„Männer, lasst uns über die Periode sprechen!“

Foto: Geoffrey Buta

Die 21-Jährige Rita lebt im Norden Ghanas und setzt sich lautstark für die sexuellen und reproduktiven Rechte von Mädchen und Frauen ein – und dafür, dass Männer ihre Frauen, Schwestern und Töchter unterstützen.

Nurudeen Abdul ist ein stolzer Herr. Als Mann ist er in seiner Heimat Ghana bessergestellt als etwa seine Frau – oder gar seine Tochter Rita. Doch tatsächlich ist sie es mit ihrem Engagement, die Nurudeen zu dem stolzen Herren macht, der er ist. „In unserer Gemeinde müssen Männer wie Götter verehrt werden“, sagt Rita. „Sie tun nichts, um Frauen oder uns Mädchen in irgendeiner Weise zu helfen.“ In diesen Alltag gehörte es, eine Schwangere zu sehen, die schweres Brennholz oder andere Lasten trägt, „während ihr Mann mit Freunden zusammensitzt, plaudert und Pito (ein lokal gebrautes alkoholisches Getränk, Anm. d. Red.) trinkt oder Mühle spielt und sich nicht darum kümmert, ihr zu helfen.“

Eine Frau steht draußen und blick in die Kamera
Rita (21) klärt in ihrer Gemeinde über die Periode auf Plan International / Geoffrey Buta

Gegen diese Ungleichheit setzt sich Rita ein – und ihr Vater Nurudeen unterstützt sie darin. „Ich bin stolz auf ihre Arbeit“, sagt der Mann, der zu den Privilegierten seiner Gemeinde zählt. „Sie hat auch in unserem Zuhause einiges bewegt: Meine Söhne beteiligen sich sehr aktiv an der Hausarbeit, was in der Vergangenheit nicht so war.“ Rita und ihre Schwestern würden somit entlastet, da es nun viel mehr Hände gibt, die Aufgaben übernehmen. „Ich sehe, wie sich meine Töchter gehört fühlen und glücklich sind“, sagt Nurudeen.

Es gibt viele Mythen rund um die Menstruation

Rita setzt sich insbesondere dafür ein, dass Mädchen in ihrer Gemeinde gesund aufwachsen und bleiben. Zuvor hatte sie an einem von Plan International durchgeführten Projekt zur Stärkung der Gesundheit von Frauen und Kindern teilgenommen und dort mehr über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte erfahren. „Ich habe viel über Menstruationshygiene gelernt und wie ich mit meinen Emotionen während des Zyklus umgehen kann“, erzählt die 21-Jährige. „Es gibt viele Mythen rund um die Menstruation in meiner Gemeinde, umso mehr war ich daran interessiert, alles über die Regelblutung, ihre Begleiterscheinungen und die richtige Hygiene zu lernen.“

„Rita ist eine Kraft, mit der man rechnen muss. Wenn sie dich zu Hause besucht, sorgt sie dafür, dass du dir ihre Botschaft anhörst.“

Ein männliches Mitglied aus Ritas Gemeinde

Ihr Wissen gibt sie nun an die Menschen in ihrer Gemeinde weiter. Ihr ist es besonders wichtig, einen geschützten Rahmen für Jugendliche zu schaffen, in dem sie Zugang zu diesen wichtigen Informationen erhalten – und in dem auch Jungen und Männer lernen, was die Menstruation bedeutet und wie sie ihre Frauen, Schwestern und Töchter unterstützen können. Dafür geht sie von Haus zu Haus, von Geschäft zu Geschäft und spricht mit allen Männern und Jungen, die ihr zuhören. Mit Erfolg: Die Einstellung der Männer habe sich bereits stark verändert, berichtet ein Mitglied der Gemeindeversammlung. „Rita ist eine Kraft, mit der man rechnen muss“, berichtet er. „Wenn sie dich zu Hause besucht, sorgt sie dafür, dass du dir ihre Botschaft anhörst. Ihr Engagement trägt Früchte!“

Männer und Menstruation: Verständnis durch Aufklärung

Plans Projekt hat zum Ziel, die Gesundheit von Frauen, jugendlichen Mädchen und Kindern zu verbessern – mit dem Ansatz, die ungleichen Geschlechternormen anzusprechen, die oft der Grund für die schlechtere gesundheitliche Versorgung von Frauen und Mädchen sind. Diese werden dabei gestärkt, während Männer ermutigt werden, die sexuellen und reproduktiven Rechte ihrer Partnerinnen, Töchter und Schwestern zu unterstützen und zu respektieren.

Eine Frau steht vor einer Hütte und spricht mit
Rita geht von Hütte zu Hütte, um ihre Nachricht zu verbreiten Plan International / Geoffrey Buta

Rita ist froh, dass sich ihre Bemühungen diesbezüglich auszahlen. Die Männer in ihrer Gemeinde schätzen inzwischen sogar die Arbeit, die sie leistet. „Es war eine große Herausforderung für mich“, berichtet die engagierte junge Frau. „Meine Mutter hat mich gewarnt, vorsichtig zu sein – denn in dieser Gemeinde war es so, dass Frauen sich nicht getraut haben, näher zu kommen, wenn Männer sich zu einer Versammlung trafen. Ich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er mich immer zu diesen Treffen mitgenommen hat und ich dadurch die Gelegenheit hatte, dort vorzusprechen.“

Indem sie mit Männern und Jungen über die Periode, den weiblichen Zyklus und all die Auswirkungen, die dieser mit sich bringt, spricht, holt Rita das Thema aus der Tabu-Zone und schafft bei allen mehr Verständnis. „Ich freue mich, dass Ritas Beitrag in der Gemeinde anerkannt wird und einen positiven Einfluss auf uns alle hat“, sagt ihr Vater stolz.

Projekte, die Kindern nachhaltig helfen

Für Plan International als Kinderrechtsorganisation mit einem Arbeitsschwerpunkt auf den Rechten von Mädchen und jungen Frauen ist Menstruationsgesundheit und -hygiene bei der Planung der Programme ein wichtiges Thema. Mit einer Spende unterstützen Sie uns, vielfältige Hilfsprojekte in unseren Programmländern in Afrika, Asien und Lateinamerika zu finanzieren und so beispielsweise einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheit und Menstruationshygiene, Bildung oder sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.

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Menstruation im Fokus

Auch in Deutschland fehlt vielen Menstruierenden das Wissen, um gut vorbereitet und ohne Scham mit der ersten Periode umzugehen: In einer repräsentativen Befragung von Plan International wusste nur jede Fünfte genau, was beim „ersten Mal“ mit ihr geschah. In Bezug auf den Umgang von Männern mit der Periode zeigt sich, dass drei Viertel ihre Partnerin während ihrer Tage unterstützen. Jeder fünfte Mann findet es allerdings inakzeptabel, wenn eine Aktivität – wie etwa Hausarbeit oder das Zusammensein mit der Familie – wegen der Periode und ihren Begleiterscheinungen eingeschränkt oder abgesagt wird. 60 Prozent der Männer sind aber daran interessiert, mehr über die Periode zu erfahren und wünsche sich eine bessere Aufklärung zu diesem Thema in der Schule.

Alle Ergebnisse und die Forderungen, die wir von Plan International daraus in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation WASH United abgeleitet haben, gibt es hier:

Alle Ergebnisse

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