Die Bilder von Tropensturm „Freddy“ gingen um die Welt. Gleich zweimal innerhalb eines Monats hatte der Zyklon 2023 im südöstlichen Afrika schwere Schäden angerichtet und Menschenleben gefordert. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde traf er dabei auch die Küste von Mosambik – und zerstörte Häuser, Ernten und Infrastruktur. In den überfluteten Gebieten war es anschließend zu einer Nahrungsmittelkrise und Fällen von Cholera gekommen.
„Diejenigen, die am meisten darunter leiden, sind Frauen, Kinder und ältere Menschen“, erklärt Alberto Augusto, der Leiter des Nationalen Instituts für Katastrophenrisikomanagement (INGD) im Distrikt Jangamo im Süden von Mosambik. „Wir glauben, je besser die Menschen informiert sind, desto besser können sie auf extreme Wetterereignisse reagieren und die Auswirkungen minimieren.“
„Je besser die Menschen informiert sind, desto besser können sie auf extreme Wetterereignisse reagieren.“
Mit Unterstützung von Plan International engagiert sich daher ein Komitee, das Katastrophenrisiken minimieren will. Das Komitee hat allein in den Dörfern von Jangamo 25 freiwillige Mitglieder und ist Teil eines INGD-Netzwerks von Hilfskräften auf Gemeindeebene entlang des Indischen Ozeans. Oberstes Ziel der Mitglieder ist es, den Menschen im Bedarfsfall dabei zu helfen, die Folgen von Überschwemmungen sowie Dürren und anderen extremen Wetterereignissen zu bewältigen. Ein wichtiger Schritt sind Warnungen, etwa vor nahenden Wirbelstürmen.
„Die meisten Menschen haben kein Radio, geschweige einen Fernseher, um die Nachrichten zu verfolgen, also sehen sie uns als zuverlässige Informationsquelle.“
Argentina Arnaldo ist seit der Gründung des Ausschusses im Jahr 2010 Mitglied. „Ich gehöre zur Gruppe für Frühwarnung. Ich bin einer derjenigen, die mit Megafonen durch die Gemeinde gehen, um die Bevölkerung vor der Ankunft von Wirbelstürmen zu warnen, über Überschwemmungen oder Dürren zu informieren und über die Maßnahmen, die dann ergriffen werden sollten“, sagt er.
„Jedes Ausschussmitglied wurde für einen bestimmten Bereich ausgewählt, weil es über besondere Fähigkeiten oder Kenntnisse auf diesem Gebiet verfügt“, erklärt Arnaldo. „In meinem Fall wurde ich ausgewählt, weil ich ein guter Kommunikator bin und gerne rede. Ich glaube, die Menschen in der Gemeinde folgen meinen Empfehlungen. Die meisten Menschen haben kein Radio, geschweige denn einen Fernseher, um die Nachrichten zu verfolgen, also sehen sie uns als zuverlässige Informationsquelle.“
Die Ausschüsse warnen die Menschen nicht nur im Vorfeld von drohenden Katastrophen, sondern sind auch nach extremen Wetterereignissen vor Ort, um sie zu informieren, wo Schäden entstanden sind und welche Gefahren sich daraus ergeben können, etwa wenn Masten umgeknickt sind und Straßen blockieren. Zudem helfen die Teams bei Rettungs- und Aufräumarbeiten oder um betroffene Menschen in Notunterkünfte zu geleiten.
Um die Notfallkomitees bei ihrer Arbeit zu unterstützen, hat Plan International im Rahmen seiner internationalen Zusammenarbeit Notfallsets zur Verfügung gestellt, die unter anderem Werkzeug, Gummistiefel, Handschuhe und Megafone enthalten. „Es gibt zwar noch nicht genug Sets für alle Mitglieder, sodass wir oft nicht in der Lage sind, überall mit der gebotenen Dringlichkeit zu helfen, aber trotzdem tun wir schon heute viel für die Gemeinschaft“, berichtet Ausschussmitglied Cabral Jacinto.
Die Bevölkerung sieht die Komitees als eine Art Notfalldienst an, der Straßen räumt, umgestürzte Bäume entfernt und Schäden dokumentiert – aber nicht immer ist ihnen bewusst, dass es sich hierbei um freiwillige Kräfte handelt.
„Einige Gemeindemitglieder denken, dass wir für diese Arbeit bezahlt werden, weil wir diese orangefarbenen Westen tragen“, erklärt Cabral Jacinto. „Wir erleben oft, dass bei Katastrophen wie Stürmen oder Wirbelstürmen, bei denen Bäume auf Häuser stürzen und alles überschwemmt ist, einige Leute hier nichts tun, um den Opfern zu helfen, weil sie denken, dass die Komitees das alles erledigen.“
Trotzdem erkennen viele Gemeindemitglieder die lebensrettende Arbeit der Gruppenmitglieder an und schätzen ihre Arbeit, die sie für die Sicherheit leistet. „Vor 2010 gab es keine Unterstützung dieser Art, und alle Hilfe, die wir erhielten, kam von der Regierung“, sagt Glória Alexandre. „Es dauerte lange, bis Hilfe ankam – manchmal Wochen oder Monate, und es dauerte zu lange, bis sich unser Leben wieder normalisierte.“
Das derzeitige El-Niño-Wetterphänomen hat bereits überall im südlichen Afrika zu geringen Niederschlägen und höheren Temperaturen geführt. Viele Regionen in Mosambik sind von Hitze betroffen, sodass Ernten verdorrt sind. In Jangamo werden sich die geringeren Niederschläge wahrscheinlich ebenfalls auf die Erträge auswirken.
Die Ausschussmitglieder halten das derzeitige El-Niño-Wetterextrem für so dringlich, dass sie die örtliche Bevölkerung über die möglichen Folgen und Risiken informieren. Im Zuge der Trockenheit droht den Gemeinden 2024 eine Nahrungsmittelknappheit. „Wir geben Informationen darüber an die Bevölkerung weiter, um sie vorzubereiten“, sagt Joaquim Mazive, einer der Koordinatoren im Ausschuss. „Die Familien haben bereits damit begonnen, Blattgemüse, Samen und Getreide zu konservieren sowie Fisch und andere Meeresfrüchte zu trocknen, damit sie länger haltbar sind.“
Trotz der Herausforderungen, die der Klimawandel und der begrenzte Zugang zu Informationen darüber mit sich bringen, bleiben die Menschen im Süden Mosambiks widerstandsfähig. Sie reagieren – begleitet von den ehrenamtlichen Katastrophenschutzkomitees – proaktiv auf mögliche Bedrohungen.
Dieser Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Mosambik erstellt.