Sabas Schule platzt aus allen Nähten. Zu viert quetschen sie sich auf die Bänke, es sind einfach zu viele Schüler:innen. Grund dafür sind die anhaltenden Angriffe und Überfälle bewaffneter Gruppen im Norden des Landes. Tausende Vertriebene sind auf der Flucht; So auch Sabas Familie. Die reale Bedrohung durch bewaffnete Männer zwang sie dazu, ihre Heimat zu verlassen und südlicher im Land Schutz zu suchen. Was sie findet, ist Überlastung. Nirgendwo scheint es genügend Platz, geschweige denn Versorgung zu geben.
In den letzten zwei Jahren hat sich die Lage in Benin verschärft. 2023 zog der Sicherheitskonflikt 8.800 Binnenvertriebene mit sich – und das in einem Land, indem bereits im Dezember vergangenen Jahres an die 15.000 Geflüchtete und Asylsuchende leben. Der Großteil von ihnen kommt aus Burkina Faso und Togo und ist in die nördlichen, beninischen Departements Alibori und Atakora geflüchtet.
Die Vertriebenen hoffen auf Sicherheit, die Realität zeigt allerdings: Diese ist nur begrenzt vorhanden. Es gibt keine speziellen Aufnahmezentren für Binnenvertriebene, die Schutz bieten könnten. In den Gemeinden, in denen sie notgedrungen unterkommen müssen, mangelt es nicht nur an Raum für die Geflüchteten, auch die Gesundheits- und Wasserversorgung, sowie das Bildungswesen vor Ort gerät unter Druck.
„Seit Wochen schlafen meine Kinder und ich auf dem Boden auf einem zerfetzten Stück Stoff.“
Das spürt auch die vierfache Mutter Rachida, die ihr Zuhause in Atakora gezwungenermaßen verlassen musste, nachdem es angegriffen worden war. Nach der Flucht steht sie vor dem Nichts. „Seit Wochen schlafen meine Kinder und ich auf dem Boden auf einem zerfetzten Stück Stoff. Es ist schwierig, Wasser zu holen und sauberes Wasser zum Trinken und Kochen aufzubewahren.“
Hier versucht Plan International zu unterstützen und engagiert sich für vertriebene Familien, die nach der überstürzten Flucht in Unsicherheit schweben. Bisher haben 200 Haushalte Hygiene- und Versorgungspakete erhalten, die rund 1.000 Menschen erreichen, darunter auch Rachida. „Ich bin so glücklich über die Spenden von Schlafausrüstung, Kochutensilien und vor allem von Hygieneartikeln“, erzählt Rachida. „Ich bin wirklich erleichtert, dass meine Familie nach unserer Flucht, bei der wir sehr grausame Dinge erlebt haben, endlich in Sicherheit ist.“
Nicht nur der Zugang zu sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung, auch Bildung bleibt vielen verwehrt. „Als wir in dieses Dorf kamen, gab es keinen Platz mehr in der Schule“, erinnert sich die 11-jährige Saba. „Mein Vater musste den Schuldirektor und die Elternvereinigung anflehen, mir einen Platz zu geben.“
Als sie dann wieder zur Schule gehen kann, sind die Klassenräume überfüllt. Auch an der Ausstattung mangelt es – genügend Tische und Stühle gibt es nicht. „Ich musste mein Heft auf die Knie legen, um Notizen zu machen, oder warten, bis alle das Klassenzimmer verlassen hatten, damit ich von der Tafel abschreiben konnte“, erzählt Saba.
„Mein Vater musste den Schuldirektor und die Elternvereinigung anflehen, mir einen Platz zu geben.“
Der Zugang zu Bildung scheint von vielen Seiten bedroht, denn nicht nur die fehlende Ausstattung erweist sich als Problem: Auch die Zahl der Angriffe auf das Schulpersonal steigt, was die Sicherheitslage in den Klassenräumen einschränkt. In den vier nördlichen Departements Alibori, Atakora, Borgou und Donga gehen derzeit fast eine Million Kinder nicht zur Schule. Auch der Mangel an Lehrkräften und Schulmaterial wirkt sich negativ auf die Bildung der Kinder aus.
Diese schwierige Lage für Kinder und das Schulpersonal im Norden Benins versucht Plan International zu verbessern. Neue Klassenräume konnten gebaut werden, mehr als 1.000 Tische und Bänke wurden gespendet, so dass mehr als 2.200 Schulkinder bequem lernen können. Gefährdet sind aber auch Jugendliche, die nicht mehr zur Schule gehen oder diese abgebrochen haben. Für sie wurden elf Bildungszentren errichtet, in denen sie Unterstützung und Nachholunterricht erhalten, um zu verhindern, dass sie von bewaffneten Gruppen rekrutiert werden. Neben der Ausstattung von Schulen und den gespendeten Hygieneprodukten und Hilfsgütern wurden auch Schulungen für lokale Gemeindevertreter mit Plan International umgesetzt, um Notfallpläne für die Gemeinden zu entwickeln und psychosoziale Unterstützung für vertriebene Kinder zu ermöglichen.
Die Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Benin aufgeschrieben.