- Mehr als die Hälfte der Mädchen (52 Prozent) sind bereits vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet
- 1,4 Millionen Kinder leiden an akuter Unterernährung
- 2,47 Millionen Menschen sind von einer Hungersnot bedroht, wenn sie keine Hilfe erhalten
Adeng (Foto oben) wurde verheiratet, als sie noch ein Mädchen war. „Als ich mein Elternhaus verließ, war ich noch jung“, sagt die heute 18-Jährige. „Seitdem haben wir zu kämpfen. Unsere Feinde greifen uns ständig an. Wir haben viel zu erleiden und sind ständig auf der Flucht. Sie entführen unsere Leute, vor allem Frauen und Kinder. Während der letzten Überschwemmungen haben wir all unsere Lebensmittel verloren, und jetzt müssen wir hungern.“
In Südsudan besteht für Mädchen ein erhöhtes Risiko, in jungen Jahren verheiratet zu werden. Wenn Lebensmittel knapp sind, vergrößert sich diese Gefahr. Denn in solchen Zeiten gehen besonders viele Mädchen nicht mehr zur Schule, weil sie stattdessen verstärkt zum Überleben der Familie beitragen müssen. Ihre Eltern versuchen gleichzeitig, ihre Töchter bald zu verheiraten, damit die Verantwortung für Nahrung und Versorgung an den Ehemann übergeht.
Die Rechte der Kinder – insbesondere der Mädchen – werden in einigen südsudanesischen Gemeinschaften schon im Alter von fünf Jahren verletzt: Kinder werden in diesem Alter bereits einem Mann für die künftige Ehe versprochen. Örtliche Älteste bestimmen, sobald ein Mädchen das heiratsfähige Alter erreicht hat – meist im Alter von 15 Jahren. Dann darf ihr „Ehemann“ sie zur Frau nehmen.
Einige Eltern erkennen die Bedeutung von Bildung für ihre Töchter und erlauben ihnen, die Heirat hinauszuzögern und damit länger in der Schule zu bleiben. Aber wenn die Schulen zum Beispiel wegen bewaffneter Konflikte geschlossen werden, besteht für Mädchen, die dort besser geschützt gewesen wären, die Gefahr einer frühen Heirat.
„Ich kehrte zurück in die Schule und beendete die 8.Klasse.“
Gayin war ebenfalls eine Kinderbraut, aber sie überredete ihren Ehemann, sie wieder zur Schule gehen zu lassen. „Ich besuchte früher eine Akademie in Juba“, erklärt Gayin. „Ich habe bis zur 5. Klasse gelernt, dann wurde ich nach Pibor gebracht. Meine Mutter hat mich dort verheiratet. Ich ging zum Haus meines Mannes. Als die 6. Klasse begann, bat ich ihn, mir zu helfen, wieder zur Schule zu gehen. Er sagte mir: ,Kein Problem, geh zurück in die Schule.‘ Ich kehrte zurück und beendete die 8. Klasse. Ich bin sehr glücklich!“
Die Arbeit von Plan International Südsudan umfasst die Verteilung von Nahrungsmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln in einigen der entlegensten Teile des Landes. In Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm (WFP) führen wir ein Schulspeisungsprogramm für 92.000 Kinder sowie Programme zur Unterstützung von Mädchen beim Schulbesuch und bei der Rückkehr in die Schule durch.
Marc Tornow hat Adengs und Gayins Geschichte mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.