Tamba Michel steht – umringt von tobenden Kindern – auf dem Schulhof und strahlt. Der Fachmann für ländliches Ingenieurwesen ist Teil eines großen Netzwerks ehemaliger Plan-Patenkinder. Vor wenigen Jahren noch tobte er ebenso als kleiner Junge herum, in Guéckedou im Osten Guineas. Inzwischen Mitte 30, gehört er zum Alumni-Netzwerk von Plan International. Es ist eine globale Initiative von Erwachsenen, die als Kinder selbst über eine Patenschaft gefördert worden sind. Sie setzten sich weltweit in ihren Lebensumfeldern für die Rechte der Kinder ein und tragen so zur weiteren Entwicklung ihrer Gemeinden und Länder bei – so auch im westafrikanischen Guinea.
„Ich wurde von 1990 bis 2002 von einem holländischen Ehepaar gesponsert“, erinnert sich Tamba. „Ich habe ihre Unterstützung sehr geschätzt. Sie schickten mir zum Beispiel zu Beginn jedes Schuljahres Schulsachen und ermutigten mich, fleißig zu lernen. Ich war eines der ersten Kinder, das die neue von Plan International gebaute Schule in unserer Gemeinde besuchte.“
Bevor Plan International in Tambas Gemeinde tätig wurde, gab es dort weder Schulen noch Gesundheitsdienste. Befestigte Straßen fehlten ebenso wie Brücken, Autos und Motorräder konnten das Dorf kaum erreichen. Auch die Wasserversorgung war sehr mangelhaft: Die Menschen deckten ihren Bedarf damals noch aus Flüssen und anderen unsicheren Wasserquellen, was oftmals Magen-Darm-Erkrankungen auslöste.
Plan International ist seit 1989 in Guinea tätig. In Zusammenarbeit mit den Programmgemeinden bekamen und bekommen Kinder und Jugendliche seitdem die Möglichkeit, an verschiedenen Schulungen teilzunehmen, um zu lernen, auch über ihre Rechte und ein geschütztes Lebensumfeld. Die Kinderrechte enthalten dafür wichtige Instrumente und auch eine Teilhabe am öffentlichen Leben ist für die Jüngsten geregelt. So beteiligen sich guineische Mädchen und Jungen inzwischen an einer Art Jugendparlament, das die Meinung der Schulkinder vertritt.
„Seit 1990 wurden hier mehrere Gemeinschaftsprojekte in die Wege geleitet, darunter der Bau von Latrinen, Entbindungsstationen, Getreidebanken für unsere Ernte, Schulen und Gesundheitszentren sowie Sensibilisierungsprojekte. Mit Radiosendungen fördern wir beispielsweise die Rechte von Kindern und ihre Bildung, insbesondere die der Mädchen“, sagt Tamba.
„Wir fördern die Rechte von Kindern und ihre Bildung, insbesondere die der Mädchen.“
Dank dieser kommunalen Entwicklungsprojekte müssen die Kinder keine langen Wege mehr zurücklegen, um zur Schule zu gehen. Und so nimmt heute die Mehrheit der schulpflichtigen Mädchen und Jungen am Unterricht teil, sie haben Zugang zu Impfungen und Frauen können an einem sicheren Ort ihre Kinder entbinden. Auch die Zahl der durch Wasser übertragenen Krankheitsfälle sei zurückgegangen, betont das ehemalige Plan-Patenkind Tamba.
Eine Plan-Patenschaft für ein Kind endet mit Erreichen des 18. Lebensjahrs – und in Guinea veranstalteten die Gemeinden zusammen mit dem Plan-Team für alle Volljährigen ein Fest. „Alle Patenkinder wurden verabschiedet“, erinnert sich Tamba. „Ich erhielt Bleche und etwas Geld, mit dem ich ein Haus mit drei Zimmern und Veranda bauen konnte, in dem ich jetzt mit meiner Familie lebe“, erzählt Tamba.
Da er der Organisation, die sein Leben verändert hat, etwas zurückgeben wollte, beschloss Tamba, sich für ein Praktikum bei Plan International Guinea zu bewerben – und erhielt einen positiven Bescheid: „2016 bekam ich meinen ersten Job bei Plan als technischer Controller für ein Grundbildungsprojekt. Dabei ging es um die Unterstützung zum Bau von 17 Grundschulen“, erklärt Tamba. Das Vorhaben wurde maßgeblich über das deutsche Plan-Büro und mit Mitteln der KfW Entwicklungsbank gefördert.
„Ich habe die Einrichtung von zwei kommunalen Lernzentren initiiert, in denen Kinder Nachhilfeunterricht nehmen können.“
„Kürzlich habe ich einen weiteren Posten bei Plan in Guinea angenommen – dabei geht es um die technische Begleitung weiterer Infrastrukturprojekte: Zum Bau einer Schule mit drei Klassenräumen und Latrinen, eines Gesundheitspostens mit Wasserversorgung sowie die Renovierung eines Entbindungszentrums“, so der Fachmann für ländliches Ingenieurwesen.
Doch bei aller Arbeit liegt Tamba auch seine eigene Gemeinde weiterhin am Herzen. So wirkt er dort bei einer Initiative mit, die die Menschen für eine bessere Förderung und Bildung von Kindern sensibilisieren möchte. „Ich habe die Einrichtung von zwei kommunalen Lernzentren initiiert, in denen Kinder Nachhilfeunterricht nehmen können, um Lesen und Schreiben zu lernen. Zurzeit gibt es insgesamt 50 Schulkinder, darunter 22 Mädchen.“
Die Geschichte von Tamba Michel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Guinea erstellt.