Etwa 1,5 Millionen Stück Vieh sind seit 2020 bereits verendet und die Ernten ausgefallen – eine Folge der schwersten Dürre seit 40 Jahren. Vier Regenzeiten sind in dem ostafrikanischen Land ausgefallen und Brunnen versiegt. Besonders betroffen sind Gebiete im Osten rund um die sogenannte Borena-Zone in der Region Oromia. Für viele Gemeinschaften in Äthiopien ist die Viehzucht als eine Einkommens- und Nahrungsquelle verloren – dabei ist sie traditionell ein Symbol des sozialen Status.
„Als Viehzüchter sind die Rinder für unsere Lebensweise lebenswichtig. Unser gesamtes Vieh wurde durch die Dürre getötet. Wir haben nichts mehr und sind jetzt auf die Hilfe anderer angewiesen“, erklärt Viehzüchterin Huse. „Das Land um unser Haus ist verdorrt und mit den Kadavern toter Rinder übersät.“ Diese Region wurde in den letzten Jahren außerdem von Wüstenheuschrecken heimgesucht, die das Wenige, das die Bauern hätten ernten können, auch noch vernichtet haben.
„Als wir noch Vieh hatten, hatte ich Geld. Während der Dürre habe ich alles für Heu und die Rinder ausgegeben. Meine Konten sind jetzt leer, und alle meine Rinder sind verendet“, erklärt die 62-jährige Tierzüchterin.
„Meine Konten sind leer und meine Rinder sind verendet.“
In der Gemeinde von Huse leiden alle, und niemand hat mehr etwas abzugeben. „Ich habe vor ein paar Jahren ein Haus gebaut, das ich vermiete. Aber die Mieter haben auch viel Vieh verloren und können mich nicht mehr bezahlen. Die Familie kann nirgendwo hingehen, sodass ich sie nicht aus dem Haus vertreibe. Sie haben alles verloren – so wie wir.“
Die 28-jährige Tume ergänzt: „Ich habe zwei Töchter und drei Söhne. In diesen Tagen ist es schwierig, Nahrung für meine Kinder zu bekommen. Vor der Dürre hatte ich Vieh, das während der Regenzeit Junge bekam, und ich konnte die Milch verkaufen, um etwas zu verdienen. Ich war auf das Vieh angewiesen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Jetzt ist das gesamte Vieh unserer Familie wegen der Dürre tot.“
In dieser Extremsituation ist auch sauberes Wasser zu einem Luxus geworden, den sich viele Menschen nicht mehr leisten können. Da kaum ein Brunnen noch Wasser führt, sind die Menschen auf die Lieferungen per Lastwagen von Hilfsorganisationen und der Regionalregierung angewiesen. „Hier gibt es kein Wasser. Ein Wassertank, der von einer Hilfsorganisation aufgestellt wurde, ist weit von unserem Haus entfernt, aber wir können dort immerhin etwas Wasser beziehen. Es gibt auch die Möglichkeit, Wasser in Kanistern zu kaufen, das ist jedoch teuer. Wir zahlen 30 Birr (0,58 Euro) pro Kanister – das ist viel für uns“, sagt Huse.
„Ich bin sehr dankbar für die Hilfe von Plan International, mit der ich meine Kinder ernähren kann.“
Auch Darmi (37) kämpft mit den Auswirkungen der Dürre und berichtet: „Wir wurden von der Dürre wirklich hart getroffen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas erleben würde. Einen so großen Verlust zu erleiden, ist schrecklich. Als die Dürre kam, fielen meine Kühe tot um, weil es keine Weide mehr gab. Ich bin sehr dankbar für die finanzielle Hilfe von Plan International, mit der ich meine sechs Kinder ernähren kann.“
Aus dem Nothilfe-Fonds finanziert Plan International Bargeldtransfers an mehr als 2.500 Haushalte in der Borena-Zone. Sie erhalten einmalige Zahlungen von 82 Euro, die sie nach Belieben verwenden können, wobei die meisten das Geld für den Kauf von Lebensmitteln und somit zur Ernährung ihrer Familien ausgeben.
In den von der Dürre betroffenen Gebieten gehen die Kinder nicht mehr regelmäßig zur Schule, viele brechen die Schule als Folge der Dürre sogar ganz ab. Der chronische Mangel an Nahrungsmitteln und Wasser vertreibt die Kinder aus den Klassenzimmern und gefährdet ihren Schutz und ihre Entwicklung.
„Vier meiner Kinder gehen zur Schule, aber ich kann nicht sagen, dass sie alles verstehen, weil sie weder frühstücken noch zu Mittag essen, wie es sich gehört. Sie besuchen den Unterricht nur, um des Unterrichts willen, und gehen nicht jeden Tag hin“, sagt Huse. Sie blickt derweil sorgenvoll in die Zukunft: „Wir sind ohne Hoffnung und warten ab, was passiert. Jeder von uns hält ein paar Rinder am Leben, denn ganz ohne unser Vieh gibt es gar kein Leben mehr. Wir können nur dank der Nothilfe überleben.“