5 Mütter kämpfen ums Überleben ihrer Kinder

Foto: Plan International

Humanitäre Hilfsorganisationen schätzen, dass weltweit alle vier Sekunden ein Mensch an den Folgen von Hunger stirbt. Im Osten Afrikas bringt die anhaltende Dürre Millionen Kinder in unmittelbare Gefahr – und setzt ihre Mütter unter enormen Druck, das Überleben ihrer Kinder zu sichern. Fünf Frauen aus Äthiopien berichten vom Leben in Zeiten der Dürre.

Kein Regen, keine Ernte, kein Essen: Äthiopien leidet unter den verheerenden Folgen des Klimawandels. Die anhaltende Dürre hat schätzungsweise mehr als 3,5 Millionen Viehbestände vernichtet – für viele ländlich lebende Menschen sind sie jedoch die wichtigste Lebensgrundlage. Die überlebenden Rinder sind meist geschwächt und ausgemergelt. Familien, die von der Viehzucht abhängig sind, stehen am Rande des Hungertodes.

In Zeiten der Dürre tragen Mütter eine besonders schwere Last: Sie kämpfen um das Überleben ihrer Töchter und Söhne – fast 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind in Äthiopien in Folge der Dürre akut unterernährt. Ihre Mütter legen weite Strecken zurück, um Nahrung und Wasser zu suchen. Meist gehen sie mit leerem Magen zu Bett, weil sie zuerst ihren Kindern etwas zu Essen geben, bevor sie selbst etwas zu sich nehmen. Die Borena-Zone in Oromia ist eine der von der Trockenheit am stärksten betroffenen Regionen Äthiopiens – hier trafen wir fünf Mütter, die uns von ihrem Überlebenskampf berichteten.

Ein Mädchen sitzt vor einer Holzhütte und liest in einem Schulbuch
Jilo (10) liest in einem Textbuch. Sie geht gern zur Schule und will später Lehrerin werden. Plan International
Eine Frau steht mit ihren vier Kindern in einer trockenen Landschaft, ein Kind hält sie im Arm.
Kebele (28) mit ihren Kindern Jilo (10), Bona (6), Jaleni (2) und Deremi (8). Plan International

Kebele (28): „Es hat seit fast einem Jahr nicht mehr geregnet“

„Ich habe drei Töchter und einen Sohn. Meine jüngste Tochter Jaleni ist zwei Jahre alt, die älteste, Jilo, ist zehn. Ihre Geschwister Bona und Deremi sind acht und sechs Jahre alt.  

In unserem Dorf hat es seit fast einem Jahr nicht mehr geregnet. Doch ohne Regen gibt es kein Weideland für unser Vieh. Früher hatte ich 32 Rinder, aber wegen der Dürre sind sie alle gestorben. Das Vieh war die einzige Nahrungsquelle für meine Familie und wir verdienten damit genug Geld, um die Schulsachen für meine Kinder zu bezahlen.

Seit wir unser Vieh verloren haben, mache ich mir große Sorgen, was ich meinen Kindern zu essen geben soll. Das Leben ist hart. Ich sammle jetzt Feuerholz, um meine Familie zu ernähren.

Jilo geht in die Grundschule. Sie hat viel Spaß am Unterricht und ist von der 2. in die 3. Klasse gewechselt. Ihre schulischen Leistungen sind großartig! Sie ist die Zweitbeste in ihrer Klasse. Wenn sie groß ist, möchte sie Lehrerin werden.“

Galmo (27): „Ich habe nichts mehr, wo mit ich meine Kinder ernähren könnte“

„Mein ältestes Kind ist acht Jahre alt. Debebo, mein Jüngster, ist seit einigen Monaten unterernährt und derzeit krank. Sein Körper krampft häufig wegen des Fiebers. Ich habe ihn zu traditionellen Heilern gebracht, die ihm Medikamente verschrieben haben, die er jetzt nimmt.

Eine Frau sitzt vor einer Lehmhütte und hält ein Kleinkind im Arm. Sie schaut ernst in die Kamera
Galmo (27) mit ihrem jüngsten Kind Debebo (2). Plan International

Liben, mein ältester Sohn, ist in der Grundschule eingeschrieben. Er ist in der zweiten Klasse. Meine anderen Kinder sind noch nicht alt genug, um in die Schule zu gehen.

Ich hatte früher zehn Kühe. Jetzt habe ich nur noch zwei. Unser Vieh ist überlebenswichtig, früher habe ich meine Kinder mit Milch, Butter, Joghurt und anderen Lebensmitteln, die wir im Haus hatten, gefüttert – aber jetzt habe ich nichts mehr, womit ich sie ernähren könnte. Das einzige Lebensmittel, das wir zu Hause haben, ist Maisbrot.

Um Wasser zu holen, müssen wir weite Wege zurücklegen. Mindestens zwei Stunden müssen wir laufen, um zu einer Wasserquelle zu gelangen. Wir verwenden Chemikalien zur Wasseraufbereitung. Wenn wir keine haben, bleibt uns nichts anderes übrig als das verunreinigte Wasser zu trinken.“

Dhaki (27): „Der Zugang zu Wasser ist das größte Problem“

Kebele (55): „Wir haben nichts. Unsere Existenz ist bedroht."

„Ich habe vier Kinder. Zwei von ihnen leben bei mir, die anderen sind schon ausgezogen. Wir sind aktuell mit verschiedenen Problemen konfrontiert. Für unsere Familie gibt es weder Essen noch Wasser. Vor der Dürre hatten wir Milch, Joghurt und andere Molkereiprodukte, aber jetzt ist es schwierig, Essen auf den Tisch zu bringen.

Ich besaß einmal 30 Rinder. Ich habe sie alle durch die Dürre verloren. Derzeit sind das Sammeln und Verkaufen von Brennholz unsere einzige Einnahmequelle. Wir verkaufen das Holz, das wir in unserem Dorf gesammelt haben, auf dem Markt.

Eine Frau sitzt vor einer Lehmhütte auf dem Boden, sie schaut ernst in die Kamera
Kebele (55) vor ihrer Hütte.

Wasser ist sehr schwer zu bekommen. Wir müssen eine weite Strecke zurücklegen, um es zu holen. Ich stehe morgens um 3 Uhr auf und mache mich auf den Weg. Gegen 9 Uhr komme ich nach Hause zurück.

Wir haben nichts. Unsere Existenz ist in Gefahr. Mit dem Geld, das wir mit dem Verkauf von Brennholz verdienen, können wir unseren Bedarf nicht decken. Unsere Situation ist schrecklich!“

Rufo (26): „Wir essen oft nur einmal am Tag“

„Meine älteste Tochter ist acht Jahre alt. Sie heißt Elema. Meine anderen drei Mädchen Kebele, Beredu und Loko sind sechs, vier und zwei Jahre alt. Ich ziehe sie gemeinsam mit meinem Mann auf. Früher hatten wir mehr als 60 Kühe, doch die Dürre hat sie alle getötet. Unser gesamtes Einkommen hing von den Rindern ab. Jetzt haben wir nichts mehr. Ich verkaufe jetzt Brennholz, um meine Familie zu ernähren. Dennoch essen wir oft nur einmal am Tag.“

Die Geschichten der fünf Mütter wurden mit Material aus dem äthiopischen Plan-Büro aufgeschrieben.

Eine Frau steht in einer trockenen Landschaft, sie hält ein Kind im Arm und schaut ernst in die Kamera
Rufo (26) mit ihrer Tochter Beredu (4). Plan International

Nothilfe gegen den Hunger

Wir von Plan International reagieren auf die globale Hungerkrise. Dabei konzentrieren wir uns auf die besonders betroffenen Länder in West- und Ostafrika sowie Haiti.

In Äthiopien unterstützen wir die Menschen in unseren Programmgebieten beispielsweise mit lebenswichtiger Bargeldhilfe, Zugang zu Gesundheits- und Ernährugshilfen, Tierfutter zur Sicherung der Lebensgrundlage, Schulungen zu Kinderschutz, geschlechtsspezifischer Gewalt sowie psychosozialer Unterstützung.

Mit einer Spende helfen Sie uns, humanitäre Hilfe in den von der Hungerkrise besonders betroffenen Ländern zu leisten. Hier erfahren sie mehr zur Nothilfe.

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