Die Schule im südsudanesischen Lakes State unterrichtet Tausende von Kindern. Die Klassenzimmer aus Beton sind normalerweise voll mit Schüler:innen, aber in letzter Zeit kommen jeden Tag weniger Kinder. Viele bleiben stattdessen zu Hause, da das Land mit der zunehmenden Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen hat.
"Der schwierigste Monat war der Juli. Das liegt daran, dass die Pflanzen, die wir angebaut haben, nicht geerntet werden konnten“, sagt Hellena, während sie über das vergangene Jahr nachdenkt. „Wir essen nur einmal am Tag, am Abend. Morgens und mittags essen wir nichts. Meine Familie baut eigentlich Erdnüsse, Sorghum und Mais an. Aber wir konnten nichts ernten, weil es seit fast zwei Monaten nicht geregnet hat.“
„Wir konnten nichts ernten, weil es seit fast zwei Monaten nicht geregnet hat.“
Die Familie der 17-jährigen Schülerin ist auf die Landwirtschaft angewiesen für Nahrung und eine Einnahmequelle, aber wegen der Dürre mussten ihre Eltern andere Möglichkeiten finden, um sich und ihre Kinder zu ernähren. „Meine Mutter kauft Erdnüsse, verarbeitet sie und verkauft die Paste auf dem Markt. Mein Vater verkauft Zucker am Straßenrand. Aber das Geld, das sie verdienen, reicht selten aus, um Lebensmittel für die ganze Familie zu kaufen. Manchmal gibt es einen ganzen Tag nichts zu essen“, erzählt Hellena.
An Hellenas Schule führte Plan International zuvor mit Unterstützung des Welternährungsprogramms ein Schulspeisungsprogramm durch, aber aufgrund von Finanzierungsengpässen, die auch auf die durch den Konflikt in der Ukraine verursachten steigenden Lebensmittelpreise zurückzuführen sind, wurden diese Programme drastisch gekürzt.
„Die Schule ist für mich und meine Mitschüler:innen sehr schwierig geworden“, sagt Hellena, die mit ein paar Freundinnen in der Pause vor dem Schulgebäude sitzt. „Wir haben zum Beispiel Schwierigkeiten, dem Nachmittagsunterricht zu folgen. Der Lehrer erzählt Dinge und gibt uns Aufgaben, aber wir können uns nicht konzentrieren. Ich kann nur morgens, etwa bis 11 Uhr aufpassen, danach komme ich kaum noch mit.“
Einige von ihren Klassenkameradinnen kommen gar nicht mehr zur Schule. In Krisenzeiten sind es oft die Mädchen, die am meisten leiden: Viele Familien sehen mehr Wert darin, ihre Söhne zur Schule zu schicken, während sie ihre Töchter zuhause behalten, damit sie den Haushalt erledigen, sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern oder bei der Suche nach Nahrung und Wasser helfen.
"An manchen Tagen bleibe ich zu Hause. Es gibt Zeiten, in denen ich so hungrig bin, dass ich denke, es wäre Verschwendung, zur Schule zu gehen. Der Januar war der letzte Monat, in dem ich zwei Mahlzeiten zu mir genommen habe. Seitdem esse ich nur noch einmal am Tag, oder gar nicht", sagt die 15-jährige Martha, während sie ihr Mathebuch in ihre Schultasche packt.
„Der Januar war der letzte Monat, in dem ich zwei Mahlzeiten zu mir genommen habe. Seitdem esse ich nur noch einmal am Tag, oder gar nicht“
"Mein Vater bittet mich manchmal, zu Hause zu bleiben und ihm bei der Suche nach Lebensmitteln zu helfen. Meine Familie lebt von der Landwirtschaft, aber dieses Jahr wächst nichts. Wir haben im April ausgesät, aber die Pflanzen sind eingegangen, weil es nicht geregnet hat. Wir haben im Juni erneut gepflanzt, aber wir warten immer noch auf Erträge.“
„Selbst wenn ich zur Schule ginge, würde ich nichts lernen.“
Für Martha ist es manchmal eine schwierige Entscheidung, ob sie zur Schule gehen oder zu Hause bleiben soll. "Selbst wenn ich zur Schule ginge, würde ich nichts lernen", sagt sie und erklärt, dass sie es oft vorzieht, zu Hause zu bleiben und nach Essen zu suchen.
Das Schulessen bietet den Kindern nicht nur Nahrung, sondern auch die Motivation und die Kraft, weiter zu lernen. Damit Kinder und ihre Eltern nicht mehr zwischen Bildung und ausreichender Ernährung wählen müssen, bemüht sich Plan International mit Hochdruck um neue Finanzmittel, damit die Organisation wieder Schulspeisungen und andere lebenswichtige Unterstützung bereitstellen kann.