Eine Toilette ist keine Selbstverständlichkeit

Foto: Plan International

Der Zugang zu sanitären Einrichtungen ist ein Menschenrecht. Dennoch müssen fast 500 Millionen Menschen weltweit ihre Notdurft im Freien verrichten. Eine Herausforderung, vor der auch Meun (45) aus Laos lange Zeit stand.

Das Truong-Son-Gebirge mit Höhen über 2.000 Meter zieht sich vom Norden von Laos fast durch das gesamte Land in Richtung Süden. In den abgelegenen Berggemeinden der Khmu, der größten ethnischen Minorität in Laos, ist das Leben ohnehin nicht leicht. Besonders aber stehen Menschen mit Behinderung vor Herausforderungen. Die 45-jährige Meun ist in ihrer Mobilität eingeschränkt, sie kann nur kurze Strecken zu Fuß zurücklegen. Dies erschwert ihr unter anderem den Zugang zu einer sauberen Toilette. Die Familie hat keine, die nächstgelegene Latrine ist weit vom Haus entfernt und nur schwer zu erreichen – besonders nachts, aber auch während der Regenzeit. Ihre Notdurft verrichten sie, ihr Mann Kong (65), der ebenfalls eine körperliche Behinderung hat, und ihre Kinder im Gebüsch. Wenn Meun ihre Periode hat, muss sie ein ganzes Stück bergab laufen, um einen Bach zu erreichen, an dem sie sich und ihre verschmutzte Kleidung waschen kann. „Jeder Schritt ist eine Herausforderung für mich, weil ich mich langsam und vorsichtig den Berg hinunterbewegen muss“, erklärt die 45-Jährige.

Eine Gruppe Kinder wäscht sich die Hände an einem Wasserhahn draußen
Grundschulkinder in Laos waschen sich die Hände Plan International
Zwei Toilettenhäuschen, eines für Mädchen und eines für Jungen
An Schulen in neun laotischen Gemeinden hat Plan International über ein Projekt im Jahr 2020 Toiletten gebaut, damit sich alle Schüler:innen sicher versorgen können Plan International

UN-Nachhaltigkeitsziel 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

2015 haben sich die Vereinten Nationen auf 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) geeinigt. Bis 2030 will die Weltgemeinschaft diese Ziele erreichen. SDG 6 beabsichtigt unter anderem, dass alle Menschen Zugang zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung sowie Hygiene erhalten. Fehlende sanitäre Einrichtungen haben Auswirkungen auf die betroffenen Menschen:

  1. Gesundheitsrisiken: Oft führen fehlende Sanitäranlagen dazu, dass Menschen sich anderweitig behelfen müssen – zum Beispiel, dass die ihre Notdurft im Freien verrichten. Dies kann zu Wasserverunreinigungen führen, die wiederum die Ausbreitung von wasserbasierten Krankheiten wie Cholera, Ruhr und weitere Durchfallerkrankungen begünstigen. Insbesondere Kinder sind gefährdet, schwer zu erkranken, da ihr Immunsystem oft noch nicht vollständig entwickelt ist.
  2. Soziale Auswirkungen: Der Mangel an sanitären Einrichtungen kann soziale Ungleichheiten verstärken, insbesondere für Mädchen und Frauen. Keine Privatsphäre zu haben und sich nicht sicher versorgen zu können kann dazu führen, dass Mädchen den Schulbesuch während ihrer Menstruation abbrechen. Dies hat langfristige Auswirkungen auf ihre Bildung und wirtschaftliche Möglichkeiten.
  3. Wirtschaftliche Belastung: Auch ökonomische Konsequenzen können mit fehlenden Sanitäranlagen einhergehen. So führen Krankheiten, die durch mangelhafte Hygiene und verunreinigtes Wasser verursacht werden, zu Arbeitsausfällen und beeinträchtigen die Produktivität von Gemeinschaften. Zudem entstehen erhebliche Kosten für die Gesundheitsversorgung.

Die Arbeit von Plan International ist eng mit den Zielen der Agenda 2030 verknüpft. Als Kinderrechtsorganisation orientieren wir uns in unserer strategischen Ausrichtung an den Entwicklungszielen und unterstützen dabei Kinder, Jugendliche und Erwachsene, sich auf allen Ebenen für das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele einzusetzen. SDG 6 ist eines der Nachhaltigkeitsziele, die wir ins Zentrum unseres Wirkens gerückt haben.

Bedürfnis nach Sanitär und Hygiene

Anfang 2021 startete Plan International ein Projekt in Meuns Dorf, mit dem Ziel, die Gesundheitslage der Bewohner:innen zu verbessern. In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und den Menschen vor Ort wurden die Bedürfnisse der Dorfgemeinschaft ermittelt und gemeinsam Lösungen entwickelt. Ein Problem, das die Menschen ansprachen, waren die offenen Latrinen, die durch die Verunreinigung des Wassers und den vermehrten Insekten zu Gesundheitsproblemen führten.

Um dieses Problem zu lösen, erhielten die Haushalte technische Unterstützung für den Bau eigener Toiletten und Waschgelegenheiten. Es wurden Ausschüsse im Dorf eingerichtet, um jeden Haushalt zu motivieren, das Ziel einer Gemeinschaft ohne offene Latrinen zu erreichen. In Schulungen wurde das Bewusstsein der Dorfbewohner:innen für gute persönliche Hygiene gefördert, etwa das Händewaschen mit Seife, aber auch das Abkochen von Wasser vor dem Trinken und der Umgang mit der Hygiene bei der Tierhaltung wurden thematisiert.

Meun steht über ihrer neuen Toilette und hält sich an zwei Holsstäben links und rechts davon fest
Meun und ihr Mann haben jetzt eine eigene Toilette Plan International

„Ich habe an allen Projekttreffen teilnehmen und meine Ansichten einbringen können.“

Meun (45)

Ein besseres Leben dank Toilette

Ein wichtiges Augenmerk lag bei dem Projekt auf der Gleichstellung der Geschlechter und dass die Bedürfnisse aller Mitglieder der Gemeinschaft berücksichtigt wurden. „Ich habe an allen Projekttreffen teilnehmen und meine Ansichten einbringen können“, sagt Meun mit einem Lächeln. Für sie und ihre Familie hat sich seitdem viel verändert: Sie haben nun eine eigene Toilette, die sie barrierefrei nutzen können, sowie eine Wasserquelle. „Wir beide haben Schwierigkeiten beim Gehen“, erklärt Kong. „Die Latrine verbessert unsere Gesundheit und bietet meiner Frau Privatsphäre, um ihre Periode zu handhaben und sich zu waschen.“ Meun stimmt ihm zu: „Ich muss mir keine Sorgen mehr machen, wenn ich meine Menstruation habe.“

65 Haushalte in ihrem Dorf haben im Rahmen des Projekts Zugang zu ihrer eigenen Sanitäranlage erhalten – die Gemeinde wurde für frei von offener Kanalisation erklärt und erhielt vom Gouverneur des Bezirks eine Urkunde.

Der Artikel wurde mit Material aus dem laotischen Plan-Büro erstellt.

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