Ein fiebriger Infekt – das allein machte Andreas Eltern noch nicht stutzig. Erhöhte Temperatur und Kinderkrankheiten gehören einfach zum Aufwachsen dazu. In einer Nacht im Mai 2022, dem Monat ihres Geburtstags, fühlte sich die heute 14-Jähre jedoch plötzlich extrem schwach. Sie bekam Gelenkschmerzen und musste sich erbrechen. Das Fieber schnellt auf 40 Grad hoch, der Beginn einer Odyssee für das Mädchen aus einer Gemeinde im ecuadorianischen Manabí.
Ihre Mutter Ana María und ihr Stiefvater Leopoldo brachten Andrea sofort zum Arzt, wo man ihr Medikamente über einen Tropf verabreichte. Vier Tage später verschlechterte sich ihr Zustand jedoch weiter, und ihre Eltern fuhren mit ihr zur Notfallbehandlung in ein Krankenhaus.
In ihrem kritischen Zustand musste Andrea schließlich intubiert und künstlich beatmet werden. Das Mädchen wurde zum Schrecken ihrer Eltern auf die Intensivstation überführt. Das medizinische Personal eröffnete ihnen, das die Überlebenschancen des Kindes gering seien, da es einen Hirnschaden erlitten habe. Fest entschlossen, die Hoffnung nicht aufzugeben, saßen Ana María und Leopoldo neben ihrer Tochter und bangten, dass Andrea überleben würde.
„Zwanzig Tage vergingen, und meine Tochter wachte nicht mehr auf.“
„Zwanzig Tage vergingen, und meine Tochter wachte nicht mehr auf“, erinnert sich Ana María. „Sie hatte einen Luftröhrenschnitt erhalten, und der Arzt sagte mir, dass es wohl das Beste sei, sie von den lebenserhaltenden Geräten abzutrennen, dass Leopoldo und ich noch jung seien und es verdienten, mit unserem Leben weiterzumachen. Das habe ich strikt abgelehnt.“
Andrea, die seit ihrem zweiten Lebensjahr am Patenschaftsprogramm von Plan International teilnimmt, hatte bis dahin ein erfülltes und aktives Leben geführt. Sie lernte fleißig in der Schule, war akademisch begabt und wollte im Erwachsenenalter Forensikerin werden. Als interessiertes und aktives Mitglied eines Jugendförderkreises von Plan International in Manabí informierte sie sich über ihre Rechte und war für ihre kommunikativen Qualitäten bekannt.
Als Leopoldo Andrea eines Tages im Krankenhaus besuchte und wie üblich dem im Tiefschlaf ruhenden Kind gut zuredete bemerkte er plötzlich, dass sich ihre Augen bewegten und dann ihre Finger. Nachdem das Mädchen über einen Monat lang bewusstlos gewesen war, öffnete es wie durch ein Wunder ihre Augen. „Als ich aufwachte, konnte ich weder sprechen noch meine rechte Körperhälfte bewegen“, erinnert sich Andrea.
„Als ich aufwachte, konnte ich weder sprechen noch meine rechte Körperhälfte bewegen.“
Andrea verbrachte einen weiteren Monat auf der Intensivstation, gefolgt von zwei Monaten auf der Kinderstation. Erst dann wurde eine endgültige Diagnose gestellt: Ihre Symptome waren durch das Dengue-Virus verursacht worden, eine Infektionskrankheit, die durch Mücken übertragen wird und in den Küstenregionen Ecuadors verbreitet ist.
Als Patenkind unterstützte Plan International Andrea bei ihrer Genesung. „Für meine Tochter erhielten wir finanzielle Unterstützung, die es uns ermöglichte, Medikamente zu kaufen, Therapien und andere notwendige Dinge zu bezahlen“, sagt Leopoldo, der sehr stolz auf die Fortschritte ist, die seine Tochter trotz aller Widrigkeiten bisher gemacht hat.
Zurück zu Hause geht die Genesung von Andrea allmählich voran. Ihre Eltern haben in ihrem Hinterhof ein Paar hölzerne Stangen aufgebaut. An dem Reck übt die 14-Jährige nun täglich, hangelt sich Schritt um Schritt voran, um das Gehen wieder zu erlernen. „Meine Mutter zieht mich an und macht mir die Haare, sie begleitet mich auch zur Schule und hilft mir beim Lernen. Und ich bin mir sicher, dass ich bald wieder unabhängiger sein werde“, sagt Andrea zuversichtlich.
„Ich will Leben retten, so wie meines gerettet wurde.“
Sie ist nicht nur wieder in die Schule, sondern auch in den Jugendförderkreis in ihrer Gemeinde zurückgekehrt, wo sie die nötige Unterstützung erhält, um an allen angebotenen Aktivitäten teilzunehmen. Trotz der Widrigkeiten und Behinderungen, mit denen Andrea konfrontiert war und ist, zeugt ihr Optimismus von ihrer Stärke: „Ich kann immer noch nicht schreiben, aber ich weiß, dass ich es schaffen werde, denn ich will eine großartige Ärztin werden, nicht mehr in der Forensik, sondern ich will Leben retten, so wie meines gerettet wurde.“
Die Geschichte wurde mit Material aus dem ecuadorianischen Plan-Büro erstellt.