen, lesen oder sich konzentrieren, weil er Hunger hat. Wir haben immer Bauchschmerzen – nicht wegen irgendeiner Krankheit, sondern weil unser Magen leer ist.“
„Wenn wir nicht frühstücken, kann ich nicht zur Schule gehen. Ich kann mich nicht konzentrieren.“
„Ich fühle mich schlecht, wenn ich nichts zu essen habe“, sagt auch Wako. „Ich habe heute noch nichts gegessen. Wenn wir nicht frühstücken, kann ich nicht zur Schule gehen. Ich kann mich nicht konzentrieren, um meine Bücher zu lesen. Als wir zu Hause waren, hatten wir genug zu essen, aber seit wir im Lager sind, haben wir Hunger. Ich mag die Schule. Ich möchte später mal studieren.“
Keshu sagt, es sei fast unerträglich, ihre Kinder so zu sehen. „Wegen des Hungers und des Leides meiner Kinder habe ich schon daran gedacht, mich umzubringen. Manchmal ist es einfach zu viel.“
Die Hungerkrise in Äthiopien grenzt an eine humanitäre Katastrophe. Millionen von Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, leiden an Hunger und schwerer Unterernährung. Die Nahrungsmittelknappheit hat ein kritisches Ausmaß erreicht, und die Schwächsten sind in einer Spirale aus Vertreibung, Hunger und Elend gefangen.
Frauen wie Keshu wissen nicht, was auf sie zukommt. Ohne dringende Hilfe ist ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder ungewiss. „Heute bin ich zu schwach, um Wasser zu holen. Wenn ich aufstehe, wird mir schwindelig und mir wird schwarz vor Augen“, sagt sie.
„Meine größte Sorge ist, meine Kinder zu verlieren.“
„Meine größte Sorge ist, meine Kinder zu verlieren“, schließt Keshu. „Ich habe Angst, sie zu verlassen, um Wasser zu holen. Was, wenn ich unterwegs in Ohnmacht falle oder mir etwas passiert und sie allein zurückbleiben? Wenn ich kein Wasser oder Brennholz holen kann, werden wir hier ohne Essen zurückgelassen. Ich habe keine Hoffnung mehr.“
Die Geschichte von Keshu und ihren Kindern wurde mit Material aus dem äthiopischen Plan-Büro erstellt.