Politische Unruhen, Proteste, Gewalt, lähmende Armut und Naturkatastrophen: Diese tödliche Kombination bedroht das Wohlergehen und die Zukunft auch und gerade der jüngeren Generation in Haiti. Fast die Hälfte der haitianischen Bevölkerung (etwa 5 Millionen Menschen) hat nicht genug zu essen. Dazu zählt auch Dalande, die mit ihrer Familie im Nordosten des Karibikstaates lebt. Die 16-Jährige sagt, sie habe viele Ziele für ihr Leben, aber sie mache sich Sorgen, dass die wirtschaftliche und politische Krise im Land ihre Zukunft ruiniert: „Ich möchte lernen, studieren und mir meine Träume erfüllen, aber wir haben nicht das Geld dafür.“
„Ich möchte studieren, aber wir haben nicht das Geld dafür.“
Dalandes Eltern bauen Reis an und verkaufen ihn, um überhaupt etwas zu verdienen – dabei können sie gar nicht genug produzieren, um selbst ihren täglichen Bedarf zu decken. „Normalerweise essen wir zweimal am Tag, aber manchmal nur einmal“, erzählt die Schülerin, die oft hungrig zur Schule gehen muss. Und, dass sie vom Unterricht ausgeschlossen wird, wenn ihre Eltern das Schulgeld nicht aufbringen können. „Wenn ich morgens ohne Frühstück losgehe, warte ich auf das kostenlose Mittagessen in der Schule.“
Haiti ist das ärmste Land in Lateinamerika und eines der ärmsten Länder der Welt, laut dem Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen rangiert Haiti auf Platz 158 von aktuell 193. Die Zahl der von der Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen hat sich seit 2016 verdreifacht, anteilig eine der höchsten Raten weltweit. Im Nordosten des Landes, wo Dalande und ihre Familie leben, verschärfen neben der politischen Instabilität extreme Wetterereignisse die Situation. Tropenstürme dezimieren häufig die Erträge in der Landwirtschaft – und dadurch auch die Nahrungsmittelversorgung insgesamt.
Seit dem Frühjahr 2023 leistet Plan International humanitäre Hilfe in Form von Bargeldtransfers. Etwa 6.300 Haushalte mit insgesamt 38.000 Personen wurden in Haiti bereits erreicht. Auch Dalande und ihre Eltern sowie drei ältere Geschwister wurden als unterstützungsbedürftig eingestuft – und erhielten von der Kinderrechtsorganisation finanzielle Hilfe, um dadurch ihren Nahrungsmittelbedarf zu decken, Schulgebühren zu bezahlen und lebenswichtige Anschaffungen zu tätigen.
„Das Geld, das Plan unserer Familie gibt, ist lebenswichtig.“
„Ich kenne Plan International seit meiner Kindheit“, erzählt Dalande. „Ich kann sagen, dass Plan mir beim Aufwachsen geholfen und vor kurzem meiner Familie Geld gegeben hat. Damit konnten wir die Hälfte meiner Schulgebühren bezahlen, und den Rest gaben wir meiner Schwester, damit sie ihre Prüfungen machen konnte.“
Dalandes Schulgeld beträgt jährlich 5.000 Gourdes (etwa 34 Euro), dafür werden die Lehrbücher zur Verfügung gestellt. „Wir müssen noch unsere Schulhefte kaufen. Aber Plan stellt uns Lernmittel wie Taschen, Hefte und Stifte zur Verfügung – das ist gut für uns Kinder, denn unsere Eltern können sich das nicht leisten“, fährt Dalande fort. „Das Geld, das Plan unserer Familie gibt, ist lebenswichtig, weil es uns dabei hilft, diese Krise zu überstehen. Meiner Mutter und allen, die Geld bekommen haben, hat es geholfen, eine Versorgungslücke zu schließen.“
Bei den Geldtransfers von Plan International handelt es sich um bedingungslose Leistungen, die es den begünstigten Menschen ermöglichen, auf die größten Herausforderungen in ihrem Alltag zu reagieren. Sie können selbst Prioritäten setzen und haben die Chance, langfristige Lösungen für sich zu finden. Durch die Geldtransfers wird auch die lokale Wirtschaft angekurbelt sowie die Abhängigkeit der Menschen von Nahrungsmittelhilfe verringert.
Mit der Unterstützung von Plan International hofft Dalande, in der Schule bleiben und doch noch ihre Träume verwirklichen zu können: „Ich möchte meinen Abschluss machen, Psychologin werden und meiner Familie helfen“, sagt sie. „Wenn ich Präsidentin wäre, würde ich den Straßenkindern helfen und einen freien Zugang zu den Schulen schaffen. Ich würde all denen ein Zuhause geben, die keines haben. All das würde ich tun, weil ich nicht möchte, dass Menschen leiden.“
Marc Tornow hat Haiti bereist und jetzt die Geschichte von Dalande mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.