Gemeinsam gegen Genitalverstümmelung

Foto: Plan International

Zum Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C) am 6. Februar veranstaltete Plan International einen Fachaustausch in Hamburg, der sich damit beschäftigte, wie die Aufklärungsarbeit auch in Deutschland nachhaltig verankert werden kann.

Weltweit sind mehr als 230 Millionen Mädchen und Frauen an den Genitalien beschnitten. Der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung, „Female Genital Mutilation/Cutting“ (FGM/C) macht am 6. Februar auf die schwerwiegende Menschenrechtsverletzung aufmerksam. Selbst in Deutschland leben Schätzungen zufolge rund 100.000 Betroffene, etwa 20.000 Mädchen gelten als gefährdet, die Dunkelziffer ist hoch.

Um die Aufklärung auch in Deutschland voranzutreiben und die Zusammenarbeit zwischen allen daran Beteiligten zu fördern, lud Plan International schon am 4. Februar zu einem Fachaustauch in Hamburg ein. Die Veranstaltung richtete sich gezielt an von FGM/C betroffene Communities sowie Behörden und Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Sozialbereich. 

Die Panelistinnen sprechen über das Thema FGM/C
Panel im Haus der Patenschaften von Plan International in Hamburg Plan International

In der Podiumsrunde, ergänzt durch einen Livestream, teilten vier Expertinnen ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema FGM/C aus ihrer jeweiligen Perspektive. Zu Gast waren Binta Bah, Aktivistin und Gründerin des Vereins LUNDU e.V. in Bremen, der sich gegen weibliche Genitalverstümmelung engagiert, Elsa Böld, Referentin für Gleichstellung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg, sowie Dr. Dörte Schmieta, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe vom Familienplanungszentrum Hamburg. Für Plan International sprach Edell Otieno-Okoth, Referentin für das Thema FGM/C, und als Moderatorin führte Claudia Meyerhöfer durch den Nachmittag, sie leitet die Projektarbeit von Plan in Deutschland.

Konsens ist: Weibliche Genitalverstümmelung darf kein Tabuthema bleiben, alle Panelteilnehmerinnen möchten auch die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Wie wichtig es ist, den Austausch miteinander zu stärken und die verschiedenen Ressourcen zu bündeln, zeichnete sich in der Runde schnell ab.

„Vertrauen braucht Zeit, Projekte sind leider begrenzt.“

Binta Bah, Aktivistin und Vorsitzende LUNDU e.V.

„Das Vertrauen der Betroffenen ist die Grundlage für unsere Arbeit“, sagt Panelteilnehmerin Binta Bah, die nicht nur in der Beratung zum Thema weibliche Genitalverstümmelung aktiv, sondern auch selbst eine Betroffene ist. „Dieses Vertrauen muss aufgebaut werden, es braucht Zeit, damit die Frauen sich öffnen. Projekte aber sind begrenzt, die Probleme bleiben. Das Warten auf weitere Mittel erschwert uns die Arbeit. Darum ist es wichtig, dass wir laut werden und uns so Gehör verschaffen.“

„Vieles hängt vom politischen Willen ab“, sagt Referentin Elsa Böld vom Sozialministerium in Baden-Württemberg. “NGOs tragen das Thema in die Politik und helfen mit, die Verantwortlichen zu sensibilisieren.“ Das Referat für Gleichstellung des Sozialministeriums hat in Baden-Württemberg eine zentrale Anlaufstelle für FGM/C eingerichtet, die alle Belange rund um das Thema koordiniert. Ein Best-Practise-Beispiel, das es in dieser Form bisher nur in Berlin und Baden-Württemberg gibt. Dort geht es noch weiter. Elsa Böld: „Wir haben eine neue Koordinierungsstelle im Blick, die auch die männliche Perspektive einbindet, damit die Männer als Multiplikatoren in ihren Communities Einfluss nehmen können.“

Die Handbücher von Plan International zum Thema FGM/C
Plan-Handbücher für Betroffene und Fachpersonal Plan International

„Das Thema FGM/C gehört auf den Lehrplan.“

Dr. Dörte Schmieta, Gynäkologin, Familienplanungszentrum Hamburg

Dr. Dörte Schmieta vom Familienplanungszentrum Hamburg liegt der persönliche Kontakt zu den betroffenen Communities am Herzen: „Der Austausch mit Behörden und Communities funktioniert dank des Runden Tisches in Hamburg schon sehr gut, gemeinsam lässt sich viel erreichen. Ich kann mir gut vorstellen, dass fröhliche Aktionen wie gemeinsame Veranstaltungen die Communities und Fachkräfte einander noch näherbringen“. Ein besonderes Anliegen ist der Gynäkologin außerdem, dass das Thema weibliche Genitalverstümmelung ein fester Bestandteil in der Ausbildung medizinischer Fachkräfte wird.

Edell Otieno-Okoth von Plan International Deutschland abschließend: „Die Ressourcen werden knapper. Umso wichtiger ist es, dass wir im intensiven Austausch bleiben und unsere Kräfte bündeln. Alle Organisationen, die sich gegen die weibliche Genitalverstümmelung engagieren, haben eine wichtige Rolle: die Kleinen wie die Großen. Wir können uns gegenseitig unterstützen, beispielsweise indem wir Migrantinnen-Organisationen stärker einbinden.“

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