In dem mittelamerikanischen Land sind 19,2 Prozent der Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen, was Guatemala zu einem der „hungrigsten“ Länder der Welt macht. Bei den Kindern ist es sogar fast die Hälfte (47 Prozent), die an chronischer Unterernährung leidet. In den Bezirken El Quiché und Alta Verapaz, in denen Plan International tätig ist, sind die Raten mit 69 Prozent respektive 50 Prozent noch höher. Eine ernüchternde Bilanz, die unsere Ernährungsfachleute gerade am heutigen Weltgesundheitstag aufhorchen lässt.
Denn diese Unterernährung hat schwere Folgen für die Gesundheit von Mädchen und Jungen: Ihre heranwachsenden Körper bekommen nicht die Nährstoffe, die sie brauchen, um sich nachhaltig entwickeln zu können. Das schwächt unter anderem auch ihr Immunsystem – mit der Folge, dass die Kinder ihr Leben lang anfälliger für Krankheiten sind.
Oscar Caal Quej arbeitet als Agrartechniker für Plan International in Guatemala. Er sieht den Zusammenhang zwischen dem Hunger in seiner Heimat und den extremen Wetterverhältnissen, mit denen das Land in den letzten Jahren kämpfen musste. „Die Situation war schon vor der Pandemie kritisch. Durch die Hurrikane Eta und Iota kam es bei den ärmsten Familien des Landes zu einer echten Krise“, erklärt der 35-Jährige. Die Hurrikane verursachten in Guatemala und anderen zentralamerikanischen Ländern großflächige Überschwemmungen und Zerstörungen, von denen insgesamt 3,5 Millionen Kinder betroffen waren. Die Wirbelstürme haben Zuchttiere und Ernteflächen ausgelöscht, die eine lebenswichtige Einkommens- und Ernährungsquelle für viele Familien sind.
Klimaforscher:innen sind sich einig, dass eine Verbindung zwischen der rekordbrechenden Hurrikan-Saison von 2020 und der Klimakrise besteht. Wirbelstürme gehören seit jeher zum Leben der Bewohner:innen Mittelamerikas. Aber das enorme Ausmaß von Eta und Iota und die Tatsache, dass sie unmittelbar hintereinander auftraten, deuten auf neue, heftige Wetterverhältnisse als Folge des Klimawandels hin.
Die daraus entstandene Ausnahmesituation verschärft Armut und Ungleichheit. Im Jahr 2021 verließ eine Rekordzahl von Menschen Guatemala, weil die Lebensbedingungen für sie nicht mehr tragbar waren. „Der Hunger wird vor allem durch fehlende Jobmöglichkeiten verstärkt. Ohne Jobs haben Männer und Frauen weniger Geld, mit denen sie Lebensmittel kaufen können. Vor allem dieser Mangel an Arbeitsplätzen hat in der Krise dazu geführt, dass viele Menschen auswandern.“
„Meine Arbeit besteht darin, Familien ausfindig zu machen, die in Armut leben – und dann für sie technische Hilfe zu leisten. Oder Schulungen zu Landwirtschaft und Viehzucht durchzuführen“, sagt Oscar. „Plan International hat in diesen Gemeinden Menschen mit sehr geringem Einkommen unterstützt. Das schafft viele Möglichkeiten für Familien, sich selbst zu versorgen und in ihrer Heimat zu bleiben.“
Plan International leistet in Guatemala Nothilfe für mehr als 6.000 Haushalte in ländlichen Gebieten, die von mittlerer und schwerer Ernährungsunsicherheit bedroht sind. Unsere Teams informieren über Mutter-Kind-Gesundheit, Ernährung und Hygiene in Notsituationen wie nach einem Wirbelsturm. Neben den Agrarschulungen umfassen die Programme Unterstützung in Form von Bargeld und/oder Gutscheinen, die es den Familien ermöglichen, das Nötigste zielgerichtet selbst einzukaufen, dabei eine Auswahl zu haben und ihre Würde zu bewahren.