Vor ein paar Jahren erfuhr die Astronomie-begeisterte Katharina Nottbohm von einer hybriden Sonnenfinsternis. Die Eklipse sollte in Timor-Leste eintreten. Damals erschien ihr ein Besuch in dem kleinen südostasiatischen Land weit hergeholt.
Doch dann fand die 22-Jährige einen perfekten weiteren Grund, um sich auf den Weg zu machen, berichtet sie: „Ein Flyer von Plan International machte mich darauf aufmerksam, dass Mädchen in vielen Ländern nicht gleichberechtigt sind und eine Patenschaft dazu beitragen könnte, sich für die Rechte von Mädchen einzusetzen.“
Plötzlich kam die Idee auf, eine Patenschaft in Timor-Leste abzuschließen und das Mädchen zur Zeit der Sonnenfinsternis zu besuchen. Katharina Nottbohm schrieb an Plan in Hamburg, ihr Vater schenkte ihr die Patenschaft und es kamen die ersten Bilder des Patenmädchens Arcanjela aus den Bergen von Ainaro.
Wegen der Corona-Pandemie schien es lange nicht sicher, dass die Reisepläne aufgehen würden, denn Osttimor, wie das Land auch genannt wird, öffnete seine Grenzen erst spät. „Zum Glück half uns Plan International bei den Reisevorbereitungen. Am 14. April 2023 kamen wir nach vielen Stunden Reisezeit in der Hauptstadt Dili an“, erinnert sich die Plan-Patin.
„Es war ein Abenteuer, in die Berge zu fahren.“
Regen hatte die Straßen zum Teil abgesenkt und beschädigt. Von Dili bis nach Ainaro sind es 110 Kilometer. Doch drei Stunden reichten für die Fahrt Richtung Süden keinesfalls aus. „Es war ein Abenteuer, in die Berge zu fahren, aber erfahrene Plan-Mitarbeiter halfen uns dabei. Vor allem unser routinierter Fahrer Roger und Belchior, der Programm- und Patenschaftsmanager, der uns so viel über das Land erzählte.“
Am Nachmittag dann endlich in Ainaro angekommen, warteten schon Arcanjela und ihre Großeltern auf die weit gereisten Gäste. „Sie legten uns zur Begrüßung ,Tais‘ um den Hals, selbstgewebte Stoffschals mit verschiedenen Mustern. Arcanjela ist erst sieben Jahre alt und war sehr ängstlich – sie war noch aufgeregter als ich selbst.
„Nach der Begrüßung gab es ein gemeinsames Essen“, erinnert sich Katharina Nottbohm. „Am besten wurde es, als wir die mitgebrachten Buntstifte auspackten. Zuerst malten wir einfache Sachen wie Blumen und Häuser. Dann kompliziertere, wie die Tiere, die Arcanjela zuhause hat. Ein Fahi (Schwein), eine Bussa (Katze) und eine Laho (Maus). Am schönsten ist der Kopukopu geworden, der Schmetterling.“
Übersetzt in die Lokalsprache Tetum hat Plan-Mitarbeiter Belchior. „Meine Vorbereitungen, selbst auf Tetum mit Arcanjela zu sprechen, vergaß ich vor lauter Aufregung. Aber mithilfe der Zeichnungen haben wir uns verständigt und Spaß gehabt.“
„Mithilfe der Zeichnungen haben wir uns verständigt und Spaß gehabt.“
Spannend wurde es noch einmal mit den mitgebrachten Solarbrillen. Durch die geschwärzte Folie sieht man nur strahlend helle Objekte wie die Sonne. „Es machte einfach allen viel Spaß, die Solarbrillen auszuprobieren.“
Abends mussten Arcanjela und ihre Großeltern dann nach Hause fahren. „Ich hatte mich so schnell mit ihr angefreundet, dass es ganz emotional war, als wir uns verabschieden mussten. Ihre Oma Elizabeth dankte für den Besuch, dass wir für sie um die halbe Welt gereist waren“, sagt Katharina Nottbohm. „Belchior meinte, dass Arcanjela sich trotz ihres jungen Alters noch sehr lange an diese Begegnung erinnern wird. Das war ein sehr schöner Gedanke für mich. Ich bin dankbar, dass ich sie besuchen konnte.“
Am Morgen des 20. April 2023 folgte dann das nächste große Ereignis für die Plan-Patin aus Norddeutschland: In der Stadt Baucau rissen mit zunehmender Stunde die Wolken auf – und die Eklipse selbst war wolkenfrei zu bewundern: „Ein einmaliges Ereignis!“ Die Sonne erschien von einem Diamantring umgeben perfekt. „So perfekt wie unsere ganze Reise.“