Klare Kante gegen Geschlechternormen

Foto: Plan International

Eine 18-Jährige hat sich für das Kämpfen entschieden: im Karate-Dojo und gegen patriarchale Geschlechternormen in ihrer Gemeinde.

Im Raum herrscht höchste Konzentration. Wo so viele Jugendliche aufeinandertreffen, wird normalerweise gealbert, getuschelt, gelacht, aber die Sportart, die hier geübt wird, lebt von strenger Disziplin: Karate. Die Schüler:innen tragen ihre weißen Traingsanzüge mit Stolz. Nackte Füße bewegen sich bedacht über den glatt polierten Steinboden, üben die Abfolgen von Abwehrhaltung, Tritten, Schlägen und weiterer Positionen. Das Dojo, der Trainingsraum für die ostasiatische Kampfkunst, liegt in einer Siedlung im ostafrikanischen Ruanda, hauptsächlich geflüchtete Menschen aus dem benachbarten Kongo leben hier.

Eine junge Frau in Karate-Anzug macht einen High Kick
Alliance (18) trainiert im Karate-Dojo Plan International
Drei Jugendliche in Karate-Anzügen stehen mit gebeugten Knien und gespannten Armen in einem Raum. Im Hintergrund stehen drei weitere Jugendliche und schauen ihnen zu
Der Karate-Verein fördert in Ruanda Jugendliche aus Geflüchteten-Gemeinden Plan International

Karate fördert Selbstbewusstsein von Jugendlichen

Für Alliance ist Karate mehr als nur ein Sport. Es ist ein mächtiges Instrument zur Stärkung der Selbstbestimmung, vor allem für Mädchen. „Karate spricht mich an, weil ich lerne, mich selbst zu verteidigen. Außerdem trotze ich damit den Vorurteilen in meiner Gemeinde“, sagt sie. Als sie zehn Jahre alt war, begann ihr älterer Bruder mit dem Sport und sie wollte seinem Vorbild unbedingt nacheifern.

„Karate hat mir geholfen, ein Gefühl von Selbstvertrauen und Disziplin zu entdecken.“

Alliance (18), Karatesportlerin und Teilnehmerin beim Kinderschutzprogramm

Heute ist Alliance 18 Jahre alt und spürt deutlich die positiven Effekte, die der Sport auf ihre Entwicklung und ihren Alltag hat. „Karate hat mir geholfen, ein Gefühl von Selbstvertrauen und Disziplin in meinem Leben zu entdecken“, erklärt sie. Dabei bekommt sie immer wieder zu spüren, dass sie gegen gesellschaftliche Normen verstößt. Der Karateverein hat 87 Mitglieder, aber nur 15 davon sind Mädchen.

Eine junge Frau macht Karate. Hinter ihr steht eine Gruppe Jugendlicher, ebenfalls im Anzug, und schaut ihr zu.
Alliance ist eines der wenigen Mädchen in ihrem Karate-Verein Plan International

Der Kampf gegen Vorurteile

Sogar in ihrem Freundeskreis stößt sie auf Widerstand. „Viele meiner Freunde sagen, dass Karate ein brutaler Sport mit zu harten Kämpfen für Mädchen ist. Doch ich weigere mich, mich von den Erwartungen der Gesellschaft zurückhalten zu lassen“, sagt Alliance, und ihre Fortschritte liefern den Gegenbeweis: Sie hat den braunen Gürtel und somit die letzte Farbe vor dem Meistergrad erreicht und bereits drei Medaillen bei verschiedenen Wettbewerben gewonnen.

In Ruanda herrschen ungleiche soziale Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, Jungen und Mädchen. Für Frauen und Mädchen gibt es viele Hindernisse, die sie daran hindern, Sport zu treiben. Häufig halten sie abfällige Kommentare, Hänseleien oder sogar Verbote durch die Eltern davon ab, einem Verein beizutreten und die vielen Vorteile zu nutzen, die Sport und körperliche Betätigung mit sich bringen.

„Ich weigere mich, mich von den Erwartungen der Gesellschaft zurückhalten zu lassen.“

Alliance (18), Karatesportlerin und Teilnehmerin beim Kinderschutzprogramm
Eine junge Frau in Karate-Anzug schreit und schaut dabei in die Kamera.
Beim Karate können Jugendliche Anspannung abbauen Plan International
Zwei Jugendliche in Karate-Anzügen kämpfen miteinander. Im Hintergrund stehen weitere Jugendliche im Halbkreis und schauen ihnen zu
Durch sportliche Betätigung können die Jugendlichen sich weiterentwickeln Plan International

Sport bringt Vorteile für körperliche und geistige Gesundheit

Karate fördert nämlich nicht nur die körperliche Fitness, sondern ist auch eine gute Möglichkeit, Anspannung abzubauen und durch Erfolgserlebnisse die eigene Handlungsmacht zu spüren. Es lehrt Disziplin und kann helfen, Stress und Ängste abzubauen, denn zum Karate gehören auch Atemtechniken, Achtsamkeit und Meditation.  

„Karate hilft mir auch, bessere Leistungen in der Schule zu erbringen“, sagt Alliance. „Ich bin ruhiger und kann mich besser konzentrieren.“ Die junge Frau wünscht sich für die Zukunft, dass mehr Mädchen die gleiche Chance erhalten wie sie. „Ich möchte meinen eigenen Karate-Club für Mädchen und junge Frauen gründen“, sagt sie. „Ich will mein Wissen weitergeben und sie darin unterstützen, ihre Kraft und Widerstandsfähigkeit zu finden.“

Sieben Jugendliche in Karate-Anzügen stehen in einer Reihe nebeneinander und haben die gleiche Haltung eingenommen: Gebeugte Knie und gehobene Fäuste.
Die Jugendlichen trainieren ihre Körper und lernen dabei Disziplin Plan International

Wie Plan geholfen hat

In Geflüchtetensiedlungen in Ruanda setzen Plan International und Projektpartner wie Unicef gemeinsame Kinderschutzprogramme um. Einzelne Bewohner:innen werden dahingehend ausgebildet, Kinderschutzkomitees zu bilden. Die Gremien achten darauf, dass die Rechte der Kinder geachtet werden. Zu diesem Zweck werden auch kinderfreundliche Schutzräume eingerichtet, in denen Mädchen und Jungen den Raum haben, zu spielen, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Die Programme fördern zusätzlich Sportaktivitäten wie den Karateverein von Alliance. Dabei wird sichergestellt, dass Jungen und Mädchen gleichermaßen an den Angeboten teilhaben können.

Die Geschichte von Alliance und dem Karateverein in Ruanda wurde mit Material aus dem örtliche Plan-Büro erstellt.

Patenschaft für Kinder in Ruanda

Plan International ist seit 2007 in Ruanda aktiv. Die Kinderrechtsorganisation arbeitet daran, dass junge Menschen vor Ort ihre Rechte wahrnehmen können und ermöglichen Zugang zu Bildung, berufliche Perspektiven sowie sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung. Mit einer Patenschaft helfen Sie, die Lebensbedingungen für betroffene Kinder, Familien und Gemeinden langfristig zu verbessern.

Jetzt unterstützen

Sie mögen diesen Artikel? Teilen Sie ihn gerne.

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Engagieren Sie sich mit uns für eine gerechte Welt! Registrieren Sie sich jetzt für unseren kostenlosen Newsletter

Widerruf jederzeit möglich. Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung sowie unsere Kinderschutzrichtlinie

Newsletter