Im Sommer klettert in Mali das Thermometer mühelos auf über 40°Celsius. Doch einfach den Kühlschrank starten und dadurch verderbliche Lebensmittel schützen funktioniert in dem westafrikanischen Land kaum: Nur etwa die Hälfte der Bevölkerung von etwa 20 Millionen Menschen verfügt über Strom in den eigenen vier Wänden. Und diejenigen, die einen direkten Anschluss haben, leben hauptsächlich in Ballungsräumen wie der Hauptstadt Bamako. Abseits des nationalen Stromnetzes, in den ländlichen Regionen und abgelegenen Dörfern des Landes, ändern sich erst allmählich die Verhältnisse.
Sidi gehört zu einer Gruppe von 50 jungen Menschen aus den Regionen Bamako und Kayes, die an einem Schulungsprogramm teilgenommen haben – und dadurch zu Fachleuten für erneuerbare Energien und netzunabhängige Stromversorgungslösungen geworden sind. „Als ich im Rathaus eine Geburtsurkunde für meinen Bruder beantragt habe, erfuhr ich von dem Trainingsangebot“, sagt der 28-Jährige. „Ich erkundigte mich nach den Teilnahmebedingungen, meldete mich an und wurde ausgewählt. Dann ging ich nach Bamako auf einen zweiwöchigen Lehrgang. Dort wurde uns beigebracht, wie man ein Solarpanel montiert und wir lernten technische Aspekte wie der beste Neigungswinkel gegenüber der Sonneneinstrahlung, Abmessungen bis hin zur Verkabelung der Solaranlagen kennen.“
„Uns wurde beigebracht, wie man ein Solarpanel montiert sowie technische Aspekte, Neigungswinkel und Verkabelung kennt.“
Zuvor hatte Sidi in einem Geschäft für Elektroteile gearbeitet. Aber sein Einkommen reichte nie aus – nicht für sich selbst und schon gar nicht, um sich ausreichend um seine Mutter und seine drei jüngeren Geschwister kümmern zu können. Die Chance, neue Fähigkeiten zu erlernen und dadurch eine gefragte und besser bezahlte Beschäftigung zu finden, empfand der junge Mann als „eine großartige Gelegenheit“.
Das Projekt „Avenir Brillant – Strahlende Zukunft“ von Plan International schafft neue wirtschaftliche Möglichkeiten für junge Menschen in ihrem Heimatland und minimiert den Druck, in andere Länder auszuwandern, um Arbeit und einen Lebensunterhalt zu finden. Der Binnenstaat Mali mit einer überwiegend jungen Bevölkerung erlebt aktuell steigende Raten von interner und externer Migration aufgrund sozio-ökonomischer Herausforderungen. Sie haben die Folgen des Klimawandels, Ernährungsunsicherheit, Energiearmut sowie Konflikte als Ursache.
Bis 2030 will die Weltgemeinschaft die nachhaltigen Entwicklungsziele verwirklicht haben und auch das westafrikanische Mali hat sich bis dahin viel vorgenommen: 87 Prozent der örtlichen Haushalte will der Staat, der zu zwei Dritteln in der Wüste Sahara liegt, bis dahin mit Strom versorgen. Außerdem will Mali zeitgleich den Anteil der erneuerbaren Energien auf 37 Prozent erhöhen. Die Solarenergie ist dabei ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Verwirklichung dieser Ziele, denn die Sonne scheint hier besonders intensiv.
Bei der Arbeit an Malis strahlender Zukunft wirkt Sidi inzwischen tatkräftig mit. Er erzählt von seiner deutlich ausgeweiteten Tätigkeit als Elektriker – bei der er mittlerweile die Installation von Satellitenschüsseln mit dem Aufbau, der Wartung und Reparatur von Solarzellen kombiniert. Dank der verschiedenen Fertigkeiten, die er seit seinem Training beherrscht, ist er mittlerweile auch mit seinem Einkommen zufrieden.
Sidi ist stolz auf das, was er erreicht hat. Und er weiß um die Vorteile, die der Zugang zu sauberer, grüner Energie mit sich bringt. Ein Jahr nach seiner ersten Anlernung wurde Sidi nun zu einem nachfolgenden Aufbaukurs eingeladen. „Wir lernten wiederum neue Dinge, etwa das Installieren von Solarpumpen an Brunnen oder, um Wassertürme zu befüllen. Ich denke jetzt daran, zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen.“
Sidis Geschichte wurde mit Material aus dem malischen Plan-Büro erstellt.