Neun von zehn Befragten machen sich Sorgen über die Auswirkungen von Klimakrise und Umweltzerstörung. Für mehr als ein Drittel von ihnen ist Bildung ein wichtiger Baustein im Umgang mit dem Klimawandel. Trotzdem sieht nur jede vierte befragte Person in ihrer Beschäftigung eine Möglichkeit, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen, und betrachtet diesen als den wichtigsten Faktor, der ihre Berufswahl beeinflusst.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer globalen Online-Umfrage von Plan International. Sie ging der Frage nach, inwiefern sich junge Menschen bereit fühlen, in den im Wandel begriffenen Arbeits- sowie Wirtschaftsbereichen mitzuwirken und welche Chancen und Herausforderungen sie dabei sehen.
Da der Übergang hin zu einer grünen und gerechteren Wirtschaft auch die Chance bietet, die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben, legte die Befragung zudem einen Schwerpunkt darauf, wie sich die Wahrnehmungen und Erfahrungen je nach Geschlecht unterscheiden.
Die große Mehrheit der jungen Menschen ist dem Klimawandel direkt ausgesetzt, meist durch Veränderung der Temperaturen, der Niederschlagsmuster oder der Jahreszeiten. Die Folgen werden immer schwerwiegender und die heute junge Generation wird am längsten damit leben müssen. Sie können und müssen den globalen wirtschaftlichen Wandel hin zu einer „grünen“ Wirtschaft mitgestalten. Inmitten einer Zeit des wirtschaftlichen Umbaus treten sie in den Arbeitsmarkt ein. Ihre Ansichten und ihr Verständnis einer grünen Wirtschaft, also einer ressourcenschonenden und sozial integrativen Wirtschaft, müssen berücksichtigt und verstanden werden.
„Ich bin der Meinung, dass junge Menschen über das Thema informiert sein sollten. Die grüne Wirtschaft sollte nicht als eine weitere Möglichkeit, sondern als ein Ziel behandelt werden, das so schnell wie möglich erreicht werden muss.“
Die Befragten nannten eine Reihe an Fähigkeiten, über die junge Menschen ihrer Meinung nach verfügen sollten, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen bewältigen zu können. Darunter Kenntnisse im Bereich Umwelt und Ökosystemmanagement (63 Prozent), Führungsqualitäten und strategisches Denken (52 Prozent), Forschung und Datenanalyse (45 Prozent) sowie Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Belastbarkeit (45 Prozent).
Nur eine von drei befragten Personen hat das Gefühl, dass ihre Ausbildung sie umfänglich darauf vorbereitet hat, den Auswirkungen des Klimawandels beruflich zu begegnen. Junge Frauen fühlten sich in Bezug auf die wichtigsten „Green Skills“ weniger kompetent als junge Männer.
Mehr als 80 Prozent der Befragten setzen sich in ihrem Alltag für die Bekämpfung des Klimawandels ein – vorrangig durch Sensibilisierung und Aufklärung (zum Beispiel Posts auf Social Media, Gespräche mit Gleichaltrigen und/oder der Familie) sowie Aktivismus (zum Beispiel als Teilnehmende von Protestbewegungen). Dennoch gaben nur weniger als 10 Prozent an, sich für einen Job beworben zu haben, der sich mit dem Klimawandel beschäftigt, oder dass sie in einer Arbeit mit Klimabezug tätig sind. Der beruflichen Möglichkeiten in der „grünen Wirtschaft“ waren sich die Befragten insgesamt mäßig bewusst – junge Frauen weniger als junge Männer. Als größtes Hindernis für den Zugang zu nachhaltigen Berufen wurden fehlendes Startkapital (eher junge Männer) und mangelnde Qualifikationen (eher junge Frauen) genannt.
„Die Notwendigkeit für alle Länder, den Übergang von einer von fossilen Brennstoffen dominierten Wirtschaft zu einer grünen Wirtschaft zu vollziehen, ist klar und dringend“, mahnt Jessica Cooke, Beraterin für die Auswirkungen des Klimawandels bei Plan International. „Diese Studie zeigt jedoch, dass es nur wenige grüne Arbeitsplätze gibt und dass junge Menschen, die kurz vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt stehen, sich nicht darauf vorbereitet fühlen, sich auf diese zu bewerben.“
Mädchen und Frauen sind im derzeitigen Wirtschaftssystem weitgehend ausgeschlossen und benachteiligt: Die weltweite Erwerbsquote von Frauen liegt bei knapp über 50 Prozent, die von Männern bei 80 Prozent. Frauen sind eher in schlecht bezahlten, informellen Arbeitsverhältnissen tätig und haben weniger Möglichkeiten, beruflich voranzukommen.
Hindernisse für die Teilnahme an der formellen Wirtschaft betreffen junge Frauen in der Regel stärker als ihre männlichen Kollegen. Grund dafür sind soziale Normen, die zu sozialer, rechtlicher und wirtschaftlicher Ausgrenzung von Mädchen und Frauen führen, einschließlich zeitlicher Einschränkungen: UN Women schätzt, dass die Zeit, die Frauen für unbezahlte Haushalts- und Betreuungsarbeit aufwenden, einschließlich Wasserholen, Feuerholz sammeln, Kochen, Putzen und Pflege von Familienmitgliedern, mehr als doppelt so lang ist wie die Zeit, die Männer für dieselben Aufgaben zu Hause aufwenden. Die durch die Klimakrise verursachten stärkeren ökologischen und sozialen Stressfaktoren erhöhen die häusliche Belastung von Mädchen und Frauen und erschweren ihre Beteiligung an einkommensschaffenden Maßnahmen und den Schulbesuch. Ohne die Anwendung bewusst geschlechtsspezifischer Ansätze bei der Umsetzung von Maßnahmen und der Durchführung von Programmen zur Erleichterung eines Übergangs zur nachhaltigen Wirtschaft besteht die Gefahr, dass Mädchen und Frauen weiterhin marginalisiert werden.
„Wenn wir es richtig anstellen, haben wir die einmalige Chance, nicht nur die Umwelt zu schützen, sondern auch die Gleichstellung der Geschlechter und die Generationengerechtigkeit voranzutreiben und gleichzeitig Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen“, betont Jessica Cooke.
Wir von Plan International fordern die Regierungen weltweit auf, mehr Wege zu grünen Arbeitsplätzen zu schaffen. Dies könnte die Verankerung von nachhaltiger Entwicklung in den Bildungssystemen und die Bereitstellung von Berufsberatung für junge Menschen in Bezug auf grüne Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten beinhalten. Außerdem fordern wir einen interdisziplinären Ansatz für die Klimabildung, der die Entwicklung von „Green Skills“ unterstützt, sowie integrative Möglichkeiten für junge Menschen, um Zugang zu grünen Arbeitsplätzen zu erhalten und Kompetenzen zu entwickeln – wie Praktika, Darlehen und Starthilfen. Es müssen politische Maßnahmen, Strategien und Finanzierungen zur Förderung eines gerechten Übergangs in die grüne Wirtschaft etabliert werden.
Alle Ergebnisse und Handlungsempfehlungen gibt es hier (English version). Sie basieren auf einer Online-Befragung von 2.229 Menschen zwischen 15 und 30 Jahren ind 53 Ländern. 61 Prozent der Befragten waren Mädchen und junge Frauen. Die am stärksten vertretenen Regionen waren Afrika südlich der Sahara (32 Prozent) und Ostasien und Pazifikregion (27 Prozent). Die Mehrheit der Befragten lebt in Ländern mit niedrigem (20 Prozent) oder unterem mittlerem Einkommen (47 Prozent).