Missernten infolge des Klimawandels sowie Inflation sorgen weltweit für Versorgungsengpässe bei Millionen Menschen. Bewaffnete Konflikte tragen ebenfalls dazu bei. Sie treiben Familien in die Flucht – auch und gerade aus der Demokratischen Republik Kongo. Doch unterwegs sind oft Nahrungsmittel sowie sauberes Trinkwasser knapp. Allein aus der DR Kongo sind Zehntausende in das benachbarte Ruanda geflüchtet.
Nicht nur die Menschen auf der Flucht, auch ruandische Familien in den aufnehmenden Gemeinden erleben vermehrt Versorgungsunsicherheit, welche Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlergehen insbesondere von Kindern hat.
An einer Sekundarschule in der Nähe einer Siedlung für geflüchtete Menschen leitet die 16-jährige Alice einen Ernährungsclub. Zusammen mit 30 weiteren jungen Clubmitgliedern unterstützt sie den Aufbau von Gemüse- und privaten Küchengärten. „Ein Ziel unseres Clubs ist es, als Vorbild für andere zu fungieren“, erklärt Alice ihre Aktivitäten, die vor allem den Ernährungszustand von Kindern unter fünf Jahren sowie Frauen und Jugendlichen verbessern sollen. „Wir bekämpfen die Mangelernährung durch praktische Schulungen.“ Davon profitieren nicht nur die geflüchteten Menschen in den Lagern in Kigeme, Kiziba, Mahama, Mugombwa und Nyabiheke, sondern auch die ruandischen Gemeinden in deren Umgebung, in welcher Alice sowie weitere Clubmitglieder leben.
„Wir bekämpfen die Mangelernährung durch praktische Schulungen.“
Der Ernährungsclub von Alice ist seit fast zwei Jahren tätig und seine Mitglieder haben an Trainings teilgenommen, um alle Aspekte der modernen Landwirtschaft kennenzulernen. Die Jugendlichen nutzen ihre neu gewonnenen Fähigkeiten, um nunmehr eigene Gemüsegärten und Pilzfarmen anzulegen. Dabei geben sie ihr Wissen an die Gemeinschaft weiter, um für einen positiven Wandel bei der Ernährungssicherheit zu sorgen.
Alice, die die örtliche Oberstufe besucht, begann ihren Einsatz für eine bessere Ernährung zunächst in ihrem Umfeld. Bei ihrer Familie und ihren Nachbar:innen, von denen viele bislang nicht gewusst hatten, wie wichtig bestimmte Gemüsesorten für eine gute Ernährung sind. „Ich änderte die Einstellungen und brachte ihnen bei, wie sie ihren eigenen Gemüsegarten anlegen können“, sagt die 16-Jährige.
Die Mitglieder ihres Clubs treffen sich immer mittwochs von 15 Uhr bis 17 Uhr und besuchen Familien im Umfeld. Ihnen wird mit praktischen Anleitungen gezeigt, wie und wo ein Gemüsegarten am besten angelegt und gepflegt wird. Dazu gibt es Tipps für eine gesunde und ausgewogene Ernährung, insbesondere für die Kinder im Wachstumsalter.
Im Rahmen dieses Projekts, das von Plan International durchgeführt und vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) finanziell unterstützt wird, gründen sich auch Pilz- und Viehzuchtverbände, die ihren Mitgliedern ein geregeltes Einkommen verschaffen.
„Heute wissen wir, wie wir eine ausgewogene Ernährung mit Gemüse und Obst sicherstellen können, um unsere Kinder vor Unterernährung zu schützen“, sagt Aimerance. Die 32-jährige Mutter und ihre Familie profitieren von dem positiven Wandel in der Gemeinde.
„Heute wissen wir, wie eine ausgewogene Ernährung unsere Kinder vor Unterernährung schützt.“
„Unser Club geht aktiv gegen die Unterernährung von Kindern vor.“
Durch seine Initiativen innerhalb und außerhalb der Geflüchteten-Camps hat der Club bisher dazu beigetragen, mehr als 90 Nutzgärten anzulegen. Dadurch konnte eine Ernte von insgesamt 140 Kilogramm Gemüse für Schulspeisungen eingebracht werden. „Unser Club geht aktiv gegen die Unterernährung von Kindern vor, dafür wenden wir uns gezielt an Vorschulen“, sagt Fred (17), der sich zusammen mit Alice im Ernährungsclub engagiert.
Das Projekt umfasst verschiedene Aktivitäten – von der Vergabe von Saatgut, organischem Dünger und Werkzeugen, Nutztieren wie Kaninchen, Schweinen und Ziegen an landwirtschaftliche Betriebe, über den Aufbau von Gemüse- und Nutzgärten bis hin zur Gründung von Kooperativen für den Pilzanbau. In Spargruppen organisieren die Menschen außerdem ihre gegenseitige finanzielle Unterstützung.
Alice sagt, sie sei stolz darauf, ein Vorbild für die etwa 2.100 Kinder an ihrer Schule sowie die Erwachsenen in ihrer Gemeinde zu sein. „Gemeinsam setzen wir uns für die Bekämpfung der Unterernährung ein – das ist unser Prinzip, dem wir uns verschrieben haben“, sagt sie selbstbewusst.
Der Beitrag wurde mit Material aus dem ruandischen Plan-Büro erstellt.