Der Konflikt begann im Oktober 2016 mit friedlichen Protesten der anglophonen Minderheit im Nordwesten und Südwesten des Landes, die sich dadurch benachteiligt fühlte, dass Justiz, Verwaltung und auch der Schulunterricht nur auf Französisch stattfinden. Zunehmend eskalierte die Situation. Die Separatisten verübten Anschläge auf Polizeistationen, Schulen und Dörfer und entführten Schulkinder, damit sie nicht weiter zum Unterricht geschickt würden.
Mittendrin war die heute 19-jährige Alice. „Als die Krise ausbrach, wurde mein kleines Dorf zum Schlachtfeld. Ich habe meinen Bruder und meinen Cousin verloren, weil sie ins Kreuzfeuer gerieten. Das Haus, in dem ich mit vielen anderen gelebt habe, wurde niedergebrannt. Gemeinsam mit anderen Dorfbewohnerinnen und -bewohnern musste ich fliehen und fast alles zurücklassen“, erzählt sie.
„Es war ein Wunder, dass wir im Busch überlebten.“
Nachdem sie tagelang gelaufen war, versteckte sich Alice mit einigen weiteren Überlebenden ihres Dorfes in einem Wald. „Das Leben dort war nicht einfach. Es war eine Herausforderung, Essen zu finden. Ich litt sehr.“ Doch sie lernte dort auch ihren Freund kennen.
Als sie entdeckte, dass sie schwanger war, entschied sich Alice, einen sicheren Ort zu suchen, an dem sie ihr Kind gebären und großziehen konnte. „Es war ein Wunder, dass wir im Busch überlebten. Ich bekam Anämie und mein Partner musste mich mehrere Kilometer auf seinem Rücken tragen, bis wir das Gesundheitszentrum in der nächsten Gemeinde erreichten.“
Nachdem sie medizinische Unterstützung erhalten hatte, suchten sie und ihr Freund Zuflucht in einer Stadt in der südwestlichen Region Kameruns. Dort lernte Alice einen Gemeindehelfer von Plan International kennen. So erfuhr sie auch von Plans sicheren Orten, die Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen Sicherheit und Unterstützung bieten. An einem dieser sicheren Orte für Kinder konnte sie psychologische Unterstützung erhalten und wichtige Schlüsselqualifikationen für ihr weiteres Leben erlernen.
„Ich liebte es dort. Ich würde allen anderen Jugendlichen empfehlen, auch zu einem der sicheren Orte von Plan zu gehen. Man kann dort vieles lernen, zum Beispiel wie man Brot backt. Mit der psychologischen Unterstützung konnte ich meine schwierige Vergangenheit verarbeiten“, sagt Alice, die jetzt Mutter einer gesunden sechs Monate alten Tochter ist.
Mit der Finanzierung von der „Dutch Relief Alliance“, einer Koalition von 16 niederländischen Hilfsorganisationen, hat Plan International 15 sichere Orte für Kinder in den nordwestlichen und südwestlichen Regionen Kameruns eingerichtet. Davon haben bis jetzt mehr als 5.000 Kinder und Jugendliche profitiert. Sie erhielten unter anderem psychologische Unterstützung, konnten wichtige Fähigkeiten für ihr weiteres Leben erlernen und Aufklärung zur Menstruationshygiene.
Da kein Ende der Krise in Kamerun in Sicht ist, benötigen immer noch Tausende von Kindern und jungen Menschen Unterstützung.
„Ich würde allen anderen Jugendlichen empfehlen, auch zu einem der sicheren Orte von Plan zu gehen.“