Leuchtend gelb und orange stechen die getrockneten Maiskolben vor den erdigen Tönen der Häuser hervor. Stolz hält Bintou sie in die Kamera. Sie ist Landwirtin hier in Dioïla, im Süden Malis, und baut mit ihrem Mann Mais für ihr Dorf an. „Mais ist die Hauptnahrungsquelle für unser Dorf, aber wir haben Schwierigkeiten, ihn anzubauen“, erklärt Bintou.
Im Kontrast zu ihren farbenfroh gemusterten Stoffen und Gewändern steht die zunehmende Unsicherheit, denen die Malier:innen gegenüber stehen. Denn Armut und Hunger steigen hier im Herzen der Sahelzone rasant an, auch angesichts des Klimawandels. 2024 sind nach UN-Angaben schätzungsweise 8,8 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung, mehr als die Hälfte davon sind Kinder. Die schwierige Lebensmittelversorgung und prekäre Lage trifft vor allem Frauen. In Haushalten mit alleinstehenden Frauen ist die Versorgung besonders gefährdet.
„Wir arbeiten hart, um unsere Kinder zu versorgen, aber leider reicht das nicht aus.“
„Hier in unserer Gemeinde haben die Frauen große Schwierigkeiten, für sich selbst zu sorgen, was sich auf ihre Kinder und die generelle Situation ihrer Familie auswirkt“, erklärt Koné. Sie leitet eine Frauenorganisation in Dioïla. In dem Ort, in dem auch Bintou lebt, soll sich konkret etwas an der Ernährungssituation verbessen. Denn: „Wir arbeiten hart, um unsere Kinder zu versorgen, aber leider reicht das nicht aus.“
Um der akuten Nahrungsmittelknappheit entgegenzuwirken, arbeitet Plan International in der Region mit sechs Frauengruppen zusammen. Gemeinsam konnten sie eine Getreidebank einrichten, die den Frauen in Zeiten besonderer Engpässe mit Getreide aushilft. Dazu steuern die Mitglieder nach jeder Ernte jeweils 250 Kilo Mais bei, die anschließend in der gemeinschaftlichen Getreidebank gelagert werden. Bei Bedarf kann eine Familie zu einem späteren Zeitpunkt Getreide aus diesem Vorrat entnehmen.
„Wenn eine Frau aus der Gemeinde Nahrungsmittel braucht, kommt sie zu mir, und wir geben ihr einen Sack mit 100 Kilo Mais, den sie dann bei der nächsten Ernte mit einem Zins von zehn Kilo zurückerstatten muss. Das hat uns bislang sehr geholfen. Die Kinder haben jetzt immer etwas zu essen“, erklärt Maimouna, die die Getreidebank in ihrer Gemeinde leitet.
Wie wichtig eine solche Getreidebank ist, das erschloss sich den teilnehmenden Frauen erst nach und nach. „Zunächst haben wir den Frauen gezeigt, wie man den Mais richtig lagert, damit er nicht verfault, was schon zu großen Verlusten führen kann. Wir haben ihnen also gezeigt, wie man das Lager säubert, den Mais aufhäuft und auch, dass man kein schmutziges Getreide annehmen darf, sondern nur sauberes“, sagt Salif Konaré, Leiter des Landwirtschaftsbüros von Dioïla.
Als Nächstes lernten die am Projekt beteiligten Frauen spezifische Fähigkeiten, die notwendig sind, um eine solche Institution zu führen, zum Beispiel Buchhaltung. „Wir erhielten Schulungen mit Landwirtschaftsfachleuten. Ziel war es, den Prozess der Bankverwaltung zu verstehen, die Abläufe beim Kauf und Verkauf von Getreide sowie die Verwaltung der Lagerbestände. Alle haben eine bestimmte Rolle, die An- und Verkäuferinnen, die Finanzleiterin und die Lagerleitung haben ihre Aufgaben“, erklärt Maimouna.
Mit einer zusätzlichen Schulung in der Pflanzenproduktion haben die Frauen nun eine nachhaltige Möglichkeit, die unsichere Ernährungslage zwischen den Ernten zu bewältigen. „Wir haben Saatgut und Dünger erhalten, und wir wurden auch in Anbautechniken weitergebildet“, sagt Bintou. „Vor den Seminaren haben wir nur zehn bis 15 Säcke pro Hektar produziert. Heute können wir bis zu 30 Säcke pro Hektar ernten, einige haben sogar 40 Säcke geschafft. Während des Winters gingen uns die Lebensmittel aus, aber dank des Getreidebanksystems haben wir in dieser Zeit genug zu essen“, erzählt die Landwirtin.
Doch es geht um mehr: Die Getreidebanken sind wichtig für die Solidarität unter den Frauen und den sozialen Zusammenhalt. Die Möglichkeit, Getreide zu leihen, stärkt sie im Kampf gegen den Hunger, schützt sie vor den steigenden Lebensmittelpreisen und ermöglicht selbst den Ärmsten, in schlechten Zeiten Lebensmittel für ihre Familien zu bekommen. „Wir hatten kein Getreide mehr, also habe ich mir einen Sack geliehen, um die Kinder zu versorgen, weil sie den Hunger nicht ertragen können“, sagt die zweifache Mutter Fatoumata. „Damit konnten wir die ganze Familie ernähren, während wir nun auf die nächste Ernte warten. Wir werden den Sack und die zusätzlichen zehn Kilo nach der nächsten Ernte ohne Probleme zurückgeben können.“
„Wir werden das Getreide nach der nächsten Ernte ohne Probleme zurückgeben können.“
Über das Projekt
Seit der Gründung der Getreidebanken im Februar 2023 haben mehr als 300 Haushalte davon profitiert. Insgesamt 726 Frauen aus sechs Gemeinden konnten sechs Getreidebanken in den Bezirken Bougouni und Dioïla eröffnen. Zu den von Plan International unterstützten Maßnahmen gehören Schulungen zur Anpassung an den Klimawandel und neue Anbautechniken sowie die Bereitstellung von dürreresistentem Saatgut und Dünger.
Die Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Mali aufgeschrieben.