Kein Regen, keine Ernte, kein Essen: Äthiopien leidet unter den verheerenden Folgen des Klimawandels. Die anhaltende Dürre hat schätzungsweise mehr als 3,5 Millionen Viehbestände vernichtet – für viele ländlich lebende Menschen sind sie jedoch die wichtigste Lebensgrundlage. Die überlebenden Rinder sind meist geschwächt und ausgemergelt. Familien, die von der Viehzucht abhängig sind, stehen am Rande des Hungertodes.
In Zeiten der Dürre tragen Mütter eine besonders schwere Last: Sie kämpfen um das Überleben ihrer Töchter und Söhne – fast 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind in Äthiopien in Folge der Dürre akut unterernährt. Ihre Mütter legen weite Strecken zurück, um Nahrung und Wasser zu suchen. Meist gehen sie mit leerem Magen zu Bett, weil sie zuerst ihren Kindern etwas zu Essen geben, bevor sie selbst etwas zu sich nehmen. Die Borena-Zone in Oromia ist eine der von der Trockenheit am stärksten betroffenen Regionen Äthiopiens – hier trafen wir fünf Mütter, die uns von ihrem Überlebenskampf berichteten.
„Ich habe drei Töchter und einen Sohn. Meine jüngste Tochter Jaleni ist zwei Jahre alt, die älteste, Jilo, ist zehn. Ihre Geschwister Bona und Deremi sind acht und sechs Jahre alt.
In unserem Dorf hat es seit fast einem Jahr nicht mehr geregnet. Doch ohne Regen gibt es kein Weideland für unser Vieh. Früher hatte ich 32 Rinder, aber wegen der Dürre sind sie alle gestorben. Das Vieh war die einzige Nahrungsquelle für meine Familie und wir verdienten damit genug Geld, um die Schulsachen für meine Kinder zu bezahlen.
Seit wir unser Vieh verloren haben, mache ich mir große Sorgen, was ich meinen Kindern zu essen geben soll. Das Leben ist hart. Ich sammle jetzt Feuerholz, um meine Familie zu ernähren.
Jilo geht in die Grundschule. Sie hat viel Spaß am Unterricht und ist von der 2. in die 3. Klasse gewechselt. Ihre schulischen Leistungen sind großartig! Sie ist die Zweitbeste in ihrer Klasse. Wenn sie groß ist, möchte sie Lehrerin werden.“
„Mein ältestes Kind ist acht Jahre alt. Debebo, mein Jüngster, ist seit einigen Monaten unterernährt und derzeit krank. Sein Körper krampft häufig wegen des Fiebers. Ich habe ihn zu traditionellen Heilern gebracht, die ihm Medikamente verschrieben haben, die er jetzt nimmt.
Liben, mein ältester Sohn, ist in der Grundschule eingeschrieben. Er ist in der zweiten Klasse. Meine anderen Kinder sind noch nicht alt genug, um in die Schule zu gehen.
Ich hatte früher zehn Kühe. Jetzt habe ich nur noch zwei. Unser Vieh ist überlebenswichtig, früher habe ich meine Kinder mit Milch, Butter, Joghurt und anderen Lebensmitteln, die wir im Haus hatten, gefüttert – aber jetzt habe ich nichts mehr, womit ich sie ernähren könnte. Das einzige Lebensmittel, das wir zu Hause haben, ist Maisbrot.
Um Wasser zu holen, müssen wir weite Wege zurücklegen. Mindestens zwei Stunden müssen wir laufen, um zu einer Wasserquelle zu gelangen. Wir verwenden Chemikalien zur Wasseraufbereitung. Wenn wir keine haben, bleibt uns nichts anderes übrig als das verunreinigte Wasser zu trinken.“
„Ich habe vier Kinder. Zwei von ihnen leben bei mir, die anderen sind schon ausgezogen. Wir sind aktuell mit verschiedenen Problemen konfrontiert. Für unsere Familie gibt es weder Essen noch Wasser. Vor der Dürre hatten wir Milch, Joghurt und andere Molkereiprodukte, aber jetzt ist es schwierig, Essen auf den Tisch zu bringen.
Ich besaß einmal 30 Rinder. Ich habe sie alle durch die Dürre verloren. Derzeit sind das Sammeln und Verkaufen von Brennholz unsere einzige Einnahmequelle. Wir verkaufen das Holz, das wir in unserem Dorf gesammelt haben, auf dem Markt.
Wasser ist sehr schwer zu bekommen. Wir müssen eine weite Strecke zurücklegen, um es zu holen. Ich stehe morgens um 3 Uhr auf und mache mich auf den Weg. Gegen 9 Uhr komme ich nach Hause zurück.
Wir haben nichts. Unsere Existenz ist in Gefahr. Mit dem Geld, das wir mit dem Verkauf von Brennholz verdienen, können wir unseren Bedarf nicht decken. Unsere Situation ist schrecklich!“
„Meine älteste Tochter ist acht Jahre alt. Sie heißt Elema. Meine anderen drei Mädchen Kebele, Beredu und Loko sind sechs, vier und zwei Jahre alt. Ich ziehe sie gemeinsam mit meinem Mann auf. Früher hatten wir mehr als 60 Kühe, doch die Dürre hat sie alle getötet. Unser gesamtes Einkommen hing von den Rindern ab. Jetzt haben wir nichts mehr. Ich verkaufe jetzt Brennholz, um meine Familie zu ernähren. Dennoch essen wir oft nur einmal am Tag.“
Die Geschichten der fünf Mütter wurden mit Material aus dem äthiopischen Plan-Büro aufgeschrieben.