Nurudeen Abdul ist ein stolzer Herr. Als Mann ist er in seiner Heimat Ghana bessergestellt als etwa seine Frau – oder gar seine Tochter Rita. Doch tatsächlich ist sie es mit ihrem Engagement, die Nurudeen zu dem stolzen Herren macht, der er ist. „In unserer Gemeinde müssen Männer wie Götter verehrt werden“, sagt Rita. „Sie tun nichts, um Frauen oder uns Mädchen in irgendeiner Weise zu helfen.“ In diesen Alltag gehörte es, eine Schwangere zu sehen, die schweres Brennholz oder andere Lasten trägt, „während ihr Mann mit Freunden zusammensitzt, plaudert und Pito (ein lokal gebrautes alkoholisches Getränk, Anm. d. Red.) trinkt oder Mühle spielt und sich nicht darum kümmert, ihr zu helfen.“
Gegen diese Ungleichheit setzt sich Rita ein – und ihr Vater Nurudeen unterstützt sie darin. „Ich bin stolz auf ihre Arbeit“, sagt der Mann, der zu den Privilegierten seiner Gemeinde zählt. „Sie hat auch in unserem Zuhause einiges bewegt: Meine Söhne beteiligen sich sehr aktiv an der Hausarbeit, was in der Vergangenheit nicht so war.“ Rita und ihre Schwestern würden somit entlastet, da es nun viel mehr Hände gibt, die Aufgaben übernehmen. „Ich sehe, wie sich meine Töchter gehört fühlen und glücklich sind“, sagt Nurudeen.
Rita setzt sich insbesondere dafür ein, dass Mädchen in ihrer Gemeinde gesund aufwachsen und bleiben. Zuvor hatte sie an einem von Plan International durchgeführten Projekt zur Stärkung der Gesundheit von Frauen und Kindern teilgenommen und dort mehr über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte erfahren. „Ich habe viel über Menstruationshygiene gelernt und wie ich mit meinen Emotionen während des Zyklus umgehen kann“, erzählt die 21-Jährige. „Es gibt viele Mythen rund um die Menstruation in meiner Gemeinde, umso mehr war ich daran interessiert, alles über die Regelblutung, ihre Begleiterscheinungen und die richtige Hygiene zu lernen.“
„Rita ist eine Kraft, mit der man rechnen muss. Wenn sie dich zu Hause besucht, sorgt sie dafür, dass du dir ihre Botschaft anhörst.“
Ihr Wissen gibt sie nun an die Menschen in ihrer Gemeinde weiter. Ihr ist es besonders wichtig, einen geschützten Rahmen für Jugendliche zu schaffen, in dem sie Zugang zu diesen wichtigen Informationen erhalten – und in dem auch Jungen und Männer lernen, was die Menstruation bedeutet und wie sie ihre Frauen, Schwestern und Töchter unterstützen können. Dafür geht sie von Haus zu Haus, von Geschäft zu Geschäft und spricht mit allen Männern und Jungen, die ihr zuhören. Mit Erfolg: Die Einstellung der Männer habe sich bereits stark verändert, berichtet ein Mitglied der Gemeindeversammlung. „Rita ist eine Kraft, mit der man rechnen muss“, berichtet er. „Wenn sie dich zu Hause besucht, sorgt sie dafür, dass du dir ihre Botschaft anhörst. Ihr Engagement trägt Früchte!“
Plans Projekt hat zum Ziel, die Gesundheit von Frauen, jugendlichen Mädchen und Kindern zu verbessern – mit dem Ansatz, die ungleichen Geschlechternormen anzusprechen, die oft der Grund für die schlechtere gesundheitliche Versorgung von Frauen und Mädchen sind. Diese werden dabei gestärkt, während Männer ermutigt werden, die sexuellen und reproduktiven Rechte ihrer Partnerinnen, Töchter und Schwestern zu unterstützen und zu respektieren.
Rita ist froh, dass sich ihre Bemühungen diesbezüglich auszahlen. Die Männer in ihrer Gemeinde schätzen inzwischen sogar die Arbeit, die sie leistet. „Es war eine große Herausforderung für mich“, berichtet die engagierte junge Frau. „Meine Mutter hat mich gewarnt, vorsichtig zu sein – denn in dieser Gemeinde war es so, dass Frauen sich nicht getraut haben, näher zu kommen, wenn Männer sich zu einer Versammlung trafen. Ich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er mich immer zu diesen Treffen mitgenommen hat und ich dadurch die Gelegenheit hatte, dort vorzusprechen.“
Indem sie mit Männern und Jungen über die Periode, den weiblichen Zyklus und all die Auswirkungen, die dieser mit sich bringt, spricht, holt Rita das Thema aus der Tabu-Zone und schafft bei allen mehr Verständnis. „Ich freue mich, dass Ritas Beitrag in der Gemeinde anerkannt wird und einen positiven Einfluss auf uns alle hat“, sagt ihr Vater stolz.