Wir von Plan International haben uns dem Ziel verpflichtet, langfristige und nachhaltige Verbesserungen im Leben vulnerabler und ausgeschlossener Kinder sowie gleichzeitig mehr Gleichberechtigung für junge Frauen und Mädchen zu schaffen. Um diese Ziele zu erreichen, streben wir in all unseren Projekten und Wirkungsbereichen Verhaltensänderungen auf individueller und Gemeindeebene an.
Verhaltensänderungen können von unterschiedlichen sozialen, strukturellen, rechtlichen und politischen Kräften angetrieben werden. Bei Plan International fokussieren wir unsere programmatische Arbeit – beispielsweise im Kontext der weiblichen Genitalverstümmelung, Female Genital Mutilation/Cutting, FGM/C – auf sozialen Normenwandel, insbesondere die Abschaffung schädlicher geschlechtsspezifischer sozialer Normen, als treibende Kraft für positive Verhaltensänderungen.
Bei Plan International fokussieren wir unsere Arbeit auf die Abschaffung schädlicher geschlechtsspezifischer sozialer Normen.
Damit wir sicher sein können, dass unsere Projektarbeit nachhaltig zu diesem Ziel beiträgt, messen wir kontinuierlich mithilfe umfassender Monitoring- und Evaluierungssysteme die Wirkung unserer Projektaktivitäten hinsichtlich des angestrebten Wandels sozialer Normen in unseren Projektgemeinden.
Wir verstehen Normen als komplexe ungeschriebene, in formelle und informelle gesellschaftliche Institutionen eingebettete Verhaltensregeln. Sie sind von Überzeugungen über typische und angemessene Verhaltensregeln geleitet und werden durch Belohnungen und Sanktionen gestärkt. Für Frauen und Männer gelten zum Beispiel unterschiedliche
Geschlechternormen, die sich auf schädliche Geschlechterstereotype stützen und durch eine ungleiche Verteilung von Ressourcen verfestigt werden.
Um uns der komplexen Herausforderung zu stellen, sozialen Normenwandel zu messen, erheben wir innerhalb eines Projektes zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Projektzyklus und nach dem Projektende Daten zu den ersten Schritten auf dem Weg zum Normenwandel. Dazu zählen Veränderungen im Diskurs rund um ein bestimmtes oft tabuisiertes Thema. Im Bereich der weiblichen Genitalverstümmelung – FGM/C – betrachten wir beispielsweise, wie häufig und in welcher Qualität Mädchen und junge Frauen untereinander, in ihren Familien und innerhalb ihrer Gemeinden über das Tabuthema sprechen.
Zusätzlich zum Diskurs rund um bestimmte Themen untersuchen wir mittel- und langfristig Normenwandel in den folgenden Dimensionen:
● Empirische Erwartungen: was ich glaube, was andere tun, zum Beispiel: „In meiner Gemeinde praktizieren die meisten Menschen FGM/C.“
● Normative Erwartungen: was ich denke, was andere von mir erwarten, zum Beispiel: „In meiner Gemeinde missbilligen die meisten Menschen, wenn Mädchen nicht beschnitten werden.“
● Sanktionen bei Nichteinhaltung: negative Konsequenzen im Falle der Verletzung einer Norm, zum Beispiel: „In meiner Gemeinde würde über ein Mädchen, das nicht beschnitten ist, und seine Familie schlecht geredet werden.“
Ergänzend und komplementär zur quantitativen Datenerhebung ist die qualitative Datenerhebung fester Bestandteil und Qualitätsstandard bei Plan International. Zum Beispiel können Diskussionen mit Fokusgruppen sowie individuelle Interviews Methoden sein, um sozialen Normenwandel noch näher zu erforschen. Mithilfe von in Fokusgruppen integrierten beispielhaften, fiktiven Szenen (Vignettes) können beispielsweise relevante Normen noch gründlicher und intensiver diskutiert und untersucht sowie weitere weniger bekannte Barrieren und Treiber identifiziert werden.