Als die 24-jährige Margaret aus Kenia erfuhr, das die Vereinten Nationen ihre sechste Resolution gegen Kinderheirat verabschieden würde, war sie erleichtert. In den Wochen vor der UN-Abstimmung im Juli 2023 sprach die junge Aktivistin des „She Leads“-Programms (etwa: Sie leitet) von Plan International und Partnern mit Delegierten aus den Mitgliedsstaaten über die harte Realität der Kinderheirat in ihrem Land.
In Kenia wird fast jedes vierte Mädchen vor seinem 18. Geburtstag verheiratet. „Die Resolution muss jetzt die eigentlichen Ursachen der Kinderheirat angehen, wie den Mangel an Bildung und tief verwurzelte soziale Normen“, fordert Margaret.
„Ohne Arbeit oder Schulabschluss wird die Ehe als einzige Möglichkeit gesehen.“
Als Margaret in einem armen Viertel am Rande der Hafenstadt Mombasa aufwuchs, kamen sie und ihre ältere Schwester kaum aus dem Haus. „Mein Vater hat sich alle möglichen Methoden einfallen lassen, damit wir nicht mit Jungs in Kontakt kommen. Wir durften nicht draußen spielen, sondern mussten drinnen bleiben und unsere Hausaufgaben machen. Wenn meine Schwester und ich in den Laden gehen wollten, führte er Buch darüber, wie lange wir weg waren. Das war seine Art, uns zu beschützen.“
Obwohl Margaret die Einschränkungen ihres Vaters manchmal schwer zu ertragen fand, räumt sie ein, dass seine beschützende Haltung ihr letztlich geholfen hat. „Viele Mädchen in meiner Nachbarschaft wurden sehr früh schwanger. Diese Mädchen schämen sich und müssen oft die Schule abbrechen. Ohne Arbeit oder Schulabschluss wird die Ehe als einzige Möglichkeit gesehen. Diese Mädchen sitzen den ganzen Tag mit einem Baby auf dem Schoß vor dem Haus.“
Fehlende Gesundheitserziehung und Verhütungsmittel sind nur einige der Gründe für Kinderheirat, sagt Margaret. „Aufgrund tief verwurzelter sozialer Normen halten es die Menschen in vielen Teilen Kenias für normal, dass ein Mädchen zur Heirat gezwungen wird. Oft spielt auch die Armut eine Rolle, wenn Eltern ihre Töchter in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft verheiraten.“
Margaret ist entschlossen, die Zukunft von Mädchen in Kenia zu verbessern. Sie und andere junge Aktivistinnen des Programms „She Leads“ kämpfen dafür, dass Mädchen eigene Entscheidungen über Beziehungen, ihren Körper und die Wahl ihres Ehepartners treffen können.
„Die Vereinten Nationen wollen die Kinderheirat bis 2030 abschaffen, aber sie müssen den Mädchen und jungen Frauen zuhören.“
Im Juli 2023 reiste Margaret zum Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen nach Genf, um mit Delegierten der Mitgliedsstaaten über die Ursachen von Kinderheirat und die oft harte Realität, in der sich verheiratete Mädchen befinden, zu sprechen. Ihr Ziel war es, dass die Mitgliedsstaaten die Resolution zur Kinderheirat, über die alle zwei Jahre abgestimmt werden muss, erneut verabschieden. „Ich habe mich dafür eingesetzt, dass die Rechte und das Wohlergehen von Mädchen in den Mittelpunkt des Textes gestellt werden“, erklärt sie.
Enttäuscht darüber, dass sie eine der wenigen jungen Delegierten in Genf war, betont Margaret: „Die Vereinten Nationen wollen die Kinderheirat bis 2030 abschaffen, aber sie müssen den Mädchen und jungen Frauen zuhören. Woher sollen sie sonst wissen, ob die Maßnahmen ihren Erfahrungen und Bedürfnissen entsprechen?“
Kurz nach ihrer Rückkehr erhielt Margaret die Nachricht, dass die Vereinten Nationen die Resolution gegen Kinderheirat erneut verabschiedet haben. „Das hilft uns jungen Aktivistinnen und den Nichtregierungsorganisationen, die führenden Regierungen der Welt zur Rechenschaft zu ziehen, wenn es um Kinderheirat und den Schutz der Rechte von Mädchen geht“, sagt sie. Doch die junge Aktivistin fügt hinzu: „Eine Resolution allein kann die Ursachen von Kinderheirat nicht bekämpfen, dazu braucht es eine Veränderung der gesellschaftlichen Normen und eine strukturelle Bekämpfung der Armut.“
Auf die Frage, was ihr Vater von ihrem Engagement hält, antwortet Margaret: „Er würde es nicht laut sagen, aber ich weiß, dass er stolz ist.“
Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büros in Kenia und den Niederlanden erstellt.